Obwohl das Thema Nachhaltigkeit in den Medien viel Aufmerksamkeit erhält und die Anleger die Wichtigkeit von ökologischen, sozialen und ethischen Aspekten bei der Auswahl von Anlagen betonen, werden nachhaltige Anlagen aktuell nur wenig genutzt. Zu diesem Schluss kommt der LGT Private Banking Report zum Anlageverhalten von vermögenden Kunden in der Schweiz, Österreich und Deutschland.

Banken finden zu wenig interessante Anlage-Stories

Die Hälfte der Anleger gibt sich in der Studie zwar überzeugt, dass nachhaltige Vermögensanlagen helfen würden, ethische Standards in der Wirtschaft durchzusetzen, soziale Bedingungen zu verbessern und die Umwelt und das Klima zu schützen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Zwischen den Aussagen und dem tatsächlichen Verhalten klafft allerdings eine grosse Lücke: Nur gerade 10 Prozent des Vermögens von Schweizer Anlegern ist auch wirklich nach nachhaltigen Kriterien investiert, schreibt LGT in einer Mitteilung. Nachhaltige Anlagen seien demnach «eher Lippenbekenntnisse als Taten». Die Anleger gewichten reine Renditeüberlegungen klar höher als Umwelt- oder soziale Risiken.

«Es ist den Banken nicht wirklich gelungen, den Anlegern eine fundierte Informationsbasis oder spannende Investment-Stories zu Nachhaltigkeit zu vermitteln», wird Teodoro Cocca, Professor für Asset Management an der Johannes Kepler Universität Linz und Leiter der Studie, in der Mitteilung zitiert. «Es scheint, als ob die Banken das Thema nachhaltiges Anlegen gegenüber aussen stärker forcieren als in der Kundenberatung», so Cocca weiter.

«Nachhaltiges Anlegen hat noch Luft nach oben»

Dabei wünschten sich Kunden mehr Information und bekundeten Interesse an konkreten Produktangeboten. Dadurch könnten auch hartnäckige Vorurteile gegenüber nachhaltigen Anlagen, wie der vermeintliche Renditenachteil, abgebaut werden, so Cocca weiter. «Nachhaltiges Anlegen hat noch Luft nach oben.»

Denn inzwischen belegten die meisten Studien, dass nachhaltige Anlagen langfristig bessere Renditen erzielten. Aber noch immer 31 Prozent der Schweizer Private-Banking-Kunden glaubten, dass die Rendite von nachhaltigen Anlagen im Gegensatz zu traditionellen Anlagen generell tiefer sei.

Ein Grossteil der Befragten zeigt sich durchaus «besorgt» über den Klimawandel (83 Prozent) und die sich zunehmend öffnende Schere zwischen Armen und Reichen (75 Prozent). Ebenfalls signalisieren sie ein grosses Interesse an der Integration von ESG-Kriterien (43 Prozent) in Anlagen, nachhaltigen Fonds (48 Prozent), Impact Investing und Microfinance (55 Prozent).

Die Studie von LGT erscheint am selben Tag, an dem die Schweizerischen Bankiervereinigung mitteilt, dass der Finanzplatz Schweiz eine führende Position im Bereich der nachhaltigen Finanzwirtschaft einnehmen könne. Der Schweizer Finanzplatz sei dank dem «Zusammenspiel von Erfahrung, Finanzwissen, Nähe zu technologischen Lösungen und Umsetzungswillen» stark positioniert.

Total wurden in der LGT-Studie, die alle zwei Jahre durchgeführt wird, 358 Personen befragt (in Deutschland 106, in Österreich 100 und in der Schweiz 152 Personen). Zentrales Kriterium für die Teilnahme an der Befragung war das frei verfügbare Anlagevermögen, nämlich in Deutschland und Österreich mehr als 500'000 Euro und in der Schweiz mehr als 900'000 Franken. Die LGT Group ist im Besitz des Fürstenhauses von Liechtenstein.

Dieser Artikel erschien zunächst auf cash.ch unter dem Titel: «Nachhaltige Anlagen: Banken sind bei Kunden weitgehend gescheitert»

Weitere Invest-Artikel auf cash.ch

Umfassende Börsendaten und tagesaktuelle Informationen zu Invest-Themen stellen wir auf unserer Seite cash.ch bereit.