Frau Petropaki, am 8. März ist der International Women’s Day. Ein Grund zu feiern?
Der Tag ist für uns fraglos sehr wichtig, da er Bewusstsein schafft fürs Thema Gender Equality respektive für die Schieflage, in der unsere Businesswelt nach wie vor ist.

Frustriert?
Nein, mir war von Anfang an klar, dass es erstens ein Weg der kleinen Schritte sein wird und zweitens ein sehr, sehr langer Weg, bis wir unser Ziel Gender Equality erreichen.

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Wann ist es so weit?
Geht die Entwicklung wie bis anhin, 2078.

Wie bitte, noch 56 Jahre?
Wir werden das beschleunigen, Ideen und Initiativen haben wir zahlreiche. Von einer verspreche ich mir besonders viel: Dieses Jahr werden CEOs unserer Mitglieder dank Virtual Reality die Geschäftswelt für einmal in einem Frauenkörper erleben.

Die Ökonomin

Alkistis Petropaki (55) ist seit 2015 General Manager von Advance – einer Initiative für «Gender Equality in Business». Davor war die Ökonomin über 20 Jahre in der Konsumgüterbranche tätig.

Was versprechen Sie sich davon?
Horizonterweiterung, persönliche Betroffenheit und Bewusstsein, was zum Katalysator werden kann für die Entwicklung. Ich treffe immer wieder Manager, die sich für unsere Anliegen starkmachen und in ihren Firmen etwas bewegen, weil sie eine Tochter haben und nicht wollen, dass sie in die heutige Businesswelt hineinmuss.

Ihre Mitglieder sind das Who is who der Schweizer Wirtschaft, und doch geht nichts. Ist die Mitgliedschaft eine Nelke fürs Revers?
Wir machen kein Pink Washing! Mit der Mitgliedschaft ist vieles verbunden. Erstens bieten wir vieles an zur Stärkung weiblicher Talente unserer Members. Zudem unterschreiben unsere Mitglieder eine Charta und bekennen sich dazu, sich für ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis zu engagieren. An regelmässigen CEO-Breakfasts kommt es zu Reality Checks und Austausch – und der eine und andere Stein ins Rollen. Langsam, aber sicher beginnen auch Männer zu verstehen, dass Gender Equality nicht nur den Frauen nützt, sondern allen.

Wie sich die Wirtschaftselite ihr Netzwerk knüpft

Kein Ort für Frauen und junge Wilde – während sich Privatclubs und verschwiegene Männerbünde neu erfinden müssen, hat die Wirtschaftselite von morgen längst ihre eigenen Netzwerke geknüpft (Abo).

Allen? Im Effekt heisst dies mehr Frauen, weniger Männer – sie sind die Verlierer.
Solange Männer denken, der Kuchen werde kleiner für sie, wenn mehr Frauen generell in die Arbeitswelt und im Besonderen in Führungspositionen streben, geht es nicht vorwärts, das ist klar. Ich gehe aber davon aus, dass immer mehr Männer die Chance erkennen, die sich ihnen bietet, ihr Rollenverständnis zu überdenken – und sich zu emanzipieren.

Iris Kuhn Spogat
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