Kollegin Tina Fischer schrieb hier in der letzten Ausgabe über Weinmischgetränke. Was läge da näher, als den Steilpass anzunehmen? Heute gibts Panaschiertes. Auch das steckt zunehmend in Schweizer Gläsern – oder meist Dosen. Genaue Zahlen dazu gibts nicht, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass viele Brauereien nur noch dank Mixgetränken ihren Absatz halbwegs halten oder gar steigern können.
Wann in der Schweiz das erste mit Citro gestreckte Bier als Panaché ausgeschenkt wurde, lässt sich schwer sagen. Aus Deutschland und Frankreich gibt es Geschichten aus den 1920er-Jahren zu den mutmasslichen Erfindern von Panaché und Radler. In hiesigen Medienarchiven taucht der Ausdruck erst ab den 1980er-Jahren im Zusammenhang mit fertig abgefülltem Panaché auf. In seinem Standardwerk «Bier und wir» spricht Matthias Wiesmann denn auch von einer «Panaché-Welle der 1980er». Die Winterthurer Haldengut hatte es nachweislich bereits in den 30er-Jahren mit einem alkoholfreien Zitronenmixgetränk namens Bivo versucht. So richtig durchgesetzt hat sich das allerdings nicht.
Bilz war einst Sinalco, oder umgekehrt
Interessant ist die Geschichte einer Marke, die erst gar nichts mit Bier zu tun hatte, dann aber zum Inbegriff des alkoholfreien Panachés wurde: Bilz. Ursprünglich war die 1902 in Deutschland von einem Friedrich Bilz erfundene Bilz-Brause nämlich eine Südfruchtlimonade. Richtig bekannt wurde sie später unter dem Kunstnamen Sinalco.Dieses Sinalco wurde spätestens 1981 zum Schweizer Renner, als die Marke von der Schweizer Sibra-Gruppe gekauft wurde, die unter anderem für Cardinal-Bier bekannt war – und später in Feldschlösschen aufging. Zufall oder nicht: Kurz nach dem Sibra-Deal wurde in der Schweiz ein fixfertiges Panaché «sin alco» unter der Marke Bilz lanciert. Die blauweisse Dose sah man bald überall. Es gibt sie noch heute in fast unverändertem Design.
Mit dem in der Werbung von einem hipstrigen «Fritz Bilz» präsentierten Bilz Stellare in den Südfruchtgeschmäckern Zitrone und Orange schliesst sich der Kreis zur Brause von Friedrich Bilz.
Und so versteht man auch besser, wie es kommt, dass Feldschlösschen kürzlich zwei Getränke unter der Marke Bilz lancierte, die zwar technisch gesehen Panachés sind, geschmacklich aber eher an italienische Limonaden erinnern. Und das auf eine gute Art, wohlgemerkt. Mit dem in der Werbung von einem hipstrigen «Fritz Bilz» präsentierten Bilz Stellare in den Südfruchtgeschmäckern Zitrone und Orange schliesst sich der Kreis zur Brause von Friedrich Bilz. Nur: Mit Sinalco hat das Ganze nichts mehr zu tun. Die Lizenz hält in der Schweiz nämlich mittlerweile die Ramseier-Gruppe.
Man könnte das Ganze als nette Geschichte abtun, wenn diese nicht gleichzeitig viel über das Produkt Panaché aussagen würde. Auch wenn es als Bier gehandelt wird, ist das moderne Panaché charakterlich oft näher an der Limo. Das muss nichts Schlechtes sein, wenn man gern Limonade trinkt. Aber ich persönlich greife dann lieber gleich zu einer Aranciata oder einem Orangina.
Typisch: Das neue Bilz
Bilz Stellare
Süss, zitronig und eher wenig Biergeschmack. Die Neuauflage von Bilz erinnert stark an eine italienische Limonata, ist erfrischend, hat mit dem selbst gemischten Panaché in der Bergbeiz aber nicht viel zu tun. Bilz Stellare enthält rund einen Viertel alkoholfreies Bier – so viel wie das (noch immer produzierte) Original aus den 1980er-Jahren.
Bilz Stellare Limone, Brauerei Feldschlösschen. Mixgetränk, 0,0% Alkohol, 33 cl für circa Fr. 1.50.