Und plötzlich ist das böse R-Wort wieder da. Ökonomen bemühen ja gern elaborierte Zahlenkolonnen über Absatzzahlen, Preissteigerungen oder Einkaufsprognosen, um Prognosen zu wagen, die leider zu selten stimmen. Dabei gibt es eine elegante Abkürzung: der «R-Index». Wie oft taucht das Wort Rezession in den Leitmedien auf?

Immerhin liessen sich mit der Häufung des Schreckenswortes die Abschwünge von 1981, 1990 und 2001 trefflich vorhersagen. Und siehe da, das zeigen die Börsenzuckungen auch diese Woche: Das hässliche R-Wort hat wieder Konjunktur – vom «Economist» bis zur «NZZ».

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Genügend Instrumente zur Bekämpfung?

Dabei handelt es sich allerdings um eine besonders ausgeklügelte Variante: Niemand behauptet, dass die Rezession unmittelbar bevorsteht, schon gar nicht in der Schweiz, für die die Konjunkturforscher in ihren herbstlichen Vorhersageleien auch für nächstes Jahr ordentliches Wachstum zwischen 1,7 und 2 Prozent prognostizieren.

Nein, es geht vor allem darum, ob für die noch in der Ferne liegenden nächsten Rezession genügend Instrumente vorhanden sind, um sie zu bekämpfen – sprich: Ist genügend Löschflüssigkeit im Tank, wenn der Brand ausbricht?

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Zinsen müssten eigentlich erhöht werden

Konkret gesprochen führt das zu der hochinteressanten Frage: Sind die Zinsen bei einer Rezession bereits hoch genug, um sie wieder senken zu können? Eine interessante Debatte, die eindrücklich demonstriert, wie sich die Ökonomenzunft so herrlich im Kreis drehen kann.

Eigentlich müssten die Zinsen erhöht werden, damit mehr Löschmittel im Tank ist – die US-Notenbank etwa senkt bei einer Rezession die Zinsen um durchschnittlich 4 Prozentpunkte. Doch eine Zinserhöhung, besonders in der noch immer fragilen Eurozone, würde die Rezession erst befeuern – ein Teufelskreis.

Tröstliches Fazit: Wie auch immer es kommt – die Zinsen bleiben langfristig tief. Und das heisst für die zuletzt so durchgeschüttelten Börsen:  Aktien bleiben auf lange Sicht attraktiv. Ja, die Zeiten sind schnelllebig wie nie. Aber eine alte Weisheit gilt noch immer: Buy and hold works!

Dirk Schütz
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