In ein paar Jahren bekommen wir neue Nötli: Derzeit arbeitet die Schweizerische Nationalbank (SNB) an der zehnten Banknotenserie, deren schrittweise Einführung voraussichtlich 2031 starten soll. «Sie sind unsere Visitenkarte», sagte SNB-Chef Martin Schlegel (49) bei der Auftaktmedienkonferenz im Oktober 2024 über die Noten.
Das zeigt: Obwohl Bargeld langfristig an Bedeutung verliert, setzt die Nationalbank weiterhin auf physisches Geld. Die SNB ist schliesslich auf mehreren Ebenen die Hüterin des Schweizer Frankens. Mit ihrer Geldpolitik soll sie nicht nur für die Stabilität des hiesigen Finanzsystems sorgen. Als Bank der Banken stattet die Nationalbank auch die hiesigen Geldhäuser mit Münzen und Nötli aus – auch wenn diese vermehrt aufs Digitale setzen und teilweise den Bargeldbezug am Bankschalter nicht mehr anbieten.
Die geheimnisvollen Bargeldlager der SNB
Entsprechend hantiert die Nationalbank mit grossen Bargeldsummen. Diese lagern in den mysteriösen Kellern der beiden SNB-Hauptsitze in Bern und Zürich. Um einiges, was in den Untergeschossen passiert, macht die Nationalbank ein Geheimnis – aus Sicherheitsgründen. So behält sie für sich, viel Bargeld sie als Reserve lagert. Auf Anfrage der Handelszeitung teilt die SNB mit: «Die Vorräte sind so bemessen, dass sowohl auf eine erhöhte Nachfrage sofort reagiert werden kann als auch bei allfälligen Verzögerungen bei der Banknotenbeschaffung die Versorgung sichergestellt ist.»
Der Bargeldbereich am Berner SNB-Sitz direkt neben dem Bundeshaus wurde zwischen 2015 und 2019 ausgebaut und erneuert. Seit der Sanierung vor sechs Jahren hat der «Bund» als bisher einziges Medium die dortigen Geheimkeller besuchen dürfen. Der Bericht zeigt auf, was im Hochsicherheitsbereich so alles passiert. In den Räumen stehen grosse Maschinen, an denen Mitarbeitende konzentriert arbeiten. Auf Fliessbändern kommt die Ware an. Dabei handelt es sich aber nicht um irgendein Industrieprodukt, sondern eben um Geld – um sehr viel Geld: Alleine 2024 gingen bei der SNB laut dem Geschäftsbericht fürs letzte Jahr 238 Millionen Noten und 131 Millionen Münzen ein. Und gab 244 Millionen Noten und 166 Millionen Münzen wieder aus.
Falschgeld ist kein grosses Thema
Die Nationalbank stellt den Banken nämlich nicht nur neues Bargeld zur Verfügung, sondern nimmt auch altes entgegen. Etwa wenn die Nötli beschädigt oder verschmutzt sind. Oder wenn die Geldhäuser zu viel Bargeld haben und dieses auf ihrem SNB-Konto gutschreiben wollen.
Dann kommen die Nötli in eine grosse Maschine, die konsequent aussiebt – auch Falschgeld. 2024 entdeckte die Nationalbank gerade mal 2569 falsche Noten. Nicht umsonst gelten die Schweizer Banknötli als die fälschungssichersten der Welt. Trotzdem landet eine deutlich grössere Menge im Schredder. Der Grund: Schon kleine Risse oder Kritzeleien reichen aus, um das Ende einer Note zu besiegeln. Die 10er-, 20er- und 50er-Nötli, die im Alltag häufiger gebraucht werden als die wertvolleren Noten, haben eine Lebensdauer von drei bis sechs Jahren.
30 Millionen Nötli landeten 2024 im Abfall
Entsprechend gross ist der Auswurf: Die SNB vernichtete letztes Jahr 30 Millionen Noten mit dem Schredder. Die Schnipsel, zu kleinen Ballen zusammengepresst, landeten danach in der Kehrichtverbrennungsanlage. Alternative Recyclingformen hätten bis jetzt keine nachhaltigen Vorteile gezeigt, teilt die SNB dazu mit. Man prüfe andere Formen der Wiederverwertung aber regelmässig.
Als Ersatz brachte die SNB letztes Jahr gut 41 Millionen druckfrische Nötli in Umlauf. Gesamthaft zirkulieren in der Schweiz aktuell gut 500 Millionen Banknoten. Sprich: Auf jeden Einwohner kommen über 50 Noten – einst gelagert in den geheimen Kellern der Nationalbank.