Die Krankenkassenprämien steigen im nächsten Jahr im Mittel um 0,5 Prozent. Je nach Kanton können sie aber um 2,1 Prozent ansteigen, oder aber um 1,6 Prozent tiefer ausfallen. Die Auswirkungen der Coronakrise sind derzeit noch unklar.

«Wir haben im dritten Jahr in Folge einen sehr moderaten Anstieg», sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Dienstag vor den Medien. Er liege klar unterhalb des Durchschnitts von 3,7 Prozent, der seit der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes erhoben wurde. Im vergangenen Jahr betrug der Anstieg 0,2 Prozent.

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«Ich bin wirklich sehr froh über diese Entwicklung», sagte der Gesundheitsminister weiter. Letztes Jahr sei das Bundesamt für Gesundheit (BAG) davon ausgegangen, dass die Prämien etwas tiefer ausgefallen seien als die realen Kosten. «Das wird auch dieses Jahr der Fall sein und könnte auch nächstes Jahr so sein», sagte Berset weiter.

Sinkende oder stabile Prämien in 9 Kantonen

Die mittlere Prämie für Erwachsene (375,40 Franken) und jugendliche Erwachsene (265,60 Franken) erhöht sich leicht im Vergleich zum vergangenen Jahr, nämlich um 0,4 Prozent. Die Prämie für Kinder dagegen sinkt leicht um 0,1 Prozent und beträgt 99,70 Franken, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mitteilte.

In den neun Kantonen AG, AI, AR, BS, NE, OW, SH, SZ und ZH liegen die durchschnittlichen Anpassungen der mittleren Prämie unter oder bei null Prozent. In den zehn Kantonen BE, FR, GE, GL, GR, SG, SO, UR, VD und ZG beträgt die Erhöhung zwischen null und einem Prozent. In den übrigen sieben Kantonen BL, JU, LU, NW, TG, TI und VS liegt der Anstieg höher als ein Prozent.

Tessiner zahlen deutlich mehr

Den höchsten Anstieg der durchschnittlichen Prämie verzeichnet laut den BAG-Zahlen das Tessin mit 2,1 Prozent, gefolgt vom Jura mit 2,0 Prozent und dem Wallis mit 1,6 Prozent. In den Deutschschweizer Kantonen verzeichnet der Kanton Luzern mit 1,4 Prozent gefolgt von den Kantonen Basel-Landschaft und mit 1,3 und Thurgau mit 1,2 Prozent den höchsten Zuwachs.

Bei den Kantonen mit sinkenden Prämien liegt Appenzell-Innerrhoden mit einem Minus von 1,6 Prozent an der Spitze gefolgt vom Kanton Zürich mit minus 0,7 Prozent. Im Kanton Neuenburg sinkt die mittlere Prämie um 0,2 Prozent und in den Kantonen Aargau, Obwalden, Schaffhausen und Schwyz je um 0,1 Prozent. Stabil bleiben die Prämien in Appenzell-Ausserrhoden und Basel-Stadt.

Auswirkungen von Corona ungewiss

Die Prämien für 2021 werden laut dem BAG so berechnet, dass sie die geschätzten Kosten im Jahr 2021 decken. Noch nicht ermitteln liessen sich die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Kosten im laufenden Jahr.

BAG-Direktor Pascal Strupler sagte, in Bezug auf die Corona-Pandemie hätten die Versicherer für nächstes Jahr nichts eingerechnet. «Wir wissen wirklich nicht sehr viel über die Entwicklung», sagte er. Allfällig nötig werdende Korrekturen würden ohnehin später erfolgen, möglicherweise auch über die Reserven der Krankenversicherungen.

Weitere Sparmassnahmen aufgegleist

Um die Kostenentwicklung unter Kontrolle zu halten, sind verschiedene Massnahmen aufgegleist. Der Bundesrat hat im vergangenen Jahr ein erstes Paket mit Massnahmen zur Eindämmung der Gesundheitskosten verabschiedet.

Dieses ist derzeit in Beratung im Parlament. Im vergangenen August ist ein zweites Massnahmenpaket in die Vernehmlassung geschickt worden, dessen Sparpotenzial auf eine Milliarde Franken geschätzt wird.

Versicherer sollen Reserven abbauen

Ansetzen will der Bundesrat auch bei den Reserven der Krankenversicherer, die sich derzeit auf elf Milliarden Franken belaufen und damit zu hoch seien. Die Landesregierung hat letzte Woche eine Vorlage in die Vernehmlassung geschickt, die den Versicherern auf freiwilliger Basis einen Anreiz geben soll, ihre Reserven abzubauen.

Berset wies darauf hin, dass alleine durch die Kostensenkung bei den Medikamenten eine Milliarde Franken pro Jahr und durch die Einführung des Ärztetarifs Tarmed eine weitere halbe Milliarde Franken wiederkehrend eingespart worden seien. Diese anderthalb Milliarden Franken würden etwa fünf Prämienprozenten entsprechen, die eingespart worden seien. Und es gebe weiteres Einsparungspotenzial wie etwa die Vermeidung von Doppelspurigkeiten oder unnötigen Eingriffen.

(sda/mbü)