Der Schweizer Währung werden neuerdings gleich zwei Superlative zugeschrieben. Nachdem der Franken am Donnerstag binnen Minuten um über 30 Prozent zulegte, um kurz darauf rund 20 Prozent zu verlieren, scheint klar: Keine andere Währung rund um den Globus ist volatiler. Mit der jüngsten Achterbahnfahrt hat der Franken auch die Kursschwankungen des russischen Rubel in den vergangenen zwölf Monaten in den Schatten gestellt, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.

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Damit nicht genug: Nach Analyse der Londoner Researchfirma Capital Economics scheint der Franken inzwischen sogar die am stärksten überbewertete Währung der Welt zu sein. Nach Kaufkraftparitäten liege der Franken rund 50 Prozent über dem von der OECD als angemessen geschätzten Wert. Der reale Wechselkurs stehe nun mehr als 20 Prozent über dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre. Bislang war der Neuseeländische Dollar die am stärksten bewertete Währung.

Franken stieg gegenüber allen grossen Währungen

Tatsächlich stieg der Franken im Wert nicht nur gegenüber den beiden grossen Währungen Dollar und Euro. Auch gegenüber dem japanischen Yen, dem britischen Pfund sowie dem kanadischen, australischen und neuseeländischen Dollar legte die Schweizer Währung zweistellig zu – um bis zu 15 Prozent. Zum russischen Rubel liegt das Plus sogar noch einen Tick höher. Im Ergebnis bedeutet das: Für Schweizer Touristen wird im Ausland damit alles günstiger, Schweizer Exporteuren macht dies jedoch zu schaffen.

Unter Fachleuten gibt es damit kaum einen Zweifel daran, dass der Franken überbewertet ist. «Gemäss Kaufkraftparität ist ein Euro etwa 1.25 bis 1.30 Franken wert», heisst es etwa bei der Zürcher Privatbank IHAG. Andere Fachleute schätzen, dass der faire Wert bei 1.15 Franken liegen könnte.

Zweifelhaft, ob der Franken wieder auf faires Niveau abwertet

Wie es nun weitergeht, ist noch offen. Ein wichtiger Treiber für die Wechselkurse wird die Europäische Zentralbank sein, die am Donnerstag ihre nächste Sitzung hat und womöglich ein gross angelegtes Ankaufprogramm von Wertpapieren ankündigen wird. Dann könnte der Franken einmal mehr – zumindest gegenüber dem Euro – zulegen.

Langfristig deutet einiges darauf hin, dass sich die Währungen den Kaufkraftparitäten zwar annähern. Das kann aber sehr lange dauern. «Im aktuellen Fall hängt es davon ab, ob das internationale Fluchtkapital auf andere Währungen ausweicht», so die Experten der IHAG. Da der Franken als sicherer Hafen gilt, ist aber zweifelhaft, ob er überhaupt wieder auf einen faires Niveau abwertet.