Jahrzehnte prägte Ivan Glasenberg den Zuger Rohstoffkonzern, seit 1984 ist er dabei, nach 2002 war er CEO. Nun tritt er ab – Mitte 2021 soll Gary Nagle den Chefposten übernehmen.

Die Nachfolge war lange vorgespurt, Glasenberg selber hat den Generationenwechsel auf verschiedenen Managementposten vorangetrieben, die Weitergabe des obersten Postens ist nur der letzte Schritt in diesem Prozess.

Nagle, den Bloomberg einmal «Mini-Ivan» nannte, ist ein ähnlicher Typ wie Glasenberg, wie er aus Südafrika, wie er im Kohlebusiness gross geworden, wie er ein unzimperlicher Macher. Das dürfte für Kontinuität sorgen. Umso mehr, als Glasenberg nicht wirklich weg ist: Mit 9,1 Prozent der Aktien bleibt er ein Machtfaktor. Wie aus seinem Umfeld verlautet, will er seinen Anteil behalten, und dies auf Jahre hinaus. Er werde als «aktiver Aktionär» seinen Zöglingen weiter auf die Finger schauen, hat er im kleinen Kreis wissen lassen.

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Mit dem Wechsel aus der Kritik?

Dennoch wird mit dem Generationenwechsel auch ein Wandel von Glencore verbunden sein. Denn die Firma steht in der Kritik, nicht nur wegen Umweltsünden im Ausland, sondern auch ganz generell wegen der strategischen Positionierung: Glencore ist einer der grössten Kohleproduzenten der Welt. Kohle aber gilt nicht nur bei kämpferischen Umweltschützern als «dirty business», sondern immer mehr auch bei den grossen institutionellen Investoren wie dem US-Fondshaus Blackrock oder dem norwegischen Staatsfonds Norges, die sich immer schärfere Limiten für Kohleinvestments auferlegen oder sich gleich gänzlich zurückziehen.

Der Druck dürfte tendenziell eher zunehmen, Glencore ist gefordert. Wie BILANZ im Sommer erfahren hat, wird vor diesem Hintergrund auch eine radikale Lösung erwogen: ein Spin-off des Kohlebereichs. Dann könnte die Rest-Glencore auf die «clean metals» wie Kupfer, Kobalt oder Nickel setzen, die für zukunftsträchtige Industrien wie Elektroautos gebraucht werden.

GARY NAGLE, 44

Gary Nagle (45), ab Mitte nächsten Jahres CEO von Glencore, gilt als Kopie von Vorgänger Glasenberg.

Quelle: ZVG

Bereits haben die Banken die Blaupausen für ein solches Spin-off gezeichnet. Auch ein Verkauf der Kohlesparte ist eine Option, doch damit würde man den Chinesen – denn diese wären für ein solches Business ein wahrscheinlicherer Käufer als der umweltsensible Westen – ein Monopol in diesem Bereich ermöglichen.

Neue Klimaziele gesetzt

Aktuell versucht man bei Glencore die grossen Aktionäre mit einer weiteren Verschärfung der Emissionsziele bei der Stange zu halten. Am 4.  Dezember, dem gleichen Tag, an dem auch Glasenbergs Rückzug kommuniziert wurde, gab die Firma an einem Investorenkongress ihre ambitionierten neuen Klimaziele bekannt. So will der Rohstoffkonzern bis 2050 seine Emissionen auf null reduzieren. Schon bis 2035 sollen die Emissionen über das ganze Spektrum hinweg um 40  Prozent reduziert werden.

Laut hohen Glencore-Vertretern wird nun abgewartet, wie die grossen Investoren auf diese Signale reagieren. Sollte der Druck aber nicht abnehmen und die Aktionäre gar als grosse, geschlossene Gruppe mit klaren Forderungen ans Management herantreten, dann dürften die Blaupausen wohl wieder aus der Schublade geholt werden.

Erik Nolmans
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