Für das Wohnen und Heizen geben wir hierzulande fast am meisten aus, etwa jeden siebten Franken des Einkommens müssen wir dafür einkalkulieren.

Künftig dürfte dieser Budgetposten noch mehr Platz einnehmen, denn den Mieterinnen und Mietern droht ein Kostenschock: In der Mehrheit der Gemeinden mit mehr als 10’000 Einwohnerinnen und Einwohnern müssen sie jetzt im Schnitt über 30 Prozent vom verfügbaren Einkommen für die Miete und die Nebenkosten aufwenden (90 von 168). Vor drei Jahren war diese Marke noch in dreimal weniger Gemeinden erreicht, wie aus einer neuen Studie der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner hervorgeht.

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Solothurn und das Tessin schneiden besonders schlecht ab, vergleichsweise tief liegen die Wohnkosten dagegen in Appenzell-Innerrhoden oder Genf. Die kantonalen Unterschiede sind beträchtlich. So bleiben zum Beispiel im Kanton Zug nach Abzug der Wohnkosten etwa 33’000 Franken mehr zum Ausgeben übrig als im Kanton Tessin. 

Insbesondere Alleinerziehende, Singles und Rentnerinnen und Rentner sind von dieser Entwicklung betroffen, weil sie weniger verdienen. Allerdings profitieren solche Geringverdienende oft auch von Prämienverbilligungen bei der Krankenkasse oder von Ergänzungsleistungen zur AHV – dies ist in der Berechnung von Wüest Partner nicht berücksichtigt und relativiert die Belastung.

Freie Wohnungen werden rar

Wieso wird das Wohnen teuer? Weil sowohl die Mieten wie auch die Nebenkosten steigen.

Zum einen erhöhen sich die Mieten von freien Wohnungen, weil immer weniger davon verfügbar sind – das Angebot ist so knapp wie seit 2013 nicht mehr. Und es werden zu wenig neue Mehrfamilienhäuser gebaut, um die steigende Nachfrage zu decken.

Wer also umzieht – und das machen jedes Jahr etwa 15 Prozent aller Mieterinnen und Mieter –, muss mit einer höheren Miete rechnen. Allein in diesem Jahr werden Mietwohnungen nach Schätzung von Wüest Partner um 2 Prozent teurer.

Die Miete steigt bald aber auch für die Mehrheit, die in der Wohnung bleibt: Wird der hypothekarische Referenzzinssatz demnächst angehoben, dürfen die Vermieterinnen und Vermieter den Mietzins anheben. Bereits in diesem Jahr könnte die Miete um etwa acht Prozent zulegen, wenn im Vertrag der aktuelle Referenzzinssatz abgebildet ist. Dies ist in der Mehrheit der Verträge der Fall.

Die Wohnung darf nicht zu teuer sein

Und wieso erhöhen sich die Nebenkosten? Weil Strom, Erdgas und Heizöl teurer geworden sind. Allein die Stromrechnung wird dieses Jahr voraussichtlich um 27 Prozent höher ausfallen. Und auch die Rechnung fürs Heizen mit Öl und Gas fällt markant höher aus.

Insgesamt geben Schweizer Mieterinnen und Mieter dieses Jahr durchschnittlich 20'200 Franken für die Wohnung aus  – was 28 Prozent des verfügbaren Einkommens entspricht. 2020 betrug dieser Anteil erst 26,5 Prozent.

Bekanntlich sollten die Wohnkosten nicht mehr als einen Drittel vom Bruttoeinkommen ausmachen, heute wird sogar zu einer Obergrenze von 25 Prozent geraten. Wer die Regel verletzt, sollte einen Umzug in eine günstigere Wohnung ins Auge fassen. Es ist eine unangenehme Situation, in die nun mehr Menschen als bis anhin geraten.

Der hypothekarische Referenzzinssatz

Die Schweizer Wohnungsmieten werden an die Zinsentwicklung angepasst. Das Mietrecht sieht als Instrument dafür den sogenannten Referenzzinssatz vor. Es ist der durchschnittliche Zinssatz aller offenen Hypothekarkredite in der Schweiz und wird vierteljährlich erhoben – das nächste Mal am 1. März.

Wenn der Satz fällt, können Mieterinnen und Mieter eine tiefere Miete verlangen. Wenn der Satz steigt, müssen sie eine Erhöhung akzeptieren (sofern im Vertrag der aktuelle Zinssatz gilt). Seit der Einführung 2008 ist der Referenzzinssatz nur gesunken, auf aktuell 1,25 Prozent. Nächstes oder übernächstes Jahr – hier gehen die Prognosen auseinander – wird er voraussichtlich erstmals steigen.