Pandemie und Ukraine-Krieg sind zwei Schockereignisse, die schonungslos die Verletzlichkeit der globalen Wertschöpfungsketten aufgezeigt haben. Durch Fortschritte in Transportwesen, Kommunikationstechnologie und Digitalisierung haben Unternehmen bei der Produktion und Zirkulation von Waren und Dienstleistungen weltweit enger zusammengespannt. Inzwischen haben sie in vielen Bereichen Ökosysteme gebildet. Heute stehen Kooperationen allgemein auf dem Prüfstand. Die Ökonomen von UBS Chief Investment Office Global Wealth Management (UBS CIO GWM) wollten deshalb wissen, ob, wie und warum Schweizer Unternehmen mit anderen Firmen zusammenarbeiten.

 

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HZ Insurance Forum «Digitale Ökosysteme und der neue Kunde»

Hochkarätige Referentinnen und Referenten, Meinungen und Hintergründe, praxisnahe Themen – das HZ Insurance Forum vom 23. Juni 2022 bietet eine geballte Ladung an umsetzbarem Wissen. Seien Sie dabei wenn u.a. Martin Jara, CEO Helvetia, Anina Lutz, CEO Calingo, Christoph Schmallenbach, CEO Generali Schweiz oder Fabrizio Petrillo, CEO Axa ihre Sicht auf die Ökosysteme der Assekuranz darlegen.

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In einer halbjährlich durchgeführten Umfrage bei 2500 Schweizer Unternehmen zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Intervista geben sieben von zehn Teilnehmenden an, mit anderen Firmen zu kooperieren. Wichtige Gebiete der Kooperation sind der Einkauf und Verkauf, die Erbringung von unternehmensinternen Dienstleistungen, aber auch die Produktentwicklung und Innovation. Hauptgrund für die Zusammenarbeit ist es, Produkte oder Dienstleistungen anzubieten, die alleine nicht oder nicht in derselben Qualität offeriert werden können. Entsprechend überrascht es kaum, dass kooperierende Firmen ihre Strategie digitaler, innovativer und ambitionierter ausrichten wollen als der Durchschnitt.

Digitalisierung begünstigt Kooperationen

«Die Ergebnisse der Umfrage bestätigen uns, dass die Zusammenarbeit mit anderen Firmen die eigene Wettbewerbsfähigkeit stärkt», sagt Sabine Keller-Busse, President UBS Switzerland. Rund 30 Prozent der befragten Firmen bezeichnen sich als Bestandteil eines Business-Ökosystems. Diese sind vor allem in der Industrie, der IT- und Kommunikationsbranche sowie im Verkehr und Finanzsektor beliebt. Der Wunsch vieler Unternehmen, über Kooperation ihr Angebot zu erweitern, dürfte das Wachstum von Ökosystemen in den kommenden Jahren unterstützen. So zeigt die Umfrage, dass weitere 20 Prozent der Firmen heute zwar kein Bestandteil eines Ökosystems sind, sich diese Option aber für die Zukunft offenhalten.

Für viele Firmen hat die Digitalisierung die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen begünstigt. Die Pandemie hat diesen Trend nicht gebremst, sondern zuweilen sogar beschleunigt. Gleichzeitig zeigten sich besonders Industrieunternehmen über Engpässe in den Lieferketten besorgt. Neben diesem Risiko erwachsen im Moment auch Unsicherheiten aus dem Ukraine-Krieg, der restriktiven Corona-Politik in China sowie der weltweit steigenden Inflation.

Zunehmende globale Risiken

Ein erhebliches Konjunkturrisiko für Europa besteht in einem möglichen Erliegen russischer Energie- und insbesondere Gaslieferungen. Gibt es kein Energieembargo, so erwarten die UBS-Ökonomen ein solides Wachstum in Europa, wenn auch nicht mehr so stark wie zu Jahresbeginn erhofft. Wird ein solches Embargo jedoch eingeführt, dürfte die Eurozone kurzfristig in eine Rezession abrutschen. Die Schweiz ist zwar weniger anfällig bei Energiekürzungen, aber eine starke Konjunkturabkühlung beim wichtigsten Handelspartner dürfte auch hierzulande zu einer starken Abschwächung führen.

Gegenwind droht der Schweizer Konjunktur auch von Seiten der globalen Lieferkettenengpässe. Diese dürften mit Energiesanktionen und den starken Massnahmen Chinas zur Eindämmung des Corona-Virus kurzfristig zunehmen.

Der starke Anstieg der Ölpreise hat nicht nur die Konjunkturaussichten eingetrübt, sondern auch die Inflationsraten auf neue Höchststände katapultiert. Führen die europäischen Sanktionen nicht zu einem kompletten Stopp von russischer Energie nach Europa, dürfte die Inflation ihren Zenit im ersten Halbjahr überschreiten. Wie stark die Inflation in den nächsten Quartalen ausfällt, entscheiden nun die Zweitrundeneffekte, also wie Arbeitnehmende und Firmen auf einen Anstieg der Inflation reagieren. Während in den USA die Gefahr solcher Effekte vorhanden ist, dürften sie in der Schweiz gering ausfallen. Nebst diesen belastenden Faktoren unterstützt jedoch der Nachholkonsum die Schweizer Wirtschaft. «Viele Branchen verfügen nach der Corona-Pandemie noch über nicht ausgelastete Kapazitäten, woraus sich Aufholpotenzial ergibt», erklärt Daniel Kalt, Chefökonom UBS Schweiz.

Aufwärtspotenzial bei Zinsen ausgereizt

Nach Monaten überschiessender Inflationsraten hat die Nervosität bei den Zentralbanken zugenommen, was sich auch in einer entschlosseneren Gangart zeigt. So erwarten die UBS-Ökonomen für die US-Notenbank Fed bis Ende Jahr einen Zinsanstieg auf über zwei Prozent. Auch die Europäische Zentralbank dürfte bis Ende 2022 zwei Zinsschritte vorgenommen haben. In deren Windschatten wird auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) gegen Jahresende wohl ihre Leitzinsen erhöhen.

Die Trendumkehr der Zentralbanken sieht man auch am langen Ende der Zinskurve. Die 10-jährigen Schweizer Zinsen sind auf den höchsten Stand seit 2014 gestiegen. Allerdings widerspiegelt der Kapitalmarkt bereits heute die entschlossenen Zinserhöhungen der Zentralbanken. Bei der SNB hat er zeitweise bis zu fünf Leitzinserhöhungen in den nächsten zwölf Monaten eingepreist. Zeichnet sich eine Trendumkehr bei der Inflation ab, so ist das Aufwärtspotenzial bei den Zinsen ausgereizt und ein leichter Rückgang bei diesen wahrscheinlich.

«Die SNB ist bei der Bekämpfung der Inflation im internationalen Vergleich wenig gefordert, aber der starke Franken könnte für sie wieder zur Herausforderung werden», schätzt Alessandro Bee, Ökonom bei UBS CIO GWM. Eine weiterhin solide Konjunktur unterstützt den Euro und dieser dürfte gegenüber dem Franken in den nächsten Quartalen wieder zulegen. Sollte aber die Konjunktur stark abkühlen, dann dürften die Devisenmärkte die Nationalbank schon bald wieder beschäftigen. (pm/hzi/sec)