Sieben lange Monate sank der Ölpreis, über die Hälfte ist ein Fass heute günstiger als noch im Frühsommer vergangenen Jahres. Nun deutet sich jedoch an, dass das schwarze Gold die Talsohle passiert haben könnte. Am Freitag legte der Preis für die Nordseesorte Brent bereits von 49 auf über 52 Dollar zu und stieg bis Montagabend  bereits auf mehr als 54.50 Dollar. Am heutigen Dienstag kostete ein Fass gegen 12 Uhr über 57.50 Dollar. Innert drei Tagen ist der Preis damit um etwas mehr als 17 Prozent gestiegen.

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Noch ist es zwar zu früh, von einer Trendwende zu sprechen. Doch bemerkenswert sind die Anstiege. Immerhin gab es seit 2009 keinen so hohen Tagesgewinn mehr wie am Freitag. Einige Indizien sprechen dafür, dass es nun weiter nach oben gehen könnte.

Fracking-Bohrungen um ein Viertel gesunken

Verschiedene Erdölfirmen sahen sich in den vergangenen Wochen mit zunehmen schrumpfenden Gewinnen konfrontiert und mussten reagieren. Unter dem Preisdruck wurden einige Bohrtürme stillgelegt und die Investitionen zurückgefahren. So zeigen die Daten des Öldienstleisters Baker Hughes, dass die Ölbohrungen auf den niedrigsten Stand seit 2012 gesunken sind. Ebenfalls betroffen sind die technisch aufwändigen Fracking-Bohrungen.

Im Vergleich zum Höhepunkt des amerikanischen Erdölbooms im Oktober des vergangenen Jahres sank die Anzahl der Bohrungen um fast ein Viertel. Gleichzeitig zieht die amerikanische Benzinnachfrage an.

Opec-Chef El-Badri: «Möglicherweise ist der Boden erreicht»

Bereits vergangene Woche hat Opec-Generalsekretär Abdalla El-Badri mit einem einfachen Kommentar an der Opec-Konferenz in London, die Hoffnungen auf einen steigenden Ölpreis geweckt. «Möglicherweise haben die Preise den Boden erreicht», sagte El-Badri den Anwesenden. Die Nervosität im Markt wird auch durch die gescheiterte Tarifverhandlung zwischen der Gewerkschaft «USW» und den Betreibern von 65 amerikanischen Raffinerien gefördert. Die Raffinerien decken 64 Prozent der amerikanischen Ölnachfrage ab.

Nach gescheiterten Verhandlungen ruft die Gewerkschaft zum Streik auf. Seit dem Wochenende stehen in neun Raffinerien die Maschinen still. Der Wegfall von etwa 10 Prozent der amerikanischen Ölraffineriekapazität stellt gleichzeitig den grössten Raffinerie-Streik in Amerika seit 1980 dar. Diese Umstände verleihen den Ölpreisen mehr Volatilität und beflügeln die Kurse. Möglicherweise wurde soeben die Trendwende eingeläutet.

Dieser Artikel wurde am Dienstag, den 03.02., um 12 Uhr überarbeitet. In einer ersten Version wurde der kumulierte Preisanstieg von Freitag bis Montagabend (10 Prozent) verwendet.