Die Luftschlösser des Dieter Behring sind Vergangenheit. Gegenwart ist die Suche nach den verschwundenen Millionen in einem der grössten Finanzskandale in der Schweiz. Teil um Teil wird das Gebilde von Lug, Trug und Überheblichkeit des selbst ernannten Hedge-Fund-Gurus sichtbar. Zum Beispiel brüstete sich Dieter Behring immer wieder damit, dass Jack Schwager ihn besucht, den Hut vor seinem Können gezogen habe und ihn, Behring, in seinem nächsten Buch erwähnen werde. Für all diejenigen, die Jack Schwager nicht kennen: Der Amerikaner ist einer der Grossen in der internationalen Finanzszene. Seine Buchreihe «Magier der Märkte», in denen er Top-Trader interviewt, gehört zu den Standardwerken. Unter anderem fiel auch «Das Magazin» auf Dieter Behrings Sprüche herein und übernahm jüngst unreflektiert dessen Erzählungen.

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Tatsache ist jedoch: Dieter Behring wird in Jack Schwagers Buch, das letzten Herbst auf Deutsch erschienen ist, mit keiner Silbe erwähnt. Jack Schwager erklärte gegenüber BILANZ, er habe Dieter Behring tatsächlich besucht, allerdings nie seinen Hut vor diesem gezogen. Vielmehr habe er auf eine weiter gehende Due-Diligence-Prüfung des Behring-Tradingsystems verzichtet. Ein weiterer Kommentar erübrigt sich.

Vor kurzem hat sich BILANZ darüber mokiert, dass im Bereich Private Equity keine Fonds für Privatanleger angeboten würden (siehe BILANZ 1/2005: «Auf Shopping-Tour»). Kurz darauf erhielt die Zuger Partners Group, ein unabhängiger Vermögensverwalter im Bereich der alternativen Anlagen, die Schweizer Vertriebsbewilligung für ihren PG Listed Private Equity Fund (Valorennummer 1 902 989). Dieser investiert in Firmen aus dem Segment der kotierten Private-Equity-Gesellschaften, und dies bei einem Mindestinvestitionsbetrag von nur 100 Euro. Ich erachte Anlagen im Sektor Private Equity als interessant. Doch dabei gilt: nur für risikobewusste und geduldige Anleger und nur zur Depotbeimischung!

Die jüngste Gewinnwarnung des Kioskkonzerns Valora wirft ein schiefes Licht auf seinen Verwaltungsrat. Am 25. Januar gab das Gremium überraschend den Rücktritt seines Präsidenten Peter Küpfer bekannt. Den Grund verschwieg das Communiqué jedoch. Darauf schrieb ich in unserer letzten Ausgabe unter Berufung auf Insider, Küpfer müsse gehen, weil er mit Valora die Gewinnziele verfehlt habe. Und tatsächlich: Am 11. Februar publizierte der Konzern plötzlich Gewinnzahlen, die ungefähr ein Fünftel unter den Erwartungen des Marktes lagen. Prompt sauste der Aktienkurs, noch verstärkt durch ein geplatztes Joint Venture im Bereich Fotolabo, nach unten.

Aus meiner Sicht liegt hier ein klarer Verstoss gegen die Regeln zur Ad-hoc-Publizität der Schweizer Börse SWX vor. Demnach sind an der Börse kotierte Unternehmen verpflichtet, kursrelevante Tatsachen sämtlichen Aktionären gleichzeitig zugänglich zu machen. Weshalb also informierte der Verwaltungsrat nicht bereits am 25. Januar über die tieferen Gewinnziele? Wollte das Gremium den Ruf Küpfers schonen, indem es seinen Abgang nicht mit der Gewinnwarnung in Zusammenhang brachte? Dass Peter Küpfer (der, nebenbei bemerkt, im Verwaltungsraten von Unaxis, Julius Bär, Holcim und Swisscom sitzt) mit Samthandschuhen angefasst wurde, zeigt auch die Tatsache, dass er noch bis 2007 als ordentliches Mitglied im Valora-VR verbleiben darf.

Ob die verfehlte Informationspolitik der Valora-Führung an der Börse zu Insider-Transaktionen geführt hat, lässt sich nur schwer eruieren. Die überdurchschnittlich hohen Umsätze von Anfang Februar jedenfalls deuten darauf hin. Dass wenigstens die Leserinnen und Leser meiner Kolumne rechtzeitig gewarnt waren und sie ihre Aktien ohne Verlust verkaufen konnten, bleibt ein schwacher Trost.

Soll ich meine Emmi-Titel verkaufen?», fragte mich jüngst ein Jasskumpel. Nun hat sich Emmi seit dem Going-public tatsächlich sehr gut geschlagen – für mein Dafürhalten überraschend gut. Denn eigentlich dürften die Wertpapiere des Milchriesen, stellt man nüchtern auf Fakten ab, kein Börsenheuler sein. Einmal sind die Aussichten nicht erhebend: Das organische Umsatzwachstum dürfte sich mittelfristig um jährlich 2 bis 3, der Gewinn um 2,5 bis 3 Prozent bewegen. Auch die Dividendenrendite von 1,1 Prozent ist wenig berauschend. Sogar mit der in Aussicht gestellten Erhöhung der Ausschüttungsquote vermögen die Emmi-Aktien nicht in die Nähe der bestrentierenden Schweizer Aktien zu gelangen.

Was also treibt die Titel an? Gerade Institutionelle scheinen heiss auf Emmi zu sein. «Schweizer Institutionelle, aber auch solche aus Deutschland und zunehmend aus Grossbritannien zeigen Interesse», so Emmi-Sprecher Stephan Wehrle. Wie zur Bestätigung seiner Worte meldete jüngst das Genfer Bankhaus LODH ein Paket von 5,04 Prozent an Emmi. Ich habe mich an der Bahnhofstrasse nach dem Weshalb erkundigt. «Viele Institutionelle bevorzugen defensive Werte», wurde mir mehrfach gesagt. Und hinter den starken Kursavancen sieht mancher Banker (auch) Stützungskäufe von Finanzinstituten. Der Grund: Der Emmi-Börsengang muss ein Erfolg werden, damit weitere Firmen Mut zur Publikumsöffnung schöpfen – und damit die Kassen der Emissionsbanken füllen.

Ach ja. Meinem Freund habe ich geraten, zumindest einen Teil seiner fetten Gewinne zu realisieren. Denn wer innerhalb von gerade mal zwei Monaten sein Investment um 20 Prozent steigert und solche Profite nicht ins Trockene bringt, darf sich nicht ärgern, falls die Kurse wieder nachgeben. Und damit rechne ich, wenn sich bei Emmi der Börsenalltag einstellt. Denn der Kurs, darüber ist man sich an der Bahnhofstrasse einig, ist bereits sehr, sehr hoch.

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