Im Juni 2016 stimmten die Briten für den Austritt aus der Europäischen Union. Drei Jahre sind inzwischen vergangen, die Trennung ist immer noch nicht vollzogen. Der Brexit lähmt die Politik und schadet der Wirtschaft.
Die Wirren halten Schweizer aber nicht davon ab, auf der Insel zu investieren – im Gegenteil. Sie kaufen immer mehr Londoner Immobilien. Seit 2016 haben Schweizer Büros und andere Liegenschaften für fast 2,4 Milliarden Franken in der britischen Hauptstadt erworben. Letztes Jahr haben sich die Investitionen gar verdoppelt, wie Zahlen des Immobiliendienstleisters Wüest Partner zeigen.
Wieso sind Londoner Bürogebäude bei Schweizern so populär? Seit dem Votum für den Brexit hat sich das britische Pfund deutlich abgewertet – und den Immobilienkauf für Schweizer entsprechend günstiger gemacht. «Nach erstem Zögern nutzten viele Unternehmen die Gunst der Stunde, um sich attraktive Angebote zu sichern», heisst es im Bericht des Immobiliendienstleisters.
In London sind zahlreiche Schweizer Unternehmen angesiedelt – einige darunter haben sich prestigeträchtige Adressen gesichert. Swiss Re beispielsweise ist im spiralförmigen Wolkenkratzer «The Gherkin» eingemietet, auch als «Gurke» bekannt. Früher war das Hochhaus sogar im Besitz des Schweizer Konzerns.
Die UBS wiederum residiert im riesigen Bürokomplex 5 Broadgate in der Innenstadt. Die Zentrale – von einem Stararchitekten entworfen – gewann 2016 den Preis für das hässlichste Gebäude in Grossbritannien.
London verteidigt seine Vormachstellung
Und viele Investoren bezweifeln, dass London nach einem Brexit als internationales Finanzzentrum stark an Bedeutung verliert. «Es dürfte Jahre dauern, bis eine andere europäische Stadt die Vormachtstellung Londons ins Wanken bringt», heisst es bei Wüest Partner.
Londoner Büroflächen sind auch attraktiv, weil weniger neue gebaut werden. Seit dem Referendum sind viele Projekte in den Schubladen versorgt – die Investoren zaudern. Deshalb stehen weniger Büros leer, und die Mieten sind wieder am steigen.
Die Hauspreise sinken
Das Interesse der ausländischen Investoren konzentriert sich aber auf Büros und Gewerbeflächen in London und wenigen anderen Zentren. Die Preise für britische Häuser sind seit dem Austrittsentscheid deutlich gesunken, weniger Objekte wechseln die Hand. Viele Käufer warten ab, um Klarheit über den künftigen Status Grossbritanniens in Europa zu erhalten.
Vor 2016 waren die Hauspreise besonders in London allerdings massiv gestiegen. Und für viele Bewohner der Hauptstadt bleibt ein eigenes Haus unerschwinglich. Ein durchschnittliches Haus kostet umgerechnet gut 620'000 Franken – das ist zwölfmal so viel, wie Briten im Schnitt jährlich verdienen.