War da gerade was? Vergangene Woche kündigten die Basler Baloise und die St. Galler Helvetia eine Fusion an, und mit Ausnahme der beiden Peripheriezonen schien das in der übrigen Schweiz kaum einen zu interessieren. Dabei entsteht mit der Helvetia Baloise Holding nichts weniger als die neue Nummer zwei im Schweizer Markt. Es ist wohl die grösste Transaktion in der Versicherungsbranche seit dem Verkauf der Winterthur an die Axa vor bald zwanzig Jahren. Hätte das Ganze in Zürich stattgefunden, wäre der mediale Lärm riesig gewesen.

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Die Fusion ist bemerkenswert, denn mit Baloise und Helvetia vereinigen sich zwei Firmen, die vordergründig ähnlich sind, deren kulturelle Unterschiede aber nicht unterschätzt werden dürfen. Hier die urbane, etwas distanziert auftretende Baloise, da die bodenständig-biedere Helvetia. Wie lässt sich das vereinen? Was setzt sich wie durch in einer Fusion unter Gleichen? Konzernsitz in Basel, CEO von der Helvetia, Präsident von der Baloise und ein Verwaltungsrat mit 14 Mitgliedern. Das riecht nach Kompromiss und birgt Gefahren.

Synergien werden nur erzielt, wenn auch Dinge geopfert werden.

Auf dem Papier macht die Fusion durchaus Sinn. Im Ausland erhält die neue Gesellschaft eine relevante Abdeckung mit Schwerpunkten in Spanien, Deutschland und Benelux. Und im Inland verspricht sie sich Synergien: mehr Umsatz pro Mitarbeiter, weniger Overhead pro Ertrags-Franken. Doch anders als bei der UBS, die sich gerade mit klaren Machtverhältnissen die Credit Suisse einverleibt, wird es bei der «Heloise» einiges zu diskutieren geben. Angefangen beim Markenauftritt über unterschiedliche Vertriebskonzepte und Standorte bis hin zu Personalentscheiden. Denn Synergien werden nur erzielt, wenn auch Dinge geopfert werden: Konzepte, Ideen – und vor allem Personal.

Noch betont die Helvetia etwa die Bedeutung ihres Standorts in St. Gallen. Doch langfristig gibt es für diesen wenig Argumente. Der Konzernsitz von Helvetia Baloise soll in Basel sein. Dort – nur 500 Meter vom Baloise-Sitz entfernt – befindet sich schon heute der Schweiz-Sitz der Helvetia mit dem Assetmanagement – und mit deutlich mehr Angestellten als in St. Gallen. Dass ein geteilter Konzernsitz nicht funktioniert, beweist eine Bürobrache zwischen den Basler Campus von Baloise und Helvetia: die einstige Schaltzentrale des UBS-Vorgängers Bankverein.

Die Ankündigung ist ausgesprochen, die Aktionärinnen und Aktionäre dürften der Fusion wohl zustimmen. Doch jetzt beginnt die harte Arbeit für den neuen, alten Konzernchef Fabian Rupprecht.