Erfolgreiche Restaurants haben eines gemeinsam: Bei Betriebsschluss am Abend sind die Einnahmen meist höher als die Ausgaben. Als erfolgreich darf sich der Basler Gastronom Richard Engler durchaus bezeichnen: Schliesslich führt er mit seinem Familienunternehmen Gastrag seit über zehn Jahren knapp ein Dutzend Lokale und wenige Hotels in der ganzen Schweiz, darunter Marken wie Papa Joe’s und Mr. Pickwick Pub.

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Doch bei Engler fehlt seit fast einem Jahr abends Geld in der Kasse. Derzeit verliert die Gastrag grob gerechnet 25'000 Franken pro Tag.

Richard Engler Gastrag

Richard Engler ist Präsident der Basler Gastronomiegruppe Gastrag. Hier in einem Talk auf «TeleBasel», 4. Juni 2018.

Quelle: Screenshot «TeleBasel»

Da sind die laufenden Kosten, welche die Gastrag bezahlen muss: beispielsweise Rechnungen für Strom und Wasser, ferner ein Teil der Löhne der Angestellten in Kurzarbeit. Da alle 18 Restaurants und Pubs geschlossen sind, kommt auf der anderen Seite fast kein Geld herein.

Seit Beginn der Pandemie hat Engler viel vom Kapital aufgebraucht, welches er mit der Gastrag in den vorherigen Jahren erwirtschaftet hatte. Bereits vor dem zweiten Lockdown machten seine Restaurants in den Innenstädten zu wenig Umsatz, um die Kosten zu decken.

Die Gastrag ist mit ihren Problemen natürlich nicht alleine, die ganze Branche ist in der Krise. Für die grossen Unternehmen wie Gastrag stellen sich im Moment aber besondere Schwierigkeiten. Engler spricht von «behördlichen Schlaumereien»: «Familiengeführte Gastrounternehmen werden im Stich gelassen», findet der Gastronom. 

Engler will mehr Unterstützung

So hat die Gastrag zwar Anspruch auf die Härtefall-Hilfen von Bund und Kantonen: Der Staat übernimmt 20 Prozent der Fixkosten der von der Schliessung betroffenen Unternehmen bis zu einem Beitrag von 750'000 Franken. Engler führt jedoch seine 18 Gastro-Betriebe unter dem Dach einer Basler Aktiengesellschaft – und hat deshalb nach den aktuellen Regeln nur Anspruch auf eine Entschädigung von maximal 750'000 Franken.

Engler benötigt aber für jedes seiner 18 Lokale die Unterstützung. «Die Entschädigung soll für jede Betriebsstätte gelten, so wie es Bundesrat Ueli Maurer in der Medienkonferenz im Januar auch formuliert hat», findet der Gastrag-Präsident. «Die 'Rösslis' und 'Löwen' im Land erhalten ja auch die volle Unterstützung. Und McDonald's mit seinem Franchisesystem darf die Hilfen x-mal beantragen. Wir dagegen sollen uns mit einer Auszahlung zufriedengeben.»

Kantone schieben sich Dossiers zu

Die kantonale Bürokratie stellt Engler vor ein weiteres Problem: So reichte er seine Unterstützungsgesuche am Firmensitz in Basel ein. Die Kantonsverwaltung sieht sich aber nur für die Basler Betriebe zuständig – und verwies ihn für seine übrigen Lokale an die anderen Kantone.

Gewisse Kantone sehen jedoch Basel-Stadt in der Pflicht: Englers Gesuch wird hin- und hergeschoben. Er kann diese bürokratischen Hürden nicht verstehen. «Bei der Steuerabrechnung gelingt es den Kantonen ja auch, sich untereinander zu koordinieren», findet der Unternehmer.

Geld hat die Gastrag noch keines erhalten, und dies ist Englers grösste Sorge. Auch die Mietzinshilfen, welche die Gruppe vom Kanton Basel-Stadt bekommen sollte, sind noch nicht überwiesen worden. «Wir verbrennen Tag für Tag unsere Ersparnisse und damit auch unsere Existenzen. Vor der Krise waren wir ein kerngesundes Unternehmen.»

Nächsten Mittwoch wird der Bundesrat entscheiden, wann Restaurants wieder öffnen dürfen. Engler hofft auf ein rasches Ende der Betriebsschliessungen. «Wenn der Lockdown bis in den März hinein dauert und weiter keine Härtefall-Hilfen fliessen, wird es in der Gastrobranche zu einem Restaurantsterben kommen. Tausende von Angestellten würden ihren Job verlieren. Nach 10 Monaten Lockdown und Schutzmassnahmen ist kein Geld mehr vorhanden.»