Wie risikoreich jemand mit seinen Investments, im Strassenverkehr oder im Sexualverhalten ist, hat auch mit dem Schlaf zu tun. Zumindest hat Daria Knoch (52) jüngst aufgezeigt, dass die persönliche Neigung zu riskantem Verhalten davon abhängt, wie viele langsame Hirnwellen man im Schlaf in einem bestimmten Hirnareal aufweist.

Wie diese sogenannten Slow Waves im rechten präfrontalen Kortex (vordere Hirnregion) genau beschaffen sind, ist fürs Verständnis nicht entscheidend. Wichtiger ist: «Probanden und Probandinnen, die dort im Tiefschlaf weniger langsame Wellen aufwiesen, zeigten sich im anschliessenden Experiment risikofreudiger.»

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Allein um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, hat die Professorin für Soziale Neurowissenschaften an der Universität Bern mit ihrem Team rund eineinhalb Jahre geforscht – und Ansätze aus Medizin, Sozialer Neurowissenschaft und Ökonomie verbunden. «Die Teilnehmenden mussten ungestört bei sich zu Hause schlafen, weshalb wir ein portables EEG-Gerät mitentwickelt haben.»

Doch genau das begeistert die Zürcherin an der Forschung: die offene Suche nach Lösungen. Ihre Leidenschaft für Kreativität entwickelte sie schon als Kind und lebt sie heute etwa auch als Vorstandsmitglied der Kunsthalle Bern aus. Zum Studium an der Universität Zürich sei sie einst mehr oder minder zufällig gekommen, wie sie sagt, vertiefte sich aber schon früh auch in die beiden medizinischen Nebenfächer und forschte an der Neurologischen Klinik des Universitätspitals Zürich.
 

Prof. Dr. Daria Knoch, Leiterin der Abteilung Soziale Neurowissenschaft und Sozialpsychologie am Institut für Psychologie, Universität Bern

Nächstes Projekt Knoch will herausfinden, ob der Schlaf erklären kann, wie sich Menschen belohnen.

Quelle: Lea Meienberg

Später arbeitete sie auch beim bekannten Ökonomen Ernst Fehr und forschte für ein Jahr im amerikanischen Princeton am Center for the Study of Brain, Mind and Behavior, wo sie alle ihre wissenschaftlichen Interessen vereinen konnte.

Ob nun risikoreiches Verhalten gut oder schlecht sein kann, will sie gar nicht beurteilen. «Wir machen die Grundlagenforschung dazu», sagt sie. Andere Forscher können darauf aufbauend nun Techniken einsetzen, um die langsamen Hirnwellen gezielt zu beeinflussen.

Das nächste Projekt hat Knoch bereits gestartet: Sie will herausfinden, ob man ebenfalls im Schlaf anhand der langsamen Wellen erklären kann, ob sich jemand lieber sofort belohnt oder die Belohnung aufschiebt im Wissen um eine höhere Belohnung in der Zukunft. Die Neurowissenschaftlerin Für ihre Forschung

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