Mehr als 1500 US-Anlegerinnen und -Anleger, die entweder menschliche oder digitale Beratung in Anspruch nehmen, wurden danach gefragt, welche Aspekte der Beratungsdienstleistung sie besonders schätzen. Die Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild: Ob menschliche oder digitale Beratung bevorzugt wird, hängt von der jeweiligen Aufgabe ab.

Fast 90 Prozent der befragten Digitalkunden und -kundinnen würden einen Wechsel zu einer Beratung durch einen Menschen in Betracht ziehen. Grundsätzlich messen die Kunden und Kundinnen, die menschliche Beratung in Anspruch nehmen, den Beratungsleistungen einen höheren Wert bei als die Kundschaft von Robo-Beratung.  

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Ein Umfrageergebnis sticht heraus und lässt erhebliches Wachstumspotenzial für menschliche Beraterinnen und Berater erkennen: 88 Prozent der digital beratenen Anlegenden sind grundsätzlich bereit, zu einer menschlichen Beraterin zu wechseln. 93 Prozent der Anlegenden mit menschlicher Beratung schliessen einen Wechsel zu einem Robo-Berater dagegen aus.  

1. Beratung hat immer einen Wert  

Unabhängig davon, welche Art von Beratung sie in Anspruch nehmen, glauben Anlegerinnen und Anleger, dass sie mit Beratung bessere Ergebnisse erzielen als allein. Anlegende, die menschliche Beratung in Anspruch nehmen, schätzen ihre durchschnittliche Jahresrendite auf 15 Prozent, gehen jedoch davon aus, dass sie ohne Beratung lediglich eine Rendite von 10 Prozent erzielt hätten.

Über den Autor

Ramon Vogt, CFA, kam im Jahr 2018 zu Vanguard und ist als Senior Sales Executive für die Betreuung von Grosskunden und Key Accounts in der deutschsprachigen Schweiz verantwortlich. Zuvor war er 16 Jahre in verschiedenen Positionen bei der Credit Suisse in London, New York und Zürich tätig, unter anderem als Investment Specialist für Derivate und zuletzt als Head of Structured Asset Solutions.

Er verfügt über einen BA in Business Administration, Banking and Finance von der Hochschule Luzern und hat an einem internationalen Austauschprogramm in Antwerpen teilgenommen. Ausserdem ist er CFA Charterholder, Mitglied der Schweizer CFA Society und Inhaber des Certificate in ESG Investing des CFA Institute.

Der «gefühlte» Mehrwert beträgt also 5 Prozentpunkte pro Jahr. Rein digital beratene Kundinnen und Kunden gaben eine durchschnittliche Portfoliorendite von 24 Prozent an und schätzten die Rendite, die sie in Eigenverantwortung erzielt hätten, auf 21 Prozent, was einem Mehrwert von 3 Prozentpunkten pro Jahr entspricht.  

2. Anleger und Anlegerinnen legen Wert auf die emotionale Komponente menschlicher Beratung  

Die Studie zeigt auch, dass Anlegende für die emotionalen Aspekte professioneller Finanzplanung Wert auf menschliche Beratung legen. Zu den wichtigsten emotionalen Beratungskomponenten gehören unter anderem:  

  • Aufbau einer persönlichen Verbindung/Beziehung: 76 Prozent bevorzugen menschliche Beratung, 16 Prozent digitale Dienste.  
  • Einfühlungsvermögen für die persönliche Situation: 75 Prozent  bevorzugen menschliche Beratung, 18 Prozent digitale Dienste.  
  • Zuhören und Verständnis: 73 Prozent bevorzugen menschliche Beratung, 19 Prozent digitale Dienste.  

3. Robo-Beratung erfüllt eine wichtige Aufgabe

In einigen Bereichen wünscht sich die Kundschaft menschliche Beratung, für bestimmte Aufgaben ziehen sie dagegen digitale beziehungsweise automatisierte Lösungen vor, zum Beispiel für die Diversifizierung ihres Portfolios und die effiziente Verwaltung von Steuern und Kapitalgewinnen.    

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4. Insgesamt sind die Kundinnen und Kunden sehr zufrieden  

Wie die Umfrage zeigt, sind 84 Prozent der Anlegenden mit menschlichen Beratern sowie 77 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer digitaler Dienste mit dem Service zufrieden. Sie legen also grundsätzlich Wert auf professionelle Beratung, doch Abweichungen in den Antworten beider Kundengruppen lassen erkennen, dass die Beratenden durchaus Kundinnen und Kunden digitaler Dienste abwerben können.  

5. Demografische Daten spielen keine Rolle bei der Entscheidung für ein bestimmtes Beratungsmodell  

Was die Automatisierung einzelner Leistungen innerhalb eines Serviceangebots angeht, so unterscheiden sich Millennials nach den Ergebnissen der Analyse und entgegen der landläufigen Meinung nicht von anderen Altersgruppen. Die befragten Anlegerinnen und Anleger wurden in verschiedene Altersgruppen unterteilt (Millennials, Generation X, Babyboomer usw.), es konnte jedoch in ihren Antworten eine hohe Korrelation festgestellt werden.

Auf den Punkt gebracht: Jüngere und ältere Anlegende sind sich in der Frage relativ einig, welche Dienstleistungen automatisiert werden sollten – und welche nicht.

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