Es habe «heftige Auseinandersetzungen» gegeben, bis die Bewilligung für den Anbau der modernen Terrasse am altehrwürdigen Haus auf dem Tisch gelegen sei, erinnert sich Fischbeiz-Wirt Urs Schumacher. Fünf Jahre ist das her, inzwischen haben sich alle an das luftige Glashäuschen, das direkt über dem Rhein thront, gewöhnt. Auch wenn man sich tatsächlich bis heute über die Architektur streiten kann, die Tatsache, dass von hier oben die Aussicht auf den Rhein und das deutsche Schloss Röteln grandios ist, kann niemand bestreiten.

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Auf dieser Terrasse nehmen wir an einem kühlen Samstagabend im Mai Platz. Die Regentropfen peitschen gegen die Fensterscheiben, der Wind biegt die Wipfel der umliegenden Bäume zum Boden hin, wir sitzen im Trocknen und haben trotzdem das Gefühl, mittendrin in diesem Naturspektakel zu sein. Dem Glaskokon sei Dank.

Wer so viel Wasser vor dem Hause hat, muss nicht lange nach einer Hausspezialität suchen. Urs und Karin Schumacher haben sich für das Offensichtliche entschieden und bieten vorwiegend Fisch an. Nur ein paar wenige und sehr traditionelle Fleischgerichte stehen den Fleischtigern zur Auswahl. Das ist in Ordnung, für Fleisch gibt es ja bekanntlich genügend gute Adressen.

Die Fischbestände des Rheins sind zu klein und zu unterschiedlich, um das ganze Angebot eines Restaurants darauf aufbauen zu können. Die Forellen, Zander, Egli und Hechte der Fischbeiz stammen zum grössten Teil aus dem nahen Bodensee. Eine längere Reise haben Seeteufel oder -zunge hinter sich. Früher gab es im Rhein Lachse. Das letzte Exemplar davon wurde 1960 aus dem Rhein gezogen. Heute werden auch sie importiert, Urs Schumacher bezieht Lachs aus Schottland und Norwegen.

Wir bleiben in der Schweiz und fangen mit einem frühlingshaften Salat mit geräucherter Forelle an. Die Blätter knacken, die Salatsauce ist gut, nur die Forelle schmeckt so, als wäre ihr der Geschmack davongeschwommen. Die übrigen Gerichte, ein zartes Zanderfilet auf einem kräftigen und perfekt gekochten Risotto und ein aromatischer Hecht, der im frittierten Teigmantel auf den Tisch kommt, stimmen – sowohl von der Qualität der Grundprodukte her wie auch in der Art und Weise, wie sie zubereitet wurden.

Passend zum Fisch von hier trinken wir Weine aus der Region. Der weisse Schinznacher «Winzer Wy» überzeugt uns mit seinem eher flachen Aroma nicht wirklich, dafür macht uns die Flasche «Edelblut», ein harmonischer Blauburgunder von Weinbau Baumgartner in Tegerfelden, richtig glücklich.

Übrigens: Wer gerne mal einen ganzen Fisch (zum Beispiel einen Zander in Salzkruste) zu zweit probieren möchte, sollte unbedingt an einem Donnerstagabend von 18 bis 21 Uhr nach Kaiserstuhl reisen. Dann nämlich bieten Karin und Urs Schumacher verschiedene ganze Fische an, die man romantisch oder auch geschäftlich à deux geniessen kann.

Bevor man den kurzen, aber sehr, sehr steilen Weg zum Bahnhof unter die Füsse nimmt, tut man gut daran, sich am Grappa-Mobil für die sportliche Herausforderung zu stärken. Sie denken, ich übertreibe? Sie werden staunen!

Fischbeiz Restaurant

Alte Post, 5466 Kaiserstuhl, Telefon 044 858 22 03, www.fischbeiz.ch.

Öffnungszeiten: donnerstags und freitags 9 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 24 Uhr, samstags, sonntags und montags 9 bis 24 Uhr. Preise: Vorspeisen von 9 bis 19 Franken, Hauptspeisen von 21 bis 40 Franken, Fisch für zwei ab 10.70 Franken pro 100 Gramm. Weine: Deziliter
ab 6 Franken, Flasche ab 39 Franken.