Warum wurde Dieter Vranckx zum neuen CEO der Swiss ernannt, nicht aber der interne Kandidat Markus Binkert? Letzterer, Stadtzürcher und Zünfter, galt als Favorit – und mit dem Wechsel von Vranckx nach Kloten muss dessen Job als CEO der Lufthansa-Tochter Brussels Airlines neu besetzt werden, den er nicht einmal ein Jahr lang ausgeübt hat.

Über die wahren Gründe für den überraschenden Entscheid schweigen sich Swiss wie auch Konzernmutter Lufthansa aus – obwohl beide infolge der staatlichen Finanzgarantien einem höheren Rechtfertigungsdruck für ihre Entscheide unterliegen. Denn letztlich haftet für Swiss nun der Steuerzahler. Das macht die Airline ein Stück weit zur öffentlichen Firma.

Argumentiert wird mit Vranckx’ «internationaler Erfahrung» dank Stationen in den USA und Südostasien. Doch bei einer Airline, die immer stärker aus der Konzernzentrale gesteuert wird, kommt es weniger auf Weltläufigkeit als vielmehr auf die Pflege der Heimmärkte, der Mitarbeiter sowie, Stichwort Staatsgarantie, auf politisches Geschick an. Zudem haben Vranckx’ Vorgänger auf dem Posten, Christoph Franz, Harry Hohmeister sowie Noch-Chef Thomas Klühr allesamt keine Auslandsstationen im CV, und keiner der drei gilt als Fehlbesetzung.

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Binkert und Vranckx kennen sich seit bald 20 Jahren

Probleme in der künftigen Zusammenarbeit dürfte es keine geben, obwohl Insider Binkert als «etwas angefressen» bezeichnen. Binkert und Vranckx kennen sich seit bald 20 Jahren, mal war der eine Vorgesetzter, mal der andere; als fachlich top gelten beide.

Als Binkert noch Berater bei Bain war, soll Vranckx als Swiss-Manager sein Auftraggeber gewesen sein. Binkert wiederum soll, als er 2013 zum Kommerzchef der Schweizer Airline aufstieg, Vranckx zurück zur Swiss geholt haben, der dann Binkerts vorherigen Job als Verkaufsdirektor der DACH-Märkte übernahm. Bis dahin hatte Vranckx von Chicago aus die Gebiete USA-Midwest und Kanada für Lufthansa Cargo bearbeitet. Beide wohnen an der Zürcher Goldküste, treffen sich auch privat.

Wiederholt Vranckx die Sparübung von Brussels?

So bleibt Raum für Spekulation: Welche Rolle spielte etwa Lufthansa-Vorstand Christina Foerster, die Brussels präsidiert und im Swiss-VR sitzt? Spielte die immer wieder gern beschworene leichte Rivalität zwischen den Alphatieren Hohmeister und Carsten Spohr, dem Konzern-CEO, eine Rolle, weil Binkert als Hohmeister-Vertrauter gilt? Und soll Vranckx womöglich die brutale Sparübung von Brussels, wo ein Viertel der Jobs gestrichen wird, bei Swiss wiederholen?

Seine ersten Entscheide ab Januar werden wohl solche Fragen beantworten.

Dirk Ruschmann
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