Schon jetzt ist das Zollniveau der USA etwa so hoch wie in der Türkei oder Russland. Nun will Trump die Abgaben auf Produkte aus China weiter erhöhen. Macht er die Drohung wahr, würde Amerika zu einem der am stärksten abgeschotteten Länder der Welt.

Amerika ist auf dem Weg, eines der wirtschaftlich am stärksten abgeschotteten Länder der Erde zu werden. Macht Präsident Donald Trump seine neuesten Drohungen gegen China wahr, würde das Niveau der Zölle über alle Produkte hinweg in den USA auf 7,5 Prozent klettern – und damit höher liegen als in vielen Schwellenstaaten. Das zeigt eine Berechnung der New Yorker Niederlassung der Deutschen Bank, die der Welt vorliegt.

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Die USA gleichen sich Russland an

Vor Trumps Amtsantritt im Januar 2017 lag das Niveau demnach bei unter zwei Prozent – und damit ungefähr so hoch wie in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und Italien. Nachdem Trump dann Abgaben auf Stahl und Aluminium sowie Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar einführte, stieg das Level auf rund drei Prozent. Das ist in etwa so hoch wie in der Türkei und in Russland.

Nun kündigte Trump an, die bestehenden Zölle auf Güter aus der Volksrepublik am Freitag dieser Woche zu erhöhen. Sie sollen von bisher zehn auf 25 Prozent klettern. Trump machte Peking für die Eskalation verantwortlich. Er schrieb auf Twitter: «Der Handelsdeal mit China geht weiter, aber zu langsam, weil sie versuchen, nachzuverhandeln. Nein!»

Neue Forderung aus Peking

Auch der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer sagte vor Journalisten in Washington, China habe in den Gesprächen bereits getroffene Zusagen wieder zurückgenommen. «Das ist aus unserer Sicht inakzeptabel», fügte Lighthizer hinzu.

Die neuen Forderungen der Chinesen sollen dem Weissen Haus Ende vergangener Woche übermittelt worden sein und Trump wütend gemacht haben. Erhöht der Präsident die Abgaben am Freitag tatsächlich auf 25 Prozent, würde Amerikas allgemeines Zollniveau der Deutschen Bank zufolge auf mehr als vier Prozent wachsen – und damit China in den Schatten stellen und sich Saudi-Arabien annähern.

Grafik_Welt_Zollniveau

Brasilien ist Spitzenreiter: Vor allem Schwellenländer schotten ihre Märkte ab.

Quelle: welt.de

Trump will weitergehen

Aber Trump könnte sogar noch einen Schritt weitergehen. Er drohte am Sonntag auch damit, zusätzliche Waren aus der Volksrepublik im Wert von 325 Milliarden Dollar mit Zöllen zu belegen. Damit wären praktisch alle chinesischen Importe betroffen. Setzt Trump diese Drohung um, würde das Niveau 7,5 Prozent erreichen – deutlich mehr als in Indien und fast so viel wie in Brasilien, dem Spitzenreiter unter den aufstrebenden Ökonomien.

Trotz der neuen Drohungen Trumps wollen die Unterhändler mit einem Tag Verspätung am Donnerstag und Freitag in Washington zusammenkommen, wie beide Seiten bestätigten. Die chinesische Delegation soll unverändert von Vizepremier Liu He angeführt werden. Die Ankündigung der neuen Zölle kam überraschend, in den vergangenen Wochen hatte Trump immer wieder von Fortschritten in den Verhandlungen gesprochen und sein angeblich gutes persönliches Verhältnis zu Chinas Staatschef gelobt. Es war sogar schon von einem möglichen Besuch Xi Jinpings im Weissen Haus die Rede.

Die Rechnung bezahlen die Konsumenten

Trump argumentiert, seine Handelsbarrieren beflügelten die amerikanische Wirtschaft. Allerdings werden Einfuhrzölle zunächst einmal vom Importeur bezahlt. Dieser kann sie an die Verbraucher weitergeben oder versuchen, einen Ausgleich über günstigere Einkaufspreise zu erlangen – oder Importe aus dem Land zurückzufahren. Nur dann würde China belastet.

Dem US-Haushalt bringen die Abgaben aber wohl tatsächlich viel Geld: Der «New York Times» zufolge sind Amerikas Zolleinnahmen im Oktober 2018 im Jahresvergleich auf 5,5 Milliarden Dollar gestiegen – ein Plus von rund 40 Prozent.

Dieser Artikel erschien zuerst bei der «Welt» unter dem Titel: «Donald Trump arbeitet an der perfekten Abschottung».