Herausforderungen inspirieren Doris Russi Schurter: «Die Versicherungsindustrie ist stark im Umbruch. Mit der Digitalisierung, neuen Playern im Markt und veränderten Kundenerwartungen werden die Karten in der gesamten Branche zum Teil ganz neu gemischt. Diese spannende Zeit mitgestalten zu dürfen, erachte ich als Privileg», sagt sie. Seit 1. Januar 2018 leitet sie als Präsidentin den Verwaltungsrat der Helvetia Gruppe. Das Gremium mit derzeit zehn Mitgliedern ist für die strategische Ausrichtung der Gruppe verantwortlich und überwacht die Geschäftsleitung.

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Eine solche VR-Karriere lässt sich nicht planen. «Man kann es nicht erzwingen, schon gar nicht im Alleingang. Es braucht eine Konstellation, in der Person und Führungsgremium im Unternehmen entsprechend passen», sagt Doris Russi Schurter. Als ausgewiesene Führungsperson bringt die Juristin mit langjähriger Erfahrung als Managing Partner bei KPMG Luzern wertvolles Spezialwissen mit für ihre jetzige Position. Der Weg dahin war dennoch nicht unbedingt vorgezeichnet.

Ihr Hunger nach Bildung war dabei immer ihr Erfolgsrezept. «Ich hatte schon früh das Bedürfnis, mich gut auszubilden», nennt sie einen wichtigen Baustein für ihre Karriere. Wichtig seien zudem «ständige Weiterbildung» sowie Ambitionen, im beruflichen Alltag Chancen wahrzunehmen «und, wenn sich diese bieten, mit Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen anzupacken.» Schon als junge Führungsfrau erhielt Doris Russi Schurter die Gelegenheit, in verschiedenen Verwaltungsräten mitzuarbeiten und sie später auch zu leiten. Als Vorteil erwies sich ihr Naturell, sich bei jeder Aufgabe voll einzusetzen. «Herzblut und Engagement zählen», ist sie überzeugt. «Dann fällt man automatisch auch mehr auf und kommt für eine Nachfolge infrage.»

Da Verwaltungsratsmandate in der Regel nicht über Stelleninserate ausgeschrieben werden, spielen bei einer Zuwahl – das passende Profil und die fachlichen und menschlichen Qualifikationen vorausgesetzt – gute Beziehungen und Mentoren eine Rolle, gerade in der kleinräumigen Schweiz, wo sich die meisten Führungsleute kennen. «Ich hatte in meinem Umfeld immer Männer und Frauen, die mich direkt oder indirekt gefördert oder ermuntert haben, eine Herausforderung anzunehmen», sagt Doris Russi Schurter und ist überzeugt: «Mentoren braucht man, gerade in grossen Organisationen.»

Sie selbst nutzt ihren Einfluss unter anderem in der Förderung von weiblichem Nachwuchs. Sie durfte denn auch zu ihrer grossen Freude vor kurzem den diesjährigen Prix du Cercle Suisse des Administratrices für Helvetias Bestrebungen im Bereich Diversity entgegennehmen. «Einigen Frauen konnte ich schon die Türe zu Verwaltungsratsmandaten öffnen. In der Praxis bewähren müssen sie sich dann selbst.»

Von gesetzlichen Vorschriften für eine Frauenquote ist Doris Russi Schurter wenig begeistert. «Es gibt genügend gut ausgebildete Frauen, die für Führungsaufgaben infrage kommen», ist sie überzeugt. Auch in Verwaltungsräten könne sich heute niemand der Frage nach angemessener Beteiligung von Frauen verschliessen. Drei der zehn Mitglieder im Helvetia-Verwaltungsrat sind weiblich. «Wir alle haben unsere Positionen ohne Quote erreicht», betont Doris Russi Schurter, Allerdings sollten Frauen lernen, weniger bescheiden und selbstkritisch zu sein, meint sie. «Ich ermutige junge Frauen in meinem Umfeld, eine Führungsaufgabe auch dann zu übernehmen, wenn nicht schon von vorneherein alle Anforderungen zu 100 Prozent erfüllt werden können. Es gibt ja auch ein Onboarding und man kann laufend dazulernen.»