Es hat fast etwas Tragisches – sie ist Milliardärin und braucht doch dringend Geld. Denn für die Sicherung der Macht im Konzern hat sie sich über beide Ohren verschuldet. Ein Jahrzehnt hat Margarita Louis-Dreyfus um das alleinige Sagen im Unternehmen gekämpft und dafür Familienmitglieder ihres 2009 verstorbenen Gatten Robert Louis-Dreyfus ausbezahlt. Zuletzt konnte sie ihren Anteil auf 96  Prozent erhöhen. Kostenpunkt des ganzen Manövers: 900 Millionen Dollar.

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Geld, das sie nicht hatte, denn ihr Reichtum ist vor allem in der Firma gebunden. Und so griff ihre Hausbank Credit Suisse ihr mit einem Darlehen von 1,03 Milliarden Dollar unter die Arme. Allerdings zum Preis einer gefährlichen Abhängigkeit, denn als Sicherheit musste sie ihr Mehrheitspaket unterlegen.

Firmenanteile nach Abu Dhabi verkauft

Nun fliesst frisches Geld in ihre Kassen: Am 11.  November gab die Louis Dreyfus Company (LDC) bekannt, dass ADQ, ein Staatsfonds aus Abu Dhabi, eine Beteiligung von 45  Prozent erworben hat. Damit öffnet die Familie erstmals in der 169-jährigen Geschichte das Unternehmen für einen Aktionär von aussen. Wie viel Geld geflossen ist, ist nicht bekannt. Im Juni, nach der Auszahlung der Dividenden, betrug der Buchwert des Unternehmens 4,5 Milliarden Dollar.

«Margarita Louis-Dreyfus schickt ihre Freiheit in die Wüste»
  • Zehn Jahre hat Margarita Louis-Dreyfus gebraucht, um sich die Macht im Familienkonzern zu sichern. Nun begibt sie sich in neue Abhängigkeiten. Ein Kommentar.
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Nun löst sie den Kredit bei der CS ab, wie Margarita Louis-Dreyfus gegenüber BILANZ bestätigt: «Ihre Frage kann ich bejahen. Ein Teil von dieser Transaktion ist für die Schuldbegleichung geplant.»

Doch das Geld soll auch ins Unternehmen selber fliessen: Rund 800 Millionen Dollar aus der Transaktion werden in LDC investiert, gaben die Unternehmen nach dem Abschluss des Deals bekannt. Damit sollen strategische Investments unterstützt und die Firma gestärkt werden. Dies ist nötig, denn Margarita Louis-Dreyfus hat den Konzern durch den Abfluss üppiger Dividenden finanziell geschwächt. Seit Jahren gönnt sie sich hohe Zahlungen – dieses Jahr waren es erneut 302 Millionen Dollar.

Dennoch ist der Plan, sich mit diesen Geldern die Schuldenlast nach und nach von den Schultern zu schaffen, offenbar nicht aufgegangen – und der Verkauf von 45 Prozent an den Wüstenstaat nun der Ausweg. Auch wenn sie in ihrem verschachtelten Firmenimperium die Mehrheit behält, hat sie damit doch neue Abhängigkeiten geschaffen: Am Grossaktionär aus Abu Dhabi kommt sie zukünftig nicht vorbei.

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Enge Beziehung zur Credit Suisse

Beraten wurde sie beim Deal von der Credit Suisse, bei ADQ war Rothschild die beratende Bank. Damit manifestiert sich ihre unverändert enge Beziehung zur Schweizer Grossbank, die schon seit Jahren spielt. Denn die CS betreute bereits die grosse Transaktion von 2014, als sie den Schwestern ihres verstorbenen Gatten eine erste Tranche abkaufte und ihren Anteil von 60 auf 80 Prozent erhöhte.

Dass sie sich derart in die Hände der Bank begibt, zeugt von grossem Vertrauen. Eine der Schlüsselfiguren dieser Beziehung arbeitet inzwischen in ihren Diensten: Patrick Treuer, ehemals im Schweizer Investmentbanking der CS unter Marco Illy. Treuer betreute die Geschäftsbeziehungen zu ihr, und dies offenbar so gut, dass sie ihn abwarb: 2015 wechselte Treuer zu LDC.

Inzwischen zum Finanzchef befördert, ist der Ex-CS-Mann bis heute ein wichtiger Vertrauter. In dieser Funktion war er auch die Drehscheibe beim Verkauf nach Abu Dhabi – in enger Zusammenarbeit mit den Investmentbankern seines ehemaligen Arbeitgebers.

Erik Nolmans
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