Blick in den Rückspiegel: Kundenansturm bewältigt, gesundheitspolitische Weichen gestellt
Um das vergangene Jahr der genossenschaftlich organisierten KPT zu charakterisieren, muss die Uhr noch etwas weiter zurückgedreht werden. Denn Anfang 2023 hatten die Berner mit einem Plus von 50 Prozent einen gewaltigen Ansturm neuer Kundinnen und Kunden zu verkraften. Die damit verbundenen administrativen Herausforderungen haben die rund 700 Mitarbeitenden im vergangenen Jahr trotz anderslautender Unkenrufe gut bewältigt, wie CEO Thomas Harnischberg in einem Interview mit HZ Insurance unterstrich.
Dafür wurden rund 60 neue Stellen im Unternehmen geschaffen sowie erheblich Summen in die Automatisierung und Digitalisierung der Prozesse investiert. Offensichtlich mit Erfolg: In der Grundversicherung konnten rund zwei Drittel der 200’000 Neukunden aus dem Rekordjahr gehalten und 70’000 zusätzliche gewonnen werden. Unter dem Strich blieb die Anzahl der Versicherten mit rund 550’000 stabil - das ist angesichts der stetig steigenden Prämien bei den Krankenversicherungen schon ein Leistungsausweis. Aber auch bei den Zusatzversicherten konnte die «Krankenkasse mit dem Plus» punkten und erwirtschaftete einen Gewinn von über 10 Millionen Franken.
Insgesamt neun führende Schweizer Versicherungsgesellschaften haben an der Umfrage von HZ Insurance teilgenommen. Die Beiträge im Überblick:
- Allianz Suisse
- Baloise Schweiz
- CSS
- Helvetia Schweiz
- Helsana
- KPT
- Mobiliar
- Sanitas
- Swiss Life
Auch wenn die KPT nicht das grösste Schwergewicht unter den Schweizer Krankenversicherungen ist, konnte sie gesundheitspolitisch wichtige Weichen stellen: Zunächst sorgte die Ankündigung im November 2023, aus dem Krankenkassenverband Curafutura austreten, für einen Paukenschlag. Dann zog der aufgrund seiner beruflichen Vergangenheit politisch mit allen Wassern gewaschene Harnischberg im Hintergrund zusammen mit anderen Krankenkassen-CEOs die Strippen, um an der Gründung eines neuen Verbands zu arbeiten. Das Duopol von Santésuisse und Curafutura und die Dauerstreitigkeiten zwischen den beiden Verbänden sollten ein für alle mal beendet werden.
Zu wichtig war es für die Initianten, angesichts der explodierenden Gesundheitskosten und den damit verbundenen Herausforderungen künftig mit einer Stimme zu sprechen. Dementsprechend offensiv trat Harnischberg in der Öffentlichkeit auf und nimmt auch weiterhin kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Zustände im Gesundheitswesen geht. Mit markigen Aussagen wie «Nicht jedes Täli braucht ein Spitäli» oder «Es braucht nicht mehr als sechs bis acht Krankenkassen» beispielsweise, sorgte er für manche Schlagzeilen.
Besondere Highlights: Innovative Produkte und Services in der Grund- und Zusatzversicherung lanciert
Da ging es im Unternehmen vergleichsweise ruhiger zu. Im vergangenen Jahr wurde die Strategie weiter vorangetrieben und vor allem in die Digitalisierung investiert. Zusammen mit der Gesundheitsplattform «Well» entwickelten die Berner ein neuartiges digitales Grundversicherungsmodell. Die Basis von KPTwin.smart bildet die Well-App mit vielseitigen Angeboten im Bereich der ambulanten und stationären Versorgung. Dieses Modell, das die Behandlung zentral über eine App steuert, ist ein Novum und eröffnet für KPT-Versicherte Zugang zu einer Vielzahl von digitalen Dienstleistungen innerhalb der Well-App, die von über 300’000 Userinnen und Usern genutzt wird. Exklusiv für die Versicherten von KPT wurden zusätzliche Services in Well integriert, darunter die Dienstleistungen von BetterDoc, Medi24 und der Onlineapotheke Zur Rose.
Im Zusatzversicherungsgeschäft - in dem KPT rund 310’000 Kundinnen und Kunden versichert - wurde im vergangenen Jahr mit «Pulse» ebenfalls ein neues Produkt lanciert, das nach eigenen Angaben Sport, Prävention und mentale Gesundheit in einem Paket vereint. Das Paket soll die Grundversicherung ergänzen und die Gesundheit ganzheitlich fördern.
Blick voraus: Konzentration aufs Kerngeschäft und Balance behalten
«Es ist der KPT gelungen, eine gute Balance zu finden zwischen finanzieller Stabilität und den mittelfristigen Wachstumszielen», betont Harnischberg. In diesem Jahr will die KPT den eingeschlagenen Weg weitergehen: «Wir wollen die einfachste Krankenkasse mit dem Plus an Kundenfokus sein», zeigt er sich optimistisch. Dabei soll die Konzentration dem Kerngeschäft gelten und zusätzlich das Kundenportal und die App modernisiert werden.
Als treibende Kraft hinter dem neuen Branchenverband gilt sein weiterer Blick natürlich seinem Herzensprojekt «prio.swiss»: «Es ist beeindruckend, was innert kürzester Zeit entstanden ist und wie konstruktiv die Versicherer zusammenarbeiten, um die Branche zu vereinen», freut er sich über den gelungenen Start.
Nicht allein aufgrund des politischen Engagements hat sich KPT im Markt als national bedeutende Krankenkasse etabliert. Mit einem offensichtlich ansprechenden Preis-Leistungsverhältnis sowie kundennahen Produkten und Dienstleistungen wird die KPT auch künftig eine gewichtige Rolle spielen.