Es war kurz vor 13 Uhr, als die FDP-Spitze am 14. Juni von Didier Burkhalter ein Aufgebot erhielt, sich in sein Büro zu begeben. Parteipräsidentin Petra Gössi, Generalsekretär Samuel Lanz und Fraktionschef Ignazio Cassis machten sich auf den Weg – und erfuhren dort, dass ihr Bundesrat zurücktreten werde. Und zwar subito. Damit überraschte der zurückhaltende Aussenminister alle.

Es wird noch reichlich Druckerschwärze fliessen, bis am 20. September der Nachfolger oder die Nachfolgerin des FDP-Magistraten gewählt wird. Das Kandidatenkarussell hat angefangen zu drehen, viele Namen werden aus dem Sommerloch auf- und dann wieder abtauchen.

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Gewisse Gesetzmässigkeiten

Doch Bundesratswahlen sind kein russisches Roulette, es gibt gewisse Gesetzmässigkeiten. Erstens wählt das Parlament lieber einen Kandidaten aus den eigenen Reihen, jemanden, den es kennt – und dessen Politik es abschätzen kann. Aussenstehende haben es schwer: Das mussten zuletzt Karin Keller-Sutter oder Pierre-Yves Maillard erfahren. Die Aushängeschilder der St. Galler respektive der Waadtländer Regierung blieben gegen ihre in Bundesbern verankerten Gegner, Johann Schneider-
Ammann und Alain Berset, chancenlos.

Stammen alle Kandidaten aus dem Parlament, dann gilt zweitens: Vorteil kleine Kammer. Ständerat Burkhalter etwa bezwang 2009 Nationalrat Christian Lüscher, Ständerätin Simonetta Sommaruga im Folgejahr Nationalrätin Jacqueline Fehr.

Und drittens: Die oft kolportierte Behauptung, dass frühe Favoriten das Rennen nicht machen, wurde mehrfach widerlegt. Pascal Couchepin, Doris Leuthard, Sommaruga, Berset und auch Burkhalter waren vom ersten Tag an als aussichtsreiche Kandidaten gesetzt.

Jetzt oder nie

Kronfavorit Cassis hat also gute Karten. Konkurrenz aus dem Ständerat dürfte er keine erhalten, gegen allfällige Regierungsräte hat er den Bern-Vorteil. Und noch etwas spricht für Cassis: das Tessin. Der Südkanton, der seit dem Rücktritt von Flavio Cotti im Frühjahr 1999 nicht mehr in der Regierung vertreten ist, hat jetzt die Chance, einen Bundesrat zu stellen.

Meinen es die Tessiner ernst, dann müssen sie sich hinter Cassis scharen, auch wenn sie mit seiner Politik oft nicht einverstanden sind. Für die Tessiner heisst es: Jetzt oder nie. Oder wenigstens lange nicht mehr.

Das sind die möglichen Nachfolger von Bundesrat Didier Burkhalter: