Seit 2016 hat sich die Zahl der Proptechs gemäss dem «Swiss Proptech Report 2022» auf 360 versechsfacht. Ein besonders starkes Wachstum verzeichnete man in den Kategorien, die virtuelle und angereicherte digitale Darstellungen von Immobilien vornehmen, bei den Finanzierungs- sowie bei Service-Themen.

Die Proptech-Kategorien Assetmanagement, Rentals/Vermieterkommunikation und Blockchain-Themen stagnierten dagegen. Und, so die Autoren der Studie, in einigen Bereichen musste die Proptech-Map bereinigt werden, weil es sich als zunehmend schwierig erwiesen hat, echte Technologie-Startups von konventionellen Firmengründungen zu unterscheiden, die lediglich verstärkt digitale Tools nutzen.

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Im Gegensatz zu weiteren Technologie-Startup-Bereichen halten sich die Proptechs laut dem von Swiss Proptech, einem Branchenverband, und der Credit Suisse herausgegebenen Bericht vergleichsweise gut. Drei Viertel der Proptechs verzeichneten Umsatzausweitungen um durchschnittliche 80 Prozent. Mehr als zwei Drittel der Proptechs meldeten eine Personalaufstockung.

«Proptechs haben die erforderlichen Kompetenzen, mit denen Immobilienunternehmen Daten sammeln und zeitgemäss analysieren können.»

Und – als Ausdruck der positiven Aussichten – fast jedes zweite Startup plant einen weiteren Ausbau der Belegschaft. Einer der Gründe für das Gedeihen dieser Tech-Sparte ist der bis Sommer 2022 boomende und – bisher – krisenresistente schweizerische Immobilienmarkt.

Hinzu kommt ein relativ abgeschotteter Heimmarkt: 90 Prozent der von Swiss Proptech erfassten Startups haben ihren Sitz in der Schweiz und die meisten verteilen sich auf die Kantone Zürich, Genf und Waadt – und damit auf die «Wirtschaftsmotoren», wie es im Report weiter heisst. Und umgekehrt ist die Immobilienbranche selber zunehmend offen für die Lösungen der innovativen Jungfirmen.

Nachholbedarf bei Standards

Sie liefert beispielsweise die Lösungen, mit denen Investoren die Nachhaltigkeit der Immobilien in den eigenen Portfolios überprüfen und verbessern können. Die Proptechs haben die erforderlichen Kompetenzen, mit denen Immobilienunternehmen Daten sammeln und zeitgemäss analysieren können.

Natürlich gibt es auch Hindernisse. Notorisch sind fehlende Standards. Die sind besonders bei den Schnittstellen, mit denen Proptechs und konventionelle Unternehmen ihre Systeme verbinden, wichtig. Solche Standardschnittstellen, im Jargon als Application Programming Interface (API) bekannt, bilden die Basis für den Auf- und Ausbau digitaler Ökosysteme.

Sowohl traditionelle Immobilienfirmen als auch Proptechs haben laut Swiss Proptech Interesse an solch einer Zusammenarbeit – auch wenn diese gewisse Risiken mit sich bringt wie etwa zunehmende Abhängigkeiten.

Proptechs und Versicherungen ziehen

Es sind gerade Versicherungen, die solche digitalen Ökosysteme in der Schweiz vorantreiben. Die beteiligten grossen Partner, die Banken, sind hier in der Regel die Juniorpartner – eine in Europa einmalige Konstellation. Helvetia hat mit Home sein eigenes Ökosystem aufgebaut; wichtige Elemente sind hier eine Reihe von gekauften Proptechs wie Moneypark und Pricehubble.

«Auch wenn hier jeweils mächtige Versicherungen und Banken als grosse Träger wirken – ohne die aufgekauften beziehungsweise integrierten Proptechs würden diese digitalen Ökosysteme nicht funktio­nieren.»

Auch Swiss Life betreibt mit Immopulse ein eigenes, mit selbst entwickelten Proptechs aufgebautes Ökosystem. Baloise unterhält mit Home & Living und mit Houzy gleich zwei Ökosysteme; die UBS ist hier, nachdem das eigene Key4-Label mit neuen Inhalten gefüllt wurde, als Partner dabei. Bei Liiva kooperiert die Mobiliar mit Raiffeisen.

Die Postfinance hat mit Valuu ein eigenes Ökosystem aufgebaut. Die Kantonalbanken treiben ihr Newhome-Projekt weiter voran – hier sind Immobilienbroker beteiligt. Und die Credit Suisse hat mit Moneypark und Pricehubble exklusive Partnerschaften vereinbart.

Auch wenn hier jeweils mächtige Versicherungen und Banken als grosse Träger wirken – ohne die aufgekauften beziehungsweise integrierten Proptechs würden diese digitalen Ökosysteme nicht funktionieren. Und es entsteht eine nächste Generation von schweizerischen Proptechs, die Nachhaltigkeit mit Immobilienthemen kombiniert.

«Die LED-Lampen von LEDCity sollen den Stromverbrauch für die Aussenbeleuchtung durch dynamisches Anpassen an die Beleuchtungs­bedürfnisse um 90 Prozent reduzieren.»

Drei von ihnen schafften es Anfang September in die Gruppe der hundert besten schweizerischen Startups: Urbio mit Sitz in Sion entwickelt Software, mit der Immobilienbesitzer, Immobilienfirmen und Kommunen rascher eine Umstellung auf erneuerbare Energiequellen vornehmen können.

Die LED-Lampen von LEDCity sollen den Stromverbrauch für die Aussenbeleuchtung durch dynamisches Anpassen an die Beleuchtungsbedürfnisse um 90 Prozent reduzieren. Und mit Sensorensteuerung und Pflanzen will das Proptech Oxygen at Work die Innenluftverhältnisse in Gebäuden verbessern.

Die Pflanzen sind hier ganz real und natürlich. Mit virtuellen Anwendungen, die derzeit unter allen Proptech-Technologien am beliebtesten sind, würde das gar nicht funktionieren.

Digital Shapers

Die «Bilanz» hat zusammen mit der «Handelszeitung», PME und Digitalswitzerland die 100 wichtigsten Köpfe für die Digitalisierung der Schweiz gekürt.

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