Die unvermittelte Erklärung der chinesischen Regierung, den Reichtum künftig besser verteilen zu wollen, hat für Turbulenzen bei den Luxusgütervaloren gesorgt. Da wohlhabende Personen durch diese Ankündigung direkt betroffen sind, vermuten Investoren nun Absatzprobleme bei Luxusgüterfirmen wie Richemont, Hermès, LVMH und anderen. Die Kurse der entsprechenden Titel sind dementsprechend massiv unter Druck gekommen.

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Asien ist das Mass der Dinge

Das ist wenig erstaunlich, wenn man weiss, dass 35 bis 55 Prozent der Umsätze dieses Sektors in Asien erzielt werden, wobei der grösste Anteil auf China entfällt. Der chinesische Konsument trägt somit wesentlich zum Wachstum der Luxusgüterkonzerne bei. Im Geschäftsjahr 2020/21 realisierte Richemont, der führende Luxusgüterkonzern der Schweiz, einen Drittel seines Umsatzes in China.

Die Regulierungsmassnahmen der chinesischen Führung wecken Erinnerungen an die Anti-Korruptionskampagne von Xi Jinping im Jahr 2012, welche zu einer kräftigen Abschwächung des Uhrenmarktes führte. Die Chinesen wagten es damals nicht mehr, sich mit einer Luxusuhr am Handgelenk zu zeigen. Die Richemont-Aktie hatte zwischen 2013 und 2016 fast die Hälfte ihres Wertes verloren. Erst 2016 zogen die Uhrenexporte nach Festlandchina wieder nachhaltig an.

Politische Eingriffe habe nur kurzfristige Auswirkungen

Die chinesische Regierung hat offensichtlich ein klares Ziel vor Augen und beabsichtigt vor allem, Druck auf exzessiven Reichtum auszuüben, um eine gerechtere Wohlstandsverteilung zu gewährleisten. Wirtschaft und Wachstum werden aber weiterhin unterstützt. Der Luxusgütersektor hat sich immer sehr dynamisch gezeigt, kräftige Korrekturen sind nichts Neues.

Die Autorin

Karine Patron ist Vermögensverwalterin bei der Banque Bonhôte & Cie SA.

Aus historischen Erfahrungen weiss man aber, dass die Auswirkungen solcher politischen Massnahmen in der Regel von kurzer Dauer sind. Nur ein tiefgreifender Kurswechsel in China würde auch längerfristige Folgen haben, wie uns das Jahr 2012 vor Augen geführt hat.

Der europäische Luxusgütersektor wurde bis anhin mit einer Prämie von 90 Prozent gegenüber dem MSCI Europe gehandelt, im historischen Schnitt sind es 50 Prozent. So machen die aktuellen Korrekturen Luxusgütervaloren wie Swatch und Richemont auf längere Sicht wieder attraktiv.

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