Die Notenbanken bestimmen seit längerer Zeit in hohem Masse die Entwicklungen an den Finanzmärkten. Die aktuellen Entscheidungen der wichtigen Notenbanken aus den USA (Fed) und der Euro-Zone (EZB) manifestieren dabei: mit Staatsanleihen aus Industriestaaten ist kein adäquater Zinsertrag mehr möglich, schlimmer noch, eine negative Rendite unausweichlich. Das weltweite Volumen an Anleihen mit negativer Rendite liegt mittlerweile bei bemerkenswerten rund 13 Billionen US-Dollar.

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Intensive Suche abseits niedrig oder negativ verzinster Anleihen

Doch das bedeutet nicht, dass es grundsätzlich keine Chancen mehr an den Anleihemärkten gibt. Investoren müssen sich allerdings auf eine intensive Suche abseits der niedrig oder negativ verzinsten Anleihen begeben. Das Umfeld dafür ist gar nicht so schlecht, wie der eine oder andere Investor aufgrund der nicht mehr so starken Konjunkturdaten vermutet. Für den weiteren Jahresverlauf kann ein relativ stabiles Umfeld gezeichnet werden, das im angelsächsischen Sprachgebrauch oftmals mit «Goldilocks»-Szenario bezeichnet wird.

Denn nicht nur die wichtigsten Notenbanken aus den USA, China, Japan und der Euro-Zone, auch beispielsweise die Pendants aus Australien, Neuseeland oder Indonesien stützen mit ihren Kursen der lockeren Geldpolitik die Konjunktur. Damit kam die monetäre Gegenwehr in diesem Zyklus global wesentlich früher als in vergangenen Abschwächungsphasen. Auch der Konsum in China bleibt sehr hoch, was nicht nur die Entwicklung im eigenen Land stützt, sondern sich auch global positiv auswirkt.

Unternehmensanleihen gute Alternative zu Geldmarktanlagen

In diesem durchaus chancenreichen Umfeld ist der Bereich der Unternehmensanleihen eine gute Alternative zu Geldmarktanlagen. Hier seien insbesondere die Emerging Markets genannt, die mit ihren hohen Kupons eine rentierliche Alternative zu den genannten Staatsanleihen darstellen. Unternehmen aus Schwellenländern schlagen auf fundamentaler Ebene sogar ihre Mitbewerber aus den Industriestaaten – nicht zuletzt, wenn es um das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Ebitda geht.

Dies ist ein äusserst relevanter Faktor für Anleger, wenn es darum geht, das Risiko und die Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens zu bestimmen. Rückblickend auf das vergangene Jahr vergrösserte sich der relative Unterschied zwischen dem Nettoverschuldungsgrad von US-Unternehmen und solchen aus Schwellenländern zugunsten letzterer. Gleichzeitig erhält ein Investor für eine vergleichbare Anlage, bezogen auf die gleiche Risikokennzahl, in einem Schwellenland eine höhere Rendite als für eine entsprechende Unternehmensanleihe in einem Industrieland.

Frontier Markets attraktiv als Beimischung

Sehr interessant innerhalb des Schwellenländer-Sektors sind Unternehmen in Frontier-Märkten, die nochmals wesentlich höhere Renditen bei entsprechend höherem Risiko erzielen. Die Gemeinsamkeiten solcher Emittenten sind in der Regel, dass sie aus weniger entwickelten Volkswirtschaften und Finanzmärkten stammen, dass es keine oder nur sehr wenige bestehende Anleihen-Emittenten in Hartwährung gibt, dass die Emissionsgrössen geringer sind und dass sie niedrigere Ratings haben.

Togo, Ecuador und Moldawien sind nur einige der Länder, aus denen vor kurzem Emittenten in das Benchmark-Universum für Unternehmensanleihen hinzugekommen sind. Die Anlageklasse wächst sowohl in der Tiefe als auch in der Breite weiter und bietet Anlegern neue Möglichkeiten, höhere Renditen im allgemein renditearmen Anleiheuniversum zu erzielen. Denn Unternehmen, die in den so genannten «Frontier»-Ländern ansässig sind, zahlen häufig Kupons im hohen einstelligen oder sogar zweistelligen Bereich, was einem gut diversifizierten Portfolio eine willkommene Renditesteigerung beschert.

High-Yield-Bonds und Wandelanleihen mit interessanten Ertragschancen

Auch High-Yield-Bonds bieten noch ansprechende Ertragschancen. Aufgrund des fortgeschrittenen Kreditzyklus ist zwar das Kurspotenzial bei Corporates limitiert, aber aufgrund der Kupons bleibt ein entsprechender Mehrertrag gegenüber Geldmarktanlagen für den Investor. Zu den Favoriten gehören weiterhin Aktien. Zwar müssen Anleger mit mehr Volatilität als im vergangenen Jahrzehnt rechnen, doch das Potenzial liegt im Aktiensegment bei etwa fünf Prozent in einem «normalen» Jahr.

Und für Aktieninvestoren mit dem Wunsch nach einem Mehr an Sicherheit sind unserer Ansicht nach Wandelanleihen das Mittel der Wahl. Mittelfristig dürfte das Umfeld für die Aktien- und Kreditmärkte also grundsätzlich günstig sein. Eine temporäre Verschnaufpause der Märkte könnte eine willkommene Gelegenheit zur Aufstockung bzw. Umschichtung bieten. Der schwelende Handelskonflikt sollte jedoch im Auge behalten werden, da eine Eskalation das Potenzial hätte, das Goldilocks-Szenario empfindlich zu stören.

*Beat Thoma ist CIO bei Fisch Asset Management in Zürich

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