André Wyss hat ihn geschafft, den Sprung an die Spitze. Als er im April nach mehr als 30 Jahren seinen Abschied bei Novartis nahm, sagte er, dass ihn eine Aufgabe als Konzernchef reizen würde. Am 1. Oktober übernimmt er nun den Chefposten bei Implenia, dem grössten Baukonzern der Schweiz.
 
Es ist ein Richtungswechsel für André Wyss – er ist ein Novartis-Urgestein und damit ein Intimus der Pharmabranche, nicht der Bauindustrie. «Die fachspezifischen Kenntnisse in den verschiedenen Märkten von Implenia werde ich mir noch erwerben müssen», sagte Wyss in einem Interview, das intern bei Implenia publiziert wurde und das der Handelszeitung vorliegt. Komplexe Aufgabenstellungen und grosse Bauprojekte seien ihm andererseits von Novartis vertraut.

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Verantwortung für 40'000 Mitarbeiter

Dort ist Wyss zuletzt Länderchef Schweiz gewesen und leitete die «Novartis Business Operations». Dieser Bereich bündelte unter seiner Ägide die Produktion von Novartis und alle Dienstleistungen des Unternehmens jenseits der Pharma-Inhalte, darunter IT, Einkauf und Personal. Auch für Immobilien und Infrastruktur war Wyss zuständig; insgesamt eine 13-Milliarden-Dollar-Sparte mit der Verantwortung für 40‘000 Mitarbeiter, ein Drittel aller Novartis-Angestellten. Wyss bezeichnete als eine seiner Aufgaben, die Interessen der Schweiz in der Konzernspitze von Novartis zu vertreten. Mit Wyss verlässt der letzte Topmanager Novartis, der Basler Wurzeln hatte.

Er war einer der letzten «Vasella-Boys», der Manager, die unter Novartis-Übervater Daniel Vasella gross geworden waren. Bei seinem Abschied sagte Wyss der Basler Zeitung: «Der Entscheid ist mir nicht leichtgefallen. Er ist über mehrere Jahre gereift, da ich meine gesamte berufliche Laufbahn bei Novartis verbracht habe.» ergänzte Wyss: «Ich wollte bewusst eine berufliche Führungsposition ausserhalb der Pharmabranche.»

Konzernkarriere bei Novartis

Bei Novartis hat Wyss eine Konzernkarriere der alten Schule absolviert: Mit 16 Jahren begann er als Lernender in der Chemikalienabteilung der damaligen Sandoz, ergänzte später ein Wirtschaftsstudium. Er erklomm Hierarchiestufe um Hierarchiestufe bis nach ganz oben in die Konzernleitung. Er sagte: «Ich bin sehr dankbar für all die Möglichkeiten, die Novartis mir im Laufe meiner langjährigen Karriere geboten hat.»

Schatten aus der Zeit als Länderchef in Griechenland

Zu seinen Stationen bei Novartis zählen auch der Vorsitz über die Ländergesellschaften in den USA und in Griechenland. Als mehrfacher Länderchef ist Wyss versiert im Umgang mit politischen Instanzen, was bei der Verhandlung von Bauaufträgen von grossem Nutzen sein kann.

Gleichzeitig bringt Wyss diesbezüglich Ballast mit: In seine Zeit als Länderchef in Griechenland fallen die Korruptionsvorwürfe gegenüber Novartis. Spekulationen, nach denen sein Abschied vom Unternehmen mit diesen Vorgängen zu tun gehabt hätte, dementierte der Pharma-Riese zwar. Allerdings ist diese Akte noch nicht geschlossen – entsprechend besteht das Risiko, dass die Aufklärung der Vorwürfe noch Schatten wirft.