Ob lean oder agil, lösungs- oder kundenzentriert, ob analoge Dienstleistungen oder digitale – technologische und organisationale Change-Projekte prägen den Weg in die Zukunft der Versicherungsbranche. Daran hat auch die Pandemie nicht viel verändert.

Verändert hat sich allerdings die Tatsache, dass Mitarbeitende sich seit einem Jahr nicht mehr in den Begegnungszonen austauschen, in Luncheons und Roadshows informiert werden oder sich über Mittag beim Sport zusammen auspowern können. Teamgeist, Werte und Zusammenhalt können nicht mehr vor Ort er- und gelebt werden, sondern mussten vor Monaten mit ins Homeoffice umziehen.

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Kreativität im virtuellen Raum

Nach einem Jahr Corona und einem Jahr Videocalls zeigt sich: Während das Virus vor allem Veränderungsprojekte im Bereich der Digitalisierung massiv beschleunigt hat, erzeugte die Pandemie bei den organisationalen und kulturellen Veränderungen die eine oder andere Bremsspur. Natürlich verändert das Virus eine Unternehmenskultur nicht unmittelbar, doch als eine Art Schnelltest stellt es diese auf den Prüfstand. 

Unternehmen, die schon vor Corona aktiv an ihrer Kultur gearbeitet haben und deren Werte stark verankert sind, fiel der Umgang mit der Homeoffice-Situation einfacher als anderen. «Dank sehr guter Infrastruktur ist es uns im letzten Jahr erstaunlich gut gelungen, die kulturelle und organisationale Veränderung, die wir 2019 angestossen haben, weiterzuführen», fasst HR-Chefin Daniela Fischer die momentane Situation bei Axa Schweiz zusammen.

Der virtuelle Raum, so Fischer, biete durchaus auch Chancen. «Beispielsweise können verschiedene Personen einfacher für einen Austausch zusammenkommen und dadurch involviert werden. Gerade für Change-Situationen ist dies ein entscheidender Erfolgsfaktor.» In den vergangenen Monaten seien viele kreative Ideen entstanden, wie die Zusammenarbeit auch im virtuellen Raum aufrechterhalten werden könne.

Doch nicht nur die technologischen Voraussetzungen müssen in dieser ausserordentlichen Situation erfüllt sein, Führung ist auch in der virtuellen Zusammenarbeit der Schlüssel zum Erfolg. Führungskräfte müssen klare Ziele setzen, Orientierung geben und die Beziehung auf Distanz pflegen. Damit die «Fernbeziehungen» klappen, ist zudem eine regelmässige Kommunikation unabdingbar. Und zwar keine monologisierende Phrasendrescherei, sondern die Kommunikation auf Augenhöhe und von Mensch zu Mensch – unabhängig von dessen Rolle in der Organisation. 

«Es ist keine Schande, Schwäche zu zeigen» 

Aus diesem Grund stehen bei Zurich Schweiz CEO Juan Beer sowie die gesamte Geschäftsleitung allen Mitarbeitenden für Gespräche zur Verfügung. «Mir ist wichtig, dass wir als Zurich-Familie gegenseitig aufeinander aufpassen», betont Beer. «Gerade jetzt für das grösstmögliche Wohlbefinden aller Mitarbeitenden zu sorgen, ist die wahrscheinlich schwierigste, aber auch nobelste Führungsaufgabe.» Für ihn sei klar, dass Homeoffice über eine derart lange Zeit von allen ein erhöhtes Mass an Organisation und Selbstdisziplin erfordere. «Um gesund durch diese Krise zu kommen, benötigen wir regelmässige soziale Kontakte zu unseren Kolleginnen und Kollegen, die nichts mit Arbeit zu tun haben.»

Dabei soll explizit nicht nur über geschäftliche Dinge gesprochen und im Videocall immer auf den Gesichtsausdruck und die Körperhaltung des Gegenübers geachtet werden. «Wir sind alle stark, bis wir es nicht mehr sind. Es ist keine Schande, Schwäche zu zeigen.» 

Deshalb erhalten Zurich-Mitarbeitende auch regelmässig Tipps, die den Umgang mit schwierigen Situationen erleichtern, und es steht ihnen ein Coaching Center mit erfahrenen Fachkräften zur Verfügung. Auch Axa Schweiz regt zum privaten und persönlichen Austausch im Netz an. Dazu setzt sie auf neue, mitarbeiterzentrierte Formate im Intranet, virtuelle Team-Apéros oder eine Video-Challenge. 

Krise schweisst zusammen

Beim Krankenversicherer Sympany begann jüngst eine neue Strategieperiode. Da bereits bei deren Erarbeitung 120 der rund 500 Mitarbeitenden in diversen Formaten miteinbezogen waren, setzt Suzanne Blaser, GL-Mitglied und Leiterin HR/Corporate Functions, auch in Zeiten von Homeoffice auf unterschiedlichste Online-Formate und intensive Kommunikation. «Für das Wir-Gefühl nutzen wir eine interaktive Strategie-Website sowie virtuelle Events wie den Jahresauftakt als interaktiven Livestream mit allen Mitarbeitenden.» 

Natürlich sei es zu Beginn der Pandemie gewöhnungsbedürftig gewesen, Meetings und Workshops nicht mehr physisch abhalten zu können. «Mittlerweile haben sich aber alle daran gewöhnt und die Kommunikation ist intensiver geworden.» Dies, so lässt sich mindestens vermuten, könnte ja ein Zeichen dafür sein, dass Corona wie so viele Krisen die Mitarbeitenden und das Unternehmen zusammenschweisst.