Text-Bots wie Chat GPT und Bildgeneratoren wie Midjourney, sogenannte generative künstliche Intelligenzen (KI), sind nicht nur Helfer im Alltag, sondern können weltweit für ein signifikantes zusätzliches Produktivitätswachstum sorgen. In einer aktuellen Studie des McKinsey Global Institute (MGI) gehen Forschende davon aus, dass KI weltweit einen jährlichen Produktivitätsgewinn von 2,6 bis 4,4 Billionen Dollar ermöglichen wird. Das entspricht fast dem Vierfachen des Schweizer BIP. Der Gewinn könnte aber noch höher ausfallen, wenn generative KI auch in unternehmensinternen Programmen eingesetzt wird.

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Rund 75 Prozent des von McKinsey eruierten Produktivitätsgewinns sollen in stark wissens- und personalintensiven Bereichen wie Marketing, Vertrieb, Softwareentwicklung und Forschung entstehen. Da generative KI über natürliche Sprache und Dialogfelder bedient wird, sieht das US-Beratungsunternehmen den Produktivitätszuwachs bei Aufgaben wie Kundenkontakt, Erstellung von Inhalten und Programmieren.
 

Unternehmen bauen aus

Einzelne Unternehmen setzen bereits heute stark auf KI. So plant die Strategie- und Unternehmensberatung Accenture eine Verdoppelung für die auf KI spezialisierten Mitarbeitenden auf 80’000 Stellen. Aktuell beschäftigt das irische Unternehmen 738’000 Mitarbeitende. Die neuen Stellen sollen durch Neueinstellungen, Übernahmen und durch Weiterbildung abgedeckt werden, heisst es in einer Mitteilung. Das Unternehmen werde zudem vermehrt generative KI für seine Kunden einsetzen und Kunden bei der Integration von KI in ihre eigenen Prozesse unterstützen.

 

Künstliche Intelligenz wird zum Manager

Die Studie von McKinsey untersuchte neben der Produktivitätsrate auch das Automatisierungspotenzial von 850 Berufen und 2100 konkreten Tätigkeiten. Während im Zeitalter der Industrialisierung vor allem handwerkliche Aufgaben von Maschinen übernommen wurden, ergibt sich bei der Revolution von KI ein anderes Bild. «Das grösste Automatisierungspotenzial erfahren Arbeitsbereiche, die einen Bachelor- oder Master-Abschluss und eine Promotion erfordern», heisst es im Bericht.

Genauer gesagt weisen ebendiese Arbeitsbereiche ein Automatisierungspotenzial von 57 Prozent auf. Das stellt nahezu eine Verdoppelung dar: Noch im Jahr 2017 lag dieser Wert bei 28 Prozent. Besonders in Management-Tätigkeiten, die Koordination, Kreativität, Planung und Fachwissen erfordern, wird KI zunehmend eingesetzt. Bei körperlichen Arbeiten und Tätigkeiten, die keinen akademischen Abschluss erfordern, steigt das Automatisierungspotenzial im Vergleich zu 2017 nur geringfügig um 1 Prozent.

Aber auch in Finanzdienstleistungen und im Konsumgeschäft sehen die Forscherinnen und Forscher grosses Potenzial. Im Bankwesen beispielsweise könne der Einsatz von generativer KI die Produktivität um 200 bis 340 Milliarden Dollar pro Jahr steigern. Auch im Handel wird das Potenzial mit 400 bis 660 Milliarden Dollar vergleichsweise hoch eingeschätzt.

Kundendienst erfährt eine Umstellung

Nicht nur McKinsey untersucht den Einfluss von KI in der Unternehmenswelt. Die Aktienanalysten der Investmentbank Jefferies prognostizieren in einem Paket von Sektorstudien verbesserte Marketingstrategien, stark personalisierte Kundendienste und vereinfachte, hoch personalisierte Finanzberatung dank generativer KI und maschinellem Lernen.

In Bezug auf Kundendienste nennt das Team von Jefferies-Experten unterschiedliche Tätigkeiten. So könne künstliche Intelligenz eingesetzt werden, um Bedienungsanleitungen, Call-Center-Dienstleistungen und Troubleshooting-Prozesse automatisiert aufzusetzen. Weiter könne KI genutzt werden, «um schneller und effizienter neue und massgeschneiderte Materialien und Produkte basierend auf der Erfahrung, den Daten und den Kundenbedürfnissen» zu entwickeln, heisst es im Report.

Olivia Ruffiner
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