Zum zweiten Mal in Folge wird ein Vertreter des Jurabogens den Ständerat präsidieren: Nach dem Jurassier Claude Hêche kommt diese Ehre 2016 dem erst 36-jährigen Neuenburger Freisinnigen Raphaël Comte zu. Er gilt als ruhig und besonnen und stellt sich in den Dienst des Kompromisses und des Dialogs.

«Während meines Präsidialjahres werde ich den Akzent auf die kulturelle Vielfalt der Schweiz legen», sagte Comte der Nachrichtenagentur sda. Er plane deshalb eine «Tour de Suisse», um die Bevölkerung und die Behörden der 26 Kantone zu treffen. Auf diese Weise wolle er zeigen, wie wichtig ihm der Föderalismus sei.

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Von Natur aus zurückhaltend und besonnen, hat sich Comte dem Dialog und der politischen Debatte verschrieben. Wie sein Vorgänger in dieser Funktion, der Jurassier Claude Hêche (SP), hält sich auch der nächste Ständeratspräsident von politischen Intrigen fern.

Nachgerutscht für Bundesrat Burkhalter

Comte, der eine neue Generation von Bundespolitikern verkörpert, engagierte sich ab 2000 im Gemeindeparlament von Corcelles-Cormondrèche NE; ab 2008 sass er im Gemeinderat. 2001 wurde er in den Neuenburger Grossen Rat gewählt. Damit ist er der jüngste Parlamentarier in der Kantonsgeschichte. 2004 übernahm er den Vorsitz des Neuenburger Freisinns.

Seine Karriere auf Bundesebene verdankt der studierte Jurist speziellen Umständen: Der Wahl von Didier Burkhalter in den Bundesrat. Comte übernahm dessen Sitz im Ständerat im Januar 2010.

Am 29. September 1979 in Neuenburg geboren, wird Comte einer der jüngsten Präsidenten des Ständerats seit der Gründung der modernen Schweiz sein. Einzige Ausnahme bildet Bundesrat Alain Berset, der 2008 ebenfalls im Alter von 36 Jahren Ständeratspräsident war.

Generalist mit progressiver Haltung in gesellschaftlichen Fragen

Trotz seines jungen Alters hat sich Raphaël Comte einen Platz unter der Bundeshauskuppel erarbeitet. Er nahm in verschiedensten Kommissionen und Delegationen Einsitz, die so unterschiedliche Themen betreffen wie Umwelt und Energie, juristische und staatspolitische Fragen oder auch die Frankophonie. Er sei Generalist, unterstreicht Comte.

Wichtig sind dem Neuenburger neben den liberalen Positionen seiner eigenen Partei auch die Verteidigung humanistischer Werte. Ausserdem zeigt er sich in gesellschaftspolitischen Fragen und bei der Diskussion über den Ausstieg aus der Atomenergie progressiver als die meisten seiner Deutschschweizer Fraktionskollegen. Innerhalb des gesamten politischen Spektrums positioniert er sich in der Mitte.

Privates soll privat bleiben

Dass er in der Deutschschweiz noch weitgehend unbekannt ist, stört ihn nicht: «Ich beschränke mich auf die Arbeit ohne danach zu streben, persönlich bekannt zu sein», sagte er. Über sein Privatleben gibt Comte wenig preis. Er wolle die Privatsphäre und die Öffentlichkeit trennen. Etwas Privates war ihm schliesslich doch noch zu entlocken: Er mag Konzerte und Ausstellungen.

(sda/jfr)