2023 war das Jahr des Hasen im chinesischen Kalender. Für die internationalen Konzerne wäre Angsthase das passendere Tierkreiszeichen gewesen. Denn viele von ihnen haben das Vertrauen in die chinesische Wirtschaft verloren – und Milliardensummen aus dem Land abgezogen.

Das zeigt der Blick auf die ausländischen Direktinvestitionen. Das ist – vereinfacht ausgedrückt – die Summe, welche ausländische Investorinnen und Investoren in chinesische Unternehmen stecken. Um über 90 Prozent verringerten sich in den ersten neun Monaten 2023 die Investitionen im Vergleich zum Vorjahr.

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Auch die Schweizer Unternehmen dürften massiv weniger Geld ausgegeben haben – die offiziellen Zahlen zu den Direktinvestitionen werden von der Schweizerischen Nationalbank allerdings erst Ende Jahr publiziert. 2022 betrugen diese in China noch umgerechnet rund 2,8 Milliarden Dollar.

Xi Jinping setzt Unternehmen Schranken

Wie lässt sich die Zurückhaltung ausländischer Investoren und Investorinnen erklären? Das für chinesische Verhältnisse mittelmässige Wachstum der Wirtschaft im letzten Jahr von offiziell 5,2 Prozent ist sicherlich ein wichtiger Grund. Die wachsenden politischen Spannungen zwischen den USA und China dürften der Investorengemeinschaft ebenfalls Sorgen machen. Und der immer rauere politische Wind unter Machthaber Xi Jinping ist für ausländische Investitionen auch nicht förderlich.

Seine tragende Rolle in der Weltwirtschaft wird China aber behalten, und viele Schweizer Unternehmen bleiben im grossen Stil dort investiert. Insgesamt beschäftigen sie in China 167’000 Personen. Für Konzerne wie den Lifthersteller Schindler oder den Industriegiganten ABB ist die Volksrepublik ein Schlüsselmarkt.

Auch der Bundesrat will die wirtschaftlichen Banden mit China stärken und das Freihandelsabkommen zwischen den beiden Ländern erweitern. Diese Woche unterzeichneten Bundespräsidentin Viola Amherd und der chinesische Premierminister Li Qiang beim Besuch von Qiang in Bern eine entsprechende Vereinbarung.

«Die Trauben hängen nicht mehr so tief»

«Die Trauben in China hängen nicht mehr so tief, wie sie es einmal taten. Aber sie hängen immer noch am Baum, und wir haben nach wie vor grosse Chancen», sagt der Manager Kurt Haerri, der jahrelang die Handelskammer Schweiz-China präsidierte.

Haerri sieht in dem Kurswechsel ausländischer Investoren und Investorinnen auch Vorteile: In China seien die Investitionen im Verhältnis zur Grösse der Wirtschaft viel zu hoch, «das macht die Wirtschaft sehr verletzlich. Der so wichtige und stabilisierend wirkende Binnenkonsum trägt noch viel zu wenig zum Bruttoinlandprodukt bei», sagt der China-Kenner.

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