Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank sind in einer Art und Weise in Aktion getreten, die noch vor einem Jahr unvorstellbar gewesen wäre.

Unter dem früheren Präsidenten Donald Trump taten die USA – in beiden Institutionen der grösste Anteilseigner mit Vetorecht – wenig, um deren Politik zu gestalten. Jetzt übernehmen die USA die Führung und helfen armen Ländern, auf die Corona-Krise zu reagieren.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Die Vorreiterin dieses Ansatzes ist Finanzministerin Janet Yellen. Im vergangenen Monat schrieb Yellen in einem Brief an ihre G20-Kollegen, dass kein Land allein den «Sieg über die doppelte Gesundheits- und Wirtschaftskrise erklären» könne, die durch die Pandemie verursacht worden sei. «Dies ist ein Zeitpunkt, der zum Handeln und für Multilateralismus gemacht ist.»

Verschlechterte Verschuldungssituationen

Yellens Brief steht für eine willkommene Abkehr von Trumps Rücksichtslosigkeit. Denn: Viele Länder brauchen definitiv Hilfe, nicht zuletzt, weil sich die Verschuldungssituation infolge der Covid-19-Krise vielerorts verschlechtert hat.

Die G20 hat bereits einen zweigleisigen Ansatz entwickelt, um hoch verschuldeten Ländern zu helfen. Erstens bietet sie einen befristeten Zahlungsaufschub für Zins- und Tilgungszahlungen an. Zweitens plant sie, die Schuldentragfähigkeit durch einen gemeinsamen Rahmen zum Umgang mit Schulden zu verbessern.

Doch diese Unterstützung muss ausgeweitet werden. Erfreulicherweise haben die G20 nun, da die USA ihren Widerstand gegen eine neue SZR-Zuteilung aufgegeben haben, zugestimmt, dass der IWF an einer solchen arbeiten kann. SZR sind sogenannte Sonderziehungsrechte aus einem Währungskorb der IWF-Mitglieder.

Paola Subacchi ist Professorin für Internationale Wirtschaft an der Universität London.

Der Wert des SZR basiert auf einem Währungskorb (dem US-Dollar, dem Euro, dem japanischen Yen, dem chinesischen Renminbi und dem britischen Pfund). SZR fungieren zwar nicht als Währung, können aber in frei verwendbare Währungen getauscht werden.

Yellen sucht Lösungen 

Sonderziehungsrechte sind nicht entwickelt worden, um einkommensschwachen Ländern zu helfen. Stattdessen sollten sie die offiziellen Reserven der IWF-Mitgliedsländer ergänzen und Liquiditätsprobleme lösen, zu einer Zeit, als der Dollar direkt in Gold konvertierbar war.

In Anbetracht dessen wird der Anteil der SZR, den jedes Land bei einer bestimmten Zuteilung erhält, durch seine IWF-Quoten bestimmt. Nach diesem System würden die G20-Länder 68 Prozent einer SZR-Zuteilung erhalten, wobei die USA, das Vereinigte Königreich und die grössten Volkswirtschaften der Europäischen Union satte 48 Prozent beanspruchen würden.

Die armen Länder würden derweil lediglich 3,2 Prozent dieser Zuteilung erhalten.
Anders gesagt fliessen SZR tendenziell denjenigen zu, die sie am wenigsten brauchen.

Und die Wahrscheinlichkeit, dass Länder mit niedrigem Einkommen die SZR, die sie erhalten, in frei verwendbare Währungen konvertieren, ist höher. Janet Yellen hat dies erkannt und ihre Bereitschaft signalisiert, mögliche Lösungen in Betracht zu ziehen.

So könnten die G20-Länder die SZR, die sie nicht benötigen, zur Unterstützung der wirtschaftlichen Erholung in einkommensschwachen Ländern einsetzen. Dies könnte den Weg für die Einrichtung von SZR-basierten Fonds ebnen.