Noch ist die Winterthurer Brauerei Chopfab Boxer nicht gerettet. Die Verhandlungen zwischen der finanzstarken Investorin aus Appenzell, der Brauerei Locher mit ihrer Marke Quöllfrisch, und den Gläubigern laufen weiterhin, wie die «Handelszeitung» aus dem Umfeld der Brauereien weiss. Offenbar ist es schwieriger, als erst vermutet, alle Geschäftspartner und Banken von einem Schuldenschnitt zu überzeugen. Diesen hatte die Brauerei Locher zur Bedingung gemacht, damit sie mit eigenem Kapital zu einer Sanierung beitragen würde.

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Mitte Februar zeigten sich beide Brauereien – Locher und Chopfab Boxer – zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden werden könnte. Bereits seit Dezember war über eine gemeinsame Sanierung der Winterthurer Brauerei verhandelt worden, bevor die beiden den gemeinsamen Plan präsentierten: Nach einem Schuldenschnitt sollte Locher im Rahmen einer Kapitalerhöhung gross investieren und – mutmasslich – die Kontrollmehrheit übernehmen.

Vermutlich Teil der Verhandlungen ist auch die Grossbank UBS. Diese hat sich mittlerweile mehrere Markenrechte an der Westschweizer Biermarke Boxer verpfänden lassen, wie der Blick ins Markenregister zeigt. Die ersten Pfänder wurden Anfang Februar eingetragen, weitere Mitte Februar. Locher wiederum sicherte sich Rechte im Umfeld der Marke Chopfab ab.

Locher könnte von der Nummer drei im Markt zur neuen Nummer zwei werden

Mit der faktischen Übernahme von Chopfab Boxer durch Locher entstünde rund um die Appenzeller Brauerei vermutlich die neue Nummer zwei im Schweizer Markt hinter der Carlsberg-Tochter Feldschlösschen und vor Heineken mit seinen Brauereien Eichhof und Calanda. Bislang dürfte Locher noch knapp hinter Heineken liegen.

Ohne eine Übernahme durch Locher wäre Chopfab Boxer wohl am Ende. Jetzt geht es darum, das Schlimmste zu verhindern, sagte Chopfab-Chef Philip Bucher im Februar zur «Handelszeitung». Die Chopfab Boxer AG befinde sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. «Deren Tragweite ist gravierend, und ohne Sanierungsmassnahmen ist der Fortbestand der Gesellschaft nicht gesichert.»

Die erst 2013 als Doppelleu gegründete Brauerei gehört mit einem Marktanteil von etwa 3 Prozent zu den zehn grössten Schweizer Brauereien. Innert weniger Jahre hatte sie sich am Markt etabliert. Seit der Übernahme von Boxer im Jahr 2017 ist sie schweizweit mit ihren Produkten präsent. «Kundenseitig läuft alles gut», betont Bucher. Die Brauerei ist allerdings hochgradig Fremdkapital-finanziert. Nicht zuletzt die steigenden Zinsen dürften das Unternehmen in Schwierigkeit gebracht haben.

Michael Heim Handelszeitung
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