Frau Meyer, wie können Sie als SP-Politikerin, die sich Gleichstellung auf die Fahne geschrieben hat, gegen die AHV-Revision sein?
Mattea Meyer: Aus Respekt vor der Arbeit, die die Generation meiner Mutter geleistet hat: Viele haben ein Leben lang gearbeitet, ohne Kitas, in schlecht bezahlten Teilzeitjobs, und hüten dann ab 55 oder 60 Enkel oder pflegen ihre Eltern. Diese Frauen haben eine deutlich schlechtere Rentensituation als die Männer ihrer Generation – und jetzt sollen sie auch noch ein Jahr länger arbeiten und werden dann erst noch schlechtergestellt? Finde ich stossend.

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Schlechtergestellt? Das müssen Sie erklären.

Ein Beispiel: Eine Pflegefachfrau mit Kindern hat immer Teilzeit gearbeitet. Verlängert sie heute freiwillig bis 65, bekommt sie eine höhere Rente als die sogenannte Kompensation, welche die Vorlage für die Übergangsgeneration vorsieht.

Demgegenüber stehen sieben Milliarden Franken Mehreinnahmen für die AHV.

Und die fallen nicht vom Himmel, sondern werden von Frauen und Ehepaaren bezahlt, die auf einen Teil ihrer Rente verzichten.

Verzichten?

Den Frauen entgehen durch die Erhöhung 26 000 Franken, Ehepaaren 24 000 Franken.

Wie kommen Sie auf diese Beträge?

Ein Jahr länger arbeiten heisst ein Jahr länger AHV-Beiträge bezahlen, im Schnitt etwa 3500 Franken, und ein Jahr weniger Rente beziehen, deren Median bei 22 000 Franken liegt.

Wie bitte? Sie haben bei der Rechnung ein Jahr länger Lohn nicht einkalkuliert?

Bewusst. Mir geht es darum zu zeigen, dass mit der Vorlage einer Generation Frauen, die schon so viel auf sich genommen hat, nun auch noch ein Rentenverlust und dieses Minusgeschäft zugemutet werden.

Die Vorlage hat gute Aussichten: Gemäss Trendbarometer der SRG sind zwei Drittel dafür und innerhalb Ihrer Partei offenbar auch fast die Hälfte.

Die Zahlen sind mit Vorsicht zu geniessen. Eine Umfrage von Tamedia hat ergeben, dass zwei Drittel der Frauen dagegen sind.

Wie wird die Abstimmung vom 25. September ausgehen?

Wir werden unser Bestes geben, um besser zu erklären, dass Frauen und Ehepaare verlieren, wenn sie der Vorlage zustimmen. Die Kompensation ist einfach zu mickrig.

Iris Kuhn Spogat
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