Es sind turbulente Tage an den Börsen. Eine Covid-Variante zieht um die Welt, von der man nicht weiss, was sie anrichten wird. Auch trudeln wieder reihenweise enttäuschende Konjunkturzahlen rein. Und die US-Notenbank, so scheint es, geht jetzt doch von ihrem Kurs ab und deutet an, dass die Inflation wohl zäher wird als bislang gedacht.

Es wären also gute Zeiten für sichere Werte – ein Test für so genannte Hedges. Aber ausgerechnet in dieser Lage bricht Bitcoin dramatisch ein. Und auch Ether verliert deutlich an Wert.

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Es scheint sich also einmal mehr zu bestätigen, dass die Kryptowährungen wohl doch nicht sehr gut als Alternativ-Anlagen taugen, als Mittel zur Diversifizierung der Portfolios. Ihre Anhänger reden ja gern von «digital gold», will sagen: Bitcoin und Ether sind auch eine Krisenanlage, die hält, wenn die traditionellen Finanzstrukturen zusammenbrechen.

Allerdings zeigt sich ein anderes Muster mit fast jedem Quartal deutlicher. Es besagt: Wenn sich Unsicherheit ausbreitet und die Börsen Schnupfen haben, geht es Bitcoin auch nicht gut.

Unklar ist insbesondere, wie sehr die Krypto-Alternativen als Schutz vor Inflation dienen können. Die These besagt ja, dass hier ein Asset geschaffen wurde, der unabhängig ist von den Geldmengen-Ausweitungen der Notenbanken, unabhängig auch von der Instabilität der Finanzmärkte.

Doch im Hin und Her der Inflationsängste in den letzten Monaten legte Bitcoin dann teils zu, phasenweise aber doch nicht. Zwischen Mitte Mai und Mitte Juni beispielsweise begannen sich die Inflationssorgen auszubreiten – dies liess sich unter anderem an den Google Trends ablesen; derweil sackte der Bitcoin vom Höchststand über 63'000 Dollar, erreicht Mitte April, auf 40'000 Dollar Mitte Juni ab.

Doch dann wiederum trieben die Inflations-Ängste, die Anfang November durch neue Teuerungs-Zahlen aus den USA ausgelöst wurden, den Bitcoin-Kurs wohl tatsächlich kurzfristig nach oben.

Der letzte Rettungsring

Ja was jetzt? In der Theorie basiert der Ruf als Ersatz-Gold – und als Inflationsschutz – von Bitcoins ja darauf, dass die Menge begrenzt ist. Und dass diese «Währung» nicht durch staatliche Eingriffe verwässert werden kann. Doch Beispiel zeigt: Dieser theoretische Nimbus hat sich in den Köpfen der Anleger wohl noch nicht durchgesetzt. Die Beziehung scheint bislang eher schwach.

Bemerkenswert ist in diesen Tagen und Monaten allerdings auch, dass der Goldpreis ebenfalls eher unter Druck gerät, trotz aller Inflations-Sorgen. Und auch hier passte die Entwicklung der letzten Tage nicht zur Theorie: Inmitten der medialen Omikron-Panik bewegte sich der Goldpreis kaum – er rutschte sogar ein bisschen ab. Offenbar ist die Zeit für viele Anleger noch nicht reif, um nach dem berühmten letzten Rettungsring zu schielen.

Erneut unter Druck kamen dieser Tage dann auch konservative Aktien (wie sich das beispielsweise im MSCI Minimum Volatility Index ausdrückte), während die amerikanischen Staatsanleihen zulegen konnten.

Es geht um die Inflation

Wenn man etwas herauslesen kann aus der Unsicherheit dieser Tage, dann dies: Das Vertrauen in die traditionellen Devisen scheint noch nicht besonders gelitten zu haben. Insbesondere eine Währung bestätigte ihren Ruf als «safe haven»: der Franken. Gegenüber dem Euro stieg der «Swissie» weiter – er liegt mittlerweile auf dem höchsten Stand seit über sechs Jahren. Und auch zum Dollar legte er kurzfristig zu.

Woran das liegt? Bloss am üblichen Reflex, der das Publikum in nebligen Zeiten in den vermeintlich «sicheren Hafen» Schweiz treibt?

Kaum. Denn hier spielt wohl auch der ökonomische Mechanik mit: Je mehr die Inflation in gewissen Ländern steigt, desto attraktiver wird die Währung von Staaten mit geringer Teuerung, so die Faustregel. Und bislang hat die Schweiz, wie die letzte Woche veröffentlichten Zahlen zeigten, ihre Preise immer noch gut im Griff.

(rap)