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Ralph Hamers, new CEO of Swiss Bank UBS, during a press conference in Zurich, Switzerland, Thursday, February 20, 2020. Dutchman Ralph Hamers will replace Sergio Ermotti, who is still UBS boss, on November 1, 2020. (KEYSTONE/Walter Bieri)
Quelle: Keystone

PersonRalph Hamers

Das erste volle Jahr als CEO der UBS liegt bereits hinter ihm, doch der Niederländer widerstand konsequent der Versuchung, sich mit einer neuen Strategie profilieren zu wollen. Stattdessen: ein intensives Kennenlernen des Banktankers, und das ganz ohne Mitstreiter – auf Weggefährten von seinem früheren Arbeitgeber ING verzichtete der 55-Jährige. Läuft ja auch so: Die UBS produzierte im abgelaufenen Jahr Quartal für Quartal starke Zahlen und profitierte als weltgrösster Verwalter von Privatvermögen von dem drastischen Anstieg der Vermögenswerte rund um den Globus. Da gab es für Hamers keinen Anlass, die bewährte Strategie seines Vorgängers Sergio Ermotti hinter sich zu lassen. Selbst den 950-Millionen-Verlust bei dem New Yorker Hedge Fund Archegos rückte er durch die Selbstdemontage des Rivalen Credit Suisse in den Schatten.

Die grösste Anpassung des neuen Chefs war bislang die Verlagerung von zentralen Aufgaben an die Front, wodurch sich die bisherige Corporate-Center-Chefin Sabine Keller-Busse auf dem attraktiveren Posten der Schweiz-Chefin bewähren darf. Gleichzeitig zog der Technologiechef Mike Dargan in die Konzernleitung ein. So hilfreich das Klischee des «Google-Bankers» auch für seine Berufung gewesen sein mag, so hinderlich war es in der Praxis: Die UBS ist technologisch nicht schlechter als die ING, hat aber durch einen anderen Business-Mix auch andere Anforderungen. Die grossen Würfe gibt es da nicht. Hamers drängt mit Hilfe der Technologie vor allem auf eine Beschleunigung der Abläufe. Selbst bei den Kosten, in der Ermotti-Ära ein Dauerthema, schwenkt Hamers auf die Linie des Vorgängers – radikale Schnitte gehen zulasten des Wachstums.

Und auch in der leidigen Lohnfrage blieb die Revolution aus: Dass Ralph Hamers für die ersten vier Monate, davon gerade zwei als CEO, gleich 4,2 Millionen Franken einstrich, lässt ihn kaum als Robin Hood dastehen – seine Suche nach «Purpose» in der geldgetriebenen Szene wirkt da fast schon wagemutig. Das neue Jahr wird ihm vor allem in einer zentralen Frage Klarheit bringen: Wird der Prozess gegen ihn in seiner Heimat, wegen Geldwäsche, wieder neu aufgerollt? Wenn ja, wird es zwar ungemütlich, aber ein Rücktritt ist wenig wahrscheinlich.

(Stand: Dezember 2021)

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