Die Geschäftsidee?
Joulia entwickelt, produziert und vertreibt Duschrinnen mit integriertem Wärmetauscher. Das Warmwasser benötigt mittlerweile gleich viel Energie wie die komplette Heizung, unsere Wärmerückgewinnung (WRG) bringt über die Hälfte zurück.

Wie ist sie entstanden?
2008, unter der Dusche. Joulias CTO stellte sich die Frage, warum wir die Wärme nach nur zwei Sekunden Gebrauch einfach so entsorgen? Er arbeitete damals beim Innovationshaus Creaholic, wo man das grosse Effizienzpotenzial ebenfalls sah.

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Warum der Name?
Bei Creaholic bekommen alle Projekte einen Namen: «Joulia» – in Anlehnung an James Prescott Joule, den britischen Bierbrauer, Physiker und Begründer des Energieerhaltungssatzes.

Woher stammt das Startkapital?
Von Unternehmerpersönlichkeiten aus dem Umfeld von Creaholic.

Womit erzielen Sie die Umsätze?
Mit dem Verkauf von kompletten Duschrinnen mit Wärmerückgewinnung und den WRG-Modulen für Duschwannen-Produzenten.

Die Vision?
Dass keine Wärme mehr sinnlos den Abfluss hinuntergeht und eine Duschwasser-WRG zum Standard wird.

Die grosse Stärke?
Interdisziplinäres Team, gute Kombination aus viel technischer Expertise, baulichem Wissen, chaotischen Innovationsprozessen und strukturiertem Vorgehen.

Die grösste Herausforderung?
Die langen Entscheidungswege im Bau sowie das eher traditionelle Sanitärhandwerk.

Der bisher grösste Erfolg?
Nebst 16 Auszeichnungen (Watt d’Or, Design Preis Schweiz) die vielen Komplimente der Besucher, die Joulia auf dem Prüfstand sehen und begreifen können, wie einfach und effizient eine Dusch-WRG funktioniert.

Das Überraschendste bisher?
Überraschungen gibt es viele, wie etwa dass wir am 1. April 2020 nach acht Jahren (!) intensiver Überzeugungsarbeit endlich die Trinkwasserzulassung für Deutschland erhielten, da keiner der 27 Trinkwasserexperten etwas einzuwenden hatte …

Der nächste Schritt?
Weitere Wiederverkäufer in Europa von Joulia begeistern und dafür sorgen, dass die Anrechenbarkeit der Duschwasser-WRG bei den Energienachweisen in ihren Ländern geklärt ist und die Sanitärinstallateure Joulias Vorzüge schätzen lernen.

Joulia

Website: www.joulia.com
Gegründet: Juli 2010
Gründer: Reto Schmid (42), CEO;Christoph Rusch (49), CTO;Marcel Aeschlimann (54), VR-Präsident
Firmensitz: Biel
Anzahl Mitarbeiter: 5
Umsatzziel für 2020: 1 Million Franken
Profitabel ab: Ende 2021

Zwei Risikokapitalisten über die Chancen von Joulia

«Da leuchten alle Warnlampen!»

Mike Baur, Mitgründer und Chef der Swiss Startup Group, der grössten Venture-Plattform der Schweiz:

«Joulia ist eigentlich ein superspannender Case: Energiesparen ist ein heisses Thema, und die Firma hat Impact auf die Umwelt. Aber nur schon vom Technischen her ist das Produkt nicht einfach zu erklären. Auch die Bauherren realisieren noch nicht, dass sie durch Joulias Energieersparnis an anderen Stellen des Hauses weniger Geld ausgeben müssen für Energieeffizienz. Die Jungs haben sehr lange das Produkt entwickelt, ohne auf den Markt zu gehen – typisch für ein gutes Techteam, aber nicht unbedingt gut für ein Start-up. Die Firma ist schon zehn Jahre alt, aber eigentlich geht es jetzt erst los! Joulia muss nun ganz schnell am Markt relevant werden. Denn bisher ist die Traktion viel zu klein: Die Produkte wurden meist über persönliche Kontakte oder Messen verkauft. Jetzt muss in Sales und Marketing investiert werden, dafür macht Joulia ja auch eine Finanzierungsrunde. Zumal man in dem sehr konservativen und fragmentierten Sanitärmarkt starke Distributionskanäle braucht. Das ist eine ganz grosse Herausforderung, der Markt ist nicht leicht zu knacken. Deshalb gibt es direkte Wettbewerber wohl auch nur im Ausland, nicht aber in der Schweiz – da leuchten bei mir alle Warnlampen! Und weil Joulia reine Hardware macht, nichts Digitales, stellt sich die Frage der Skalierbarkeit. Ein klassischer Venture Case ist das jedenfalls nicht.»


«Das ist ein weiter Weg»

Roland Gallenberger, Partner bei der St. Galler Beteiligungsgesellschaft Btov und zuständig für industrielle Technologien:

«Was Joulia macht, finde ich als Ingenieur sehr spannend. Beim Duschen wird tatsächlich sehr viel Energie verschwendet. Das Problem ist also relevant und damit auch Joulias Value Proposition. Der Gründer macht einen guten Eindruck auf mich, Kompetenzen und Hintergrund des Teams sind sehr solide. Die Firma hat genug Validierungen gezeigt, das Produkt funktioniert, ist wartungsarm und scheint sich zu rechnen. Der Aussenauftritt ist auch sehr professionell, die Premium-Positionierung kommt gut rüber. Allerdings ist es eine Herausforderung für das Marketing, den Payback sichtbar zu machen. Zumal es bereits andere Anbieter auf diesem Markt gibt und bei einem Mehrfamilienhaus ein zentraler Wärmetauscher am Fallrohr ökonomisch günstiger wäre als an jeder Dusche je ein eigener.

Der Markt ist eigentlich gross genug, Duschen braucht schliesslich jeder. Dennoch sehe ich im Go-to-Market die grösste Herausforderung für Joulia: Für einen Retrofit ist der Aufwand zu hoch, der Wärmetauscher dürfte eher bei Neubau oder Renovation installiert werden. Es hat aber viele Stufen zwischen Bauherren und Endkonsumenten. Und bis die das Produkt explizit fordern, ist es ein weiter Weg. Die Verbreitung wird also eher durch Regulierung wie Energieauflagen oder neue Baustandards getrieben. Das ist ein Risiko, das man als Investor scheut.»

Dies ist ein BILANZ-Artikel

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