Die drittgrösste Bank Frankreichs will den Fussabdruck in der Schweiz ausbauen. «Wir haben in den letzten Wochen bereits einige Senior-Positionen neu besetzt», sagt Anne Marion-Bouchacourt, die Schweiz-Chefin von Société Générale, im Gespräch mit der «Handelszeitung». 

«Die physische Beziehung zum Kunden bleibt auch nach Corona relevant», sagt die Managerin, die in Zürich stationiert ist. «Wir brauchen Personen aus jeder geografischen Region», so Marion-Bouchacourt weiter. «Wenn man dieselben Schulen besucht hat, in der gleichen Umgebung aufgewachsen und hier verwurzelt ist, entwickelt sich schneller eine vertrauensvolle Basis.»

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Die Bankerin weiss, wovon sie redet. Sie ist Absolventin einer prestigeträchtigen Pariser Grande École, hat am Hauptsitz im berühmten La-Défense-Quartier Karriere gemacht, führte jahrelang das China-Business und verantwortet nun seit über zwei Jahren das Geschäft in der Schweiz.

Plötzlich Kapitän

In China hat sie erlebt, dass die Zentralisierung des Kundenmanagements nur wenige Vorteile bringt. «Es gab eine grosse Diskussion über die Verkaufsaktivitäten und darüber, alle Verkaufsberater in Hongkong zusammenzuziehen.» Das habe sich nicht bewährt. Die Bank benötigte Leute vor Ort in den grösseren chinesischen Städten, aber auch in Südkorea und in Japan. «Nur so wuchs das Business.»

Die neuen Positionen, die Marion-Bouchacourt in der Schweiz besetzen will, sind voraussichtlich im Bereich der Kapitalmärkte und der Handelsfinanzierung. Die Ländereinheit dreht in diesem Bereich ein grosses Rad. 

Marion-Bouchacourt erzählt von einer Episode, als ein Kunde während der Covid-19-Zeit pleiteging. Die Bank musste sich plötzlich um die Abwicklung ganzer Schiffsladungen vor den Philippinen und Afrika kümmern. Zu allen Unwägbarkeiten kam auch noch Wetterpech dazu. Ein Sturm zog auf. Das Chaos war perfekt.

Zoom und Geschäftsreisen

Die Bankerin musste die Situation mit Telefon- und Videokonferenzen managen. Sie schaffte es, einen weiteren Verlust für die Bank und den Kunden zu vermeiden. Ohne einen Kilometer im Flugzeug zu sitzen. Das ist denn auch eine der Lektionen aus der Corona-Krise: «Möglicherweise werden wir in Zukunft weniger geschäftlich reisen», sagt Marion-Bouchacourt. «Das Zoom-Meeting ist aber kein Ersatz für die persönliche Kundenbeziehung.»

«Wir müssen uns mit den Kunden treffen», sagt die Finanzfrau. «Um offene Diskussionen in einem vertrauensvollen und sicheren Umfeld führen zu können.» 

Sie erzählt eine weitere Episode aus dem Corona-Ausnahmezustand: Während des Lockdowns hätten sich Angestellte zum Teil auf einer Parkbank mit den Kunden getroffen, um den direkten Kontakt aufrechtzuerhalten. Unter Wahrung des Abstandes und aller Hygienemassnahmen.

(ise)

Anne Marion-Bouchacourt

Anne Marion-Bouchacourt wurde im Februar 2019 zur Präsidentin des Verwaltungsrats von Société Générale Private Banking Switzerland ernannt. Sie fungiert auch als Group Country Head für die Schweiz und CEO der SG Zürich Branch für das Corporate und das Investment Banking. Davor war sie Group Chief Country Officer für China. Sie ist Absolventin der Ecole Supérieure de Commerce de Paris, Wirtschaftsprüferin und hat einen Master-Abschluss in Finanzmanagement auf Kapitalmärkten der Universität Paris-Dauphine. Sie ist Mutter von vier Töchtern.

Quelle: Société Générale