Wer Karriere machen will, muss vollen Einsatz zeigen und immer bereit sein, auch die Extrameile zu gehen – davon ist Dolkar Samkhar, District Managerin beim Personalvermittler Randstad, überzeugt. Mit dieser Einstellung kommt sie schnell voran: Angefangen hat Samkhar bei Randstad im Jahr 2014 als Consultant. 2018 wurde sie Filialleiterin in Zürich. In diesem Jahr hat sie nun den nächsten Karrieresprung gemacht – und das mitten in der Corona-Krise. Seit Oktober ist sie für den Bereich Office, also kaufmännische Profile, in der ganzen Schweiz zuständig.

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Viele ehrgeizige Nachwuchs- und Führungskräfte, die wie Samkhar gerade mitten im Aufbau ihrer Karriere stecken, haben die Träume von einem solchen Karrieresprung gerade erst mal auf Eis gelegt. Wie soll man denn auch mitten in der Pandemie vorankommen? Alle sitzen die meiste Zeit zu Hause in ihren Homeoffices. Statt beim Chef Präsenz zu zeigen, persönliche Kontakte zu pflegen und in Meetings und Präsentationen zu glänzen, bleiben nur Zoom-Calls und Telefonanrufe, um sich bei Kollegen und Chefs in Erinnerung zu rufen. Mittagessen mit den richtigen Leuten in der Kantine? Ein informeller Kaffee mit dem Chef in der Teeküche? Beim gemeinsamen Überstunden-Schieben Bindungen zu anderen Leistungsträgern aufbauen? Findet alles nicht mehr statt. Wie sollen die Vorgesetzten da noch mitbekommen, dass man grade die Extrameile geht und dabei nicht auf der Stelle treten will?

Nur nicht aufgeben, rät Karriereberaterin Anne Forster. Die Homeoffice-Situation sollten Karrieristen nicht zu pessimistisch sehen. Denn anders als befürchtet kann das Pandemie-Jahr sogar zum Karriere-Turbo werden. Nämlich für diejenigen, die es schaffen, auch virtuell Kontakte und Beziehungen zu Entscheidern zu pflegen und aufzubauen und digital Aufmerksamkeit auf ihre Leistung und Kompetenz zu lenken.

Netzwerken auf neuen Kanälen

Viele Führungskräfte tun sich schwer mit der Führung von übers Land verstreuten Teams und fürchten, dass ihre Mitarbeitenden nicht so leistungsfähig und motiviert sind wie sonst.

Wer jetzt das Gegenteil beweist und zeigt, dass er oder sie in einer schwierigen Zeit weiter leistungsbereit ist und die virtuelle Kommunikation beherrscht, hat bei den Chefs schnell einen Stein im Brett. «Die Initialzündung liegt bei einem selbst. Wer etwas an seiner beruflichen Situation ändern möchte, muss jetzt das Beste aus der Situation machen und selbst aktiv werden», sagt Karriereberaterin Forster.

Tipps und Tricks

▶︎ Weiterbildung: Sprechen Sie mit dem Chef ab, welche Kompetenz Sie jetzt weiterbringt. Keine Kurse auf Vorrat.

▶︎ Chance: In vielen Firmen hat Corona das Geschäft auf den Kopf gestellt. Positionieren Sie sich in Bereichen, die künftig wachsen.

▶︎ Visibilität: Die Regeln zur Sichtbarkeit in Sitzungen gelten auch in Zoom-Calls.

▶︎ Kontakt: Viele Vorgesetzte wollen Inputs von Mitarbeitenden. Suchen Sie virtuell proaktiv Kontakt.

