Da war es bislang ein Trost, dass zumindest die Wächter über das System, die Schweizerische Nationalbank und die Eidgenössische Bankenkommission (EBK), Kompetenz ausstrahlten. Nach ihren letzten Vorschlägen bleibt jedoch festzuhalten: Auch das ist nicht mehr sicher. Die Grossbanken sollen laut EBK ihre schon sehr hohen Eigenmittel noch weiter erhöhen. Und die Nationalbank will den Anteil von Fremdmitteln, die sogenannte «leverage ratio», begrenzen. Für beide Vorschläge gilt: Leider nur gut gemeint. Das Fiasko hätte mit diesen Massnahmen nicht verhindert werden können. Als die UBS die Subprime-Papiere kaufte, war sie schon eine der höchstkapitalisierten Banken der Welt. Und hätte es damals eine Obergrenze für die Verwