Drei von zehn Frauen in der Schweiz können ihr Leben nicht selber finanzieren. Und die Mehrheit dieser Frauen erwartet, dass sich das auch niemals ändern wird, wie aus einer Befragung des Zahlungsdienstleisters Mastercard hervorgeht.

Demnach fühlen sich 29 Prozent der Frauen hierzulande in finanziellen Belangen abhängig von anderen Personen. Und 62 Prozent von ihnen gehen davon aus, niemals wirtschaftlich unabhängig zu werden. Als Grund dafür geben fast die Hälfte der Befragten ein zu niedriges Einkommen an. Ein Viertel der finanziell abhängigen Frauen verdient gar kein Geld, wie der am Mittwoch veröffentlichten Umfrage zu entnehmen ist.

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Mit ein Grund: Rollenmodelle

«Die Wahrnehmung der finanziellen Unabhängigkeit wird oft stark durch das Aufwachsen in überholten Rollenmodellen geprägt», schreiben die Studienautorinnen und -autoren. In über der Hälfte der Haushalte, in denen die Befragten aufgewachsen sind, kümmerte sich hauptsächlich der Vater um die Finanzen. In gut einem Viertel wurden finanzielle Belange unter den Elternteilen aufgeteilt und nur in 16 Prozent der Haushalte war die Mutter für die Finanzen verantwortlich.

Zudem gaben auch nur 22 Prozent der Befragten an, sie könnten sich daran erinnern, dass ihre Mutter jemals grössere Anschaffungen getätigt – also etwa ein Auto gekauft – hätten. Dabei sei es essenziell, dass Mütter ihren Töchtern finanzielle Unabhängigkeit vorlebten, so die Autorinnen.

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Unsicherheit in Finanzthemen

Was die finanzielle Abhängigkeit zusätzlich verstärkt, ist die Unsicherheit in Finanzthemen. Denn nur jede sechste Frau in der Schweiz fühlt sich gut informiert in Finanzfragen. Laut den Autoren ist es zudem bedenklich, dass sich unter den jüngeren Frauen zwischen 25 und 39 sogar noch weniger mit Finanzfragen auskennen.

43 Prozent der Frauen gaben sogar an, sie hätten überhaupt kein Finanzwissen oder höchstens Grundkenntnisse. Sie finden vor allem Themen wie Geldanlagen, Hypotheken und Steuern schwierig zu verstehen. Zudem hat jede vierte Frau Mühe mit neuen digitalen Banking-Apps oder Technologien. Ein Teil hat sogar Mühe, die eigene Gehaltsabrechnung zu verstehen.

«Wir beobachten bei Frauen ein höheres Risiko für finanzielle Engpässe und Altersarmut. Das muss sich ändern», wird die Schweiz-Chefin von Mastercard, Daniela Massaro, in der Mitteilung zitiert. Dabei habe das Unternehmen Mastercard einen der Schlüssel in der Hand, und zwar die Technologien. Die Ergebnisse der Studie würden zeigen, dass Technologien einen grossen Beitrag zur finanziellen Unabhängigkeit leisteten, so Massaro.

Digitales Banking im Trend

Denn neue Technologien schafften Transparenz im Finanzwesen und hätten jüngere Generationen hinsichtlich finanzieller Unabhängigkeit geprägt, heisst es in der Mitteilung. Und tatsächlich sind die Schweizerinnen zumindest bei der Nutzung des digitalen Bankings im europäischen Schnitt Vorreiterinnen.

83 Prozent der Befragten nutzt solche Apps, während es in den anderen Ländern im Schnitt mit 76 Prozent etwas weniger sind. Für fast die Hälfte sind Banking-Apps sogar das wichtigste digitale Werkzeug, um ihre Finanzen im Griff zu haben. Dieser Wert ist lediglich in Österreich noch höher.

Für die Studie wurden in zwölf europäischen Ländern je 1000 Frauen im Alter von 25 bis 75 Jahren befragt.

(awp/mbü)