Als Thomas Klühr Anfang 2016 nach Zürich kam, um die Leitung der Swiss International Air Lines von Chef Harry Hohmeister zu übernehmen, da galt es, grosse Schuhe zu füllen: Hohmeister war zwar für seine eher ruppige Art bekannt, die bei vielen im Konzern nicht so gut ankam. Die Zahlen, die Hohmeister seinem Nachfolger hinterliess, waren aber ziemlich gut. Soll heissen: Klühr sollte es nicht leicht haben, Hohmeisters Ergebnisse zu übertrumpfen und die Swiss weiter in die Höhe zu treiben.

Nun zeigt sich, dass Klühr ebenso Wachstum kann. Bereits im vergangenen Jahr war klar, dass der Manager mit der Swiss im Aufwind ist, jetzt gab der Konzern aber bekannt: 2018 ist das beste Ergebnis in der Firmengeschichte.

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Die Gewinnfaktoren

Ausgezahlt hat sich für die Swiss, die Flotte mit neuen, grösseren Fliegern zu verjüngen. Das hilft, Kosten, etwa beim Kerosinverbrauch, zu sparen. Und es erlaubt, mehr Passagiere als zuvor an Bord eines Flugzeuges zu transportieren. So fliegen zwar immer mehr Leute mit der Swiss, vor allem am Flughafen Zürich, doch die Zahl der Flugbewegungen wächst nicht so stark.

Klar ist nun, nach der Veröffentlichung der neuen Zahlen, dass die Rolle der Swiss nun weiter gestärkt wird. Das gilt nicht nur gegenüber der Konkurrenz, sondern auch innerhalb des Lufthansa-Konzerns. Grundsätzlich gilt: Je besser die Zahlen sind, die die Tochterfirma in Zürich liefert, desto mehr Eigenständigkeit und Freiheiten bei neuen Ideen kann sie sich gegenüber der Konzernmutter in Frankfurt am Main erlauben.

Lufthansa-Gewinn ist gesunken

Das ist ein gutes Zeichen für die Swiss und den Standort Schweiz. Das alles gilt umso mehr, als die Lufthansa-Gruppe im vergangenen Jahr weniger verdiente. Immerhin: Die Airline mit dem berühmten Kranich im Logo hat 2018 trotz hoher Treibstoffkosten und vieler Flugausfälle, die die Kosten in die Höhe trieben, den zweithöchsten Gewinn ihrer Geschichte erzielt.

Auch was die Konkurrenz ausserhalb des Konzerns angeht, hat die Swiss weiter Boden gut gemacht. Es ist noch nicht lange her, als die etablierten Airlines in Europa ständig davor warnten, dass die boomenden Golf-Carrier ihnen die Passagiere rauben und das Geschäft zerstören. Nun sind es die Golf-Carrier, denen es alles andere als gut geht.

Noch schlimmer steht es um einige Konkurrenten in Europa. Der Wettbewerbsdruck in der Branche ist extrem hoch, die Konsolidierung läuft auf Hochtouren, viele Anbieter sind zuletzt ausgeschieden – etwa der Ferienflieger Germania in Deutschland.

In diesen Zeiten können vor allem grosse Player wie die Lufthansa-Gruppe ihren Einfluss weiter ausbauen. Wenn solche grossen Anbieter noch grösser werden, ist das allerdings selten gut für Passagiere, denen in der Tendenz weniger Auswahl und eher steigende Preise drohen.

Politik als Bremse

Die Reiselust der Menschen – sowohl geschäftlich als auch beruflich – ist ungebrochen, das spiegelt sich in den Rekordzahlen. Doch Gegenwind hat die Swiss vor allem diesen Sommer, weil es abermals viele Verspätungen und Annullierungen im europäischen Luftraum geben könnte. Woran das liegt, und wie die Swiss schon jetzt darauf reagiert, steht hier.

Ein weiterer kritischer Punkt ist das Thema Klima. Fliegen war noch nie klimafreundlich, doch die Diskussion hat in jüngster Zeit an Schärfe zugenommen, auch in der Schweiz. Der Druck aus der Politik nimmt zu, es drohen neue Abgaben und Regulierungen. Hinzu kommt, dass viele Menschen kein Verständnis für Flugreisen gerade auf kurzen Strecken haben. Diesem Thema muss sich Klühr nun umso mehr stellen.

Tim Höfinghoff
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