Sie kennen all die Gründe, weshalb es den Aktien angeblich nicht gut gehen kann. Inflation. Schwaches Wachstum. Kriege, von denen man befürchtet, dass sie sich ausweiten. Und so weiter. Gehen Sie jedoch davon aus, dass der Bullenmarkt noch anhält, wie schon 2023. Denn junge Bullenmärkte sind schwerer totzukriegen, als man denkt. Sind sie erst einmal ein Jahr alt, so wie dieser, werden sie fast immer auch zwei Jahre alt.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Meine Prognose für 2024 lautet daher: moderate zweistellige Aktiengewinne weltweit, angetrieben von wirtschaftlicher Resilienz und politischem Rückenwind. Grosse Wachstumsaktien führen den Reigen zunächst an, was Luxusgüter sowie US-amerikanische und niederländische Technologiewerte begünstigt. Zum Jahresende werden vermutlich die Substanzaktien führen, was auch die Banken und Industriewerte im SPI stärkt. Das gilt ebenfalls für Europa.

Meine Prognose für 2023 sah keine weltweite Rezession, eine sich abkühlende Inflation und die Erholung der globalen Aktien und Anleihen in einem von Tech- und Wachstumsaktien angeführten Bullenmarkt vor. Genau so kam es. Die weltweiten Aktien stiegen um 12,6 Prozent, die Technologiewerte sprunghaft um 39,4 Prozent. US-Aktien kletterten in Franken um 15,1 Prozent. Die Schwäche von Roche und Nestlé drückte zwar etwas auf die Schweizer Renditen, trotzdem stieg der SPI nach den Tiefstständen Ende Oktober noch um 6,1 Prozent. Schwindende Rezessions- und Zinserhöhungsängste verliehen den Schweizer Finanz- und Industriewerten Auftrieb. Die Anleihen legten in einem späten Anstieg auf breiter Front zu.

Trotz Befürchtungen wuchs das Schweizer BIP. Auch das amerikanische BIP stieg im Q3 annualisiert um 4,9 Prozent. Schwachstellen wie Deutschland bildeten die Ausnahme, nicht die Regel. 

Die Politik als Wachstumsmotor

Die Politik hat den Aktien geholfen. Die US-Zwischenwahlen Ende 2022 zementierten den Stillstand, dessen Marktzauber ich hier beschrieben habe. Die Politik verleiht weiterhin Rückenwind. Ja, Rückenwind!

In der Schweiz haben die Wahlen im Oktober den Status quo wiederhergestellt, den die Märkte gut kennen. Das ist toll! Und 2024 ist ein US-Präsidentschaftswahljahr. Seit dem Jahr 1925 stiegen die US-Aktien in 83,3 Prozent der Jahre, in denen die US-Bürgerinnen und -Bürger ihren Präsidenten wählen, und zwar im Schnitt um 11,4 Prozent. Wenn die Aktien im zweiten Präsidentschaftsjahr fielen (wie 2022), ging es seit 1932 in den nachfolgenden vier Jahren (wie 2024) stets aufwärts – durchschnittlich um 15,7 Prozent.

Wie ich Ihnen im August gezeigt habe, breitet sich der Wahloptimismus weltweit aus – auch in der Schweiz. Die Korrelation des SPI mit dem S&P 500 beträgt 0,74. Das ist viel, wenn 1,00 eine parallele und minus 1,00 eine gegenläufige Bewegung bedeutet.

Und die Wirtschaft? Die relative Schwäche Europas ist durch die endlosen Sorgen bereits eingepreist. Der neue Rekord des DAX beim «müden Mann Europas», sprich Deutschland, beweist das. Anderswo hält das leichte Wachstum an. Ideal für Aktien! Schwachstellen gibt es weltweit immer, aber derzeit verfügt keine über eine Schockwirkung. Die weltweiten Inflationsraten werden sich weiter verbessern, wenn das Geldmengenwachstum abnimmt.

«Handelszeitung Invest»-Newsletter
Anlagetipps und -strategien auf den Punkt gebracht! Abonnieren Sie jetzt den «Handelszeitung Invest»-Newsletter.

Gute Aussichten für Schweizer Luxusgüteraktien

Die grossen globalen Wachstumsaktien dürften früh in Führung gehen. Dazu zählen Schweizer Luxusgüter, deren satte Bruttomargen von 63,2 Prozent ihr Wachstum in einem schwachen globalen Umfeld selbst finanzieren. Das ist selten! Kaufen Sie auch US-Technologiewerte.

Sobald die wirtschaftliche Resilienz deutlicher wird und die kurzfristigen Renditen im Verhältnis zu den langfristigen zu fallen beginnen, dürften die Substanzaktien vorn liegen. Warum? Weil dann die Kreditvergabe für Banken profitabler wird und infolgedessen ihre Geldbeutel lockerer sitzen. Bessere Kreditbedingungen helfen den Substanzwerten am meisten. Sie sind durch ihre schwächeren Bilanzen und schwankenden, wirtschaftlich empfindlichen Einkünften stärker von Krediten abhängig.

In diesem Fall sollten die Schweizer Banken und Industriewerte in der zweiten Jahreshälfte 2024 die Nase vorn haben. Entscheidend ist jedoch, dass dieser Bullenmarkt keine Zinssenkungen braucht. Der kräftige Aktienanstieg seit dem Tief 2022 beweist das!

Bekannte, eingepreiste Befürchtungen werden diesen frühen Bullenmarkt nicht zerstören. Dazu bräuchte es einen heftigen Schock aus dem Verborgenen. Ich sehe nichts Derartiges kommen. Bleiben Sie 2024 optimistisch, aber flexibel.