Randstad-Aufsteigerin Samkhar sieht das auch so. Die besagte Extrameile lässt sich ihrer Meinung nach problemlos von zu Hause aus zurücklegen. «Das Homeoffice ist heute kein Karrierehindernis mehr», sagt Samkhar selbstbewusst. Bei ihrem Arbeitgeber waren die Voraussetzungen, auch im Homeoffice weiter Eindruck zu machen, gut: «Bei uns wird die Leistung vor allem über die Ergebnisse gemessen, die man erzielt», sagt Samkhar. Eine klassische Präsenzkultur, in der man Ehrgeiz vor allem durch möglichst lange Anwesenheit im Büro ausdrückt, gab es also nicht.

Auch vor den Corona-Einschränkungen hat sie regelmässig von zu Hause aus gearbeitet – mobiles Arbeiten sind die Berater gewöhnt. Daher wissen sie auch: Erfolgreiches Netzwerken ist auf vielen Kanälen möglich. Und nötig. «Dadurch, dass ich sowieso mit vielen Schnittstellen und Stakeholdern zu tun habe, die in anderen Regionen oder Ländern arbeiten als ich, haben auch vor der Pandemie bereits viele Meetings online stattgefunden», sagt Samkhar.

Dadurch hat sie bereits viel Erfahrung damit, persönliche Beziehungen auch über die Distanz hinweg aufzubauen. Beziehungen liessen sich auch aus dem hauseigenen Bürostuhl heraus pflegen, betont sie. «Man kann auch am Telefon, in Videokonferenzen oder über Online-Plattformen Präsenz zeigen.»

Bedürfnis nach Kommunikation

Wichtig ist dabei, nicht nur innerhalb des Unternehmens sichtbar zu sein und sich mit Fachkenntnis und Persönlichkeit zu positionieren. Zwar bieten sich gerade kaum Konferenzen und Tagungen zur externen Netzwerkpflege an. Dafür ist jetzt in den digitalen Netzwerken besonders viel los. Mit ein wenig Engagement lässt sich dort aus eigener Kraft eine starke Personenmarke und Positionierung aufbauen. Das ist zwar aufwendig, kann sich aber karrieretechnisch auszahlen: «In der Schweiz werden rund 50 Prozent der Stellen nicht ausgeschrieben, sondern über den verdeckten Arbeitsmarkt vergeben», sagt Karrierecoach Martin Weiss. «Wenn ich als Arbeitnehmer also eine Firma finde, bei der zu arbeiten ich mir gut vorstellen kann, dann sollte ich mich mit jemandem aus dem Führungskreis oder der Personalabteilung vernetzen und über die Firma und mögliche Jobs sprechen.»

Auch hierbei kann die aktuelle Situation sogar ein Vorteil sein: Die Krise verbindet als gemeinsames Erlebnis und gemeinsame Herausforderung, die fast alle Menschen persönlich und beruflich betrifft.

Das Bedürfnis nach Austausch und Kommunikation ist daher bei vielen Menschen jetzt besonders gross – und das gilt besonders für die Entscheider in Unternehmen, die zurzeit vor grossen Herausforderungen stehen. Das ist eine gute Gelegenheit, auch eigene Erfolge, Pläne und Ideen anzusprechen. Es signalisiert: Hier ist jemand motiviert und denkt mit, statt vor einer schwierigen Lage zu kapitulieren.

Womit wir wieder bei der Extrameile wären. Egal ob beim eigenen Arbeitgeber oder in einem neuen Unternehmen: Wer Karriere machen will, muss Engagement zeigen. Und dafür sorgen, dass dieses Engagement auch wahrgenommen wird. «Arbeitnehmende sollten Erfolge kommunizieren und nicht davon ausgehen, dass der Chef das von allein sieht. Ausserdem kommt es gut an, aktiv Arbeit einzufordern, wenn man grade Kapazitäten frei hat», sagt Karrierecoach Weiss.

Diese Erfahrung hat auch Dolkar Samkhar gemacht: «Vor allem im Homeoffice sieht man nicht unmittelbar, was eine Person alles macht und leistet», sagt sie. «Man muss seine Erfolge immer wieder proaktiv nach aussen kommunizieren.»