Das weltweite BIP-Wachstum war im vergangenen Jahr überaus solide. Dies dank einem leichten Basiseffekt und der Reduzierung der strengen Covid-19-Massnahmen. Der Konjunkturzyklus sollte sich 2022 weiter normalisieren. Wir erwarten, dass das weltweite BIP-Wachstum über dem Trend bleiben und nahezu 5 Prozent erreichen wird. Dies sollte dazu führen, dass die Unternehmen ein respektables Gewinnwachstum erzielen könnten.    

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Am Horizont türmen sich jedoch einige Wolken auf: Die fiskalischen Impulse lassen nach und die finanziellen Bedingungen werden schwieriger. Zusätzlich könnten Probleme wie die Unterbrechungen der Lieferketten, Arbeitskräftemangel und steigende Rohstoffpreise die wirtschaftlichen Aussichten belasten. Die nachlassende Dynamik der Bilanzausweitung der Zentralbanken (Tapering) dürfte im nächsten Jahr ebenfalls Gegenwind für Risikoanlagen bedeuten. Das Tempo der geldpolitischen Normalisierung durch die Fed wird 2022 eine Schlüsselvariable sein.    

Ab 2022 sind die Perspektiven in Europa besser    

Die Chancen der Risikoanlagen werden durch die positiven Wirtschaftsaussichten weiterhin günstig beeinflusst, während die Straffung der geldpolitischen Zügel sich dämpfend auswirken dürfte. Die wirtschaftliche Erholung bleibt zwischen den USA und Europa uneinheitlich: Europa dürfte im vierten Quartal 2021 kaum um 0,7 Prozent gewachsen sein, während es in den USA 5,2 Prozent sein könnten.

Über den Autor

Cédric Özazman begann seine berufliche Laufbahn 2002 bei KBL Swiss Private Banking in Genf, wo er drei Jahre als Portfoliomanager tätig war, bevor ihm 2007 die Verantwortung für den Bereich diskretionäre Vermögensverwaltung übertragen wurde. 2010 kam er zur Reyl & Cie AG, wo er 2015 zum Leiter Investments und Portfoliomanagement ernannt wurde. 2016 wurde er zum Chief Investment Officer ernannt. Cédric Özazman ist Absolvent der Universität Genf (Licence HEC, 2001). Er besitzt ferner eine Zulassung als Chartered Financial Analyst (2007).    

Europa leidet weiterhin unter den strengeren Restriktionen zur Bekämpfung der Pandemie, während in den USA die meisten Wirtschaftsindikatoren solide sind. Die durchschnittlichen Wachstumserwartungen für die Jahre 2022 bis 2023 sind jedoch für die Euro-Zone leicht höher. Die Pandemie bleibt aber ein Unsicherheitsfaktor.    

Gute Aussichten dank Gewinnsteigerungen    

Die Unternehmensgewinne in Europa werden 2021 voraussichtlich um satte 72 Prozent steigen, während die Gewinne der US-Unternehmen um 48 Prozent wachsen werden. Das Wachstum der Gewinne wird sich 2022 in allen Regionen normalisieren, wobei für Japan das stärkste Wachstum prognostiziert wird. Im Vergleich zu Anleihen sind Aktien mit grosszügigen Aktienrisikoprämien immer noch attraktiv.

Die europäische Bewertung (geschätztes KGV 12) gleicht sich dem Zehnjahresdurchschnitt an. Die Schwellenländer werden mit einem Abschlag von 35 Prozent gegenüber dem MSCI World gehandelt, was hauptsächlich auf China und Brasilien zurückzuführen ist. Die Frage stellt sich: Ist das Schlimmste für die Schwellenländer schon fast eingepreist?    

Europäische Aktien werden aufholen    

Die Zwölfmonatskursziele können aufgrund deutlicher Gewinnverbesserungen angehoben werden. In Europa gibt es mehr Potenzial als in den USA: Europäische Aktien könnten nach einer Underperformance von 18 Prozent gegenüber den USA seit Dezember 2019 endlich aufholen. In Anbetracht steigender Volatilität zwischen den Anlageklassen ist ein Engagement in Aktien mit geringer Volatilität zu empfehlen. Der «Low-Vol-Faktor» tendiert während eines wirtschaftlichen Abschwungs zu einer Outperformance.    

Die Stimmungsindikatoren sind nun wieder in den neutralen Bereich zurückgekehrt, nachdem sie im vierten Quartal 2021 euphorische Werte erreicht hatten. Einige zeigen sogar bereits konträre Kaufsignale an.    

Grundstoff- und Finanzwerte günstig bewertet    

Europäische Grundstoffaktien werden trotz einem beeindruckenden Gewinnwachstum mit einem starken Abschlag gehandelt. Hauptgrund dafür dürfte die Verlangsamung in China ist sein. Diese dürfte den strukturellen Anstieg bei Rohstoffen aber nur wenig bremsen.

Finanzwerte weisen nach wie vor ein hohes Beta auf, doch die Erträge waren in der letzten Rezession viel widerstandsfähiger als üblich, was den Bewertungsabschlag der Finanzwerte als nicht gerechtfertigt erscheinen lässt.    

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