Die Schweiz gilt als ein Land der Mieter, doch der Wunsch nach einem Eigenheim ist sehr verbreitet. Besonders Häuser sind begehrt – aber immer schwieriger zu bekommen. Das zeigt der neuste «Immobilien-Monitor» der Firma Wüest Partner.

Besonders im Umkreis der grossen Städte sind kaum Einfamilienhäuser ausgeschrieben: Die Auswahl in diesen Agglomerationen war im ersten Quartal um einen Viertel kleiner als im langjährigen Schnitt.

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Ausgetrocknet ist der Markt aber nicht nur im Speckgürtel der Städte: Fast überall in der Schweiz sind nur wenige Objekte inseriert.

Die Nachfrage ist gross und das Angebot klein – das lässt die Preise weiter steigen. Im Frühling 2020 lagen sie 3,3 Prozent über jenen vom Frühjahr 2019, und sie hattten sich dabei fast überall im Land erhöht. Seit dem Frühjahr dürften sie noch weiter angestiegen sein.

Mit anderen Worten: Der seit 10 Jahre anhaltenden Boom reisst nicht ab. In dieser Zeitspanne haben sich die Hauspreise schweizweit um über einen Viertel erhöht, im Grossraum Zürich sogar um über einen Drittel. Trotz der unsicheren Wirtschaftslage erwartet Wüest Partner auch 2021 einen Aufschlag, und zwar von 1,5 Prozent.

Neue Boomregionen

Besonders stark steigen die Preise momentan in Nidwalden, in Teilen von Graubünden (Schanfigg), der Waadt (Morges) und im Unterwallis (Martigny). Es sind Regionen, die bisher nicht Schauplatz des Booms waren – aber für Käuferinnen nun interessant werden, weil die Preise anderorts durch die Decke gingen.

Hinzu kommen Sonderfaktoren, beispielsweise die tiefen Steuern in Nidwalden oder die Attraktivität des Schanfigg als Feriendestination.

Mehrfamilienhäuser rentieren mehr

Gleich mehrere Faktoren verteuern die Einfamilienhäuser. So entstehen wenige neue Objekte. Investoren bauen lieber Mietwohnungen, weil Kapital so günstig ist und sie so regelmässige Einkünfte haben. Und wenn ein neues Haus entsteht, muss häufig ein altes dafür abgerissen werden. Das war bei mindestens der Hälfte der Neubauten in diesem Jahr der Fall: Auch Bauland ist rar in der kleinen Schweiz.

Im Corona-Jahr 2020 ist ein weiterer Treiber entstanden: Viele Menschen arbeiten neuerdings von zuhause aus, was Einfamilienhäuser noch begehrenswerter macht. Die «Heimarbeiter» benötigen mehr Platz, schätzen einen Garten und sind nicht darauf angewiesen, rasch ins Büro zu gelangen. Derzeit gibt es dreimal mehr Suchabos für Einfamilienhäuser als inserierte Objekte.

Wohneigentum wird zum Privileg

Was sind die Folgen des über zehnjährigen Schweizer Immobilienbooms? Ein immer kleinerer Teil der Bevölkerung kann sich ein Eigenheim leisten – obwohl der dafür nötige Bankkredit unschlagbar günstig ist.

Wer sich den Traum von den eigenen vier Wänden dennoch erfüllen will, muss immer häufiger abseits der Zentren suchen – oder sich mit einem kleineren Objekt zufrieden geben: Bescheidene Häuser von zwischen 100 und 140 Quadratmeter Fläche sind derzeit besonders gefragt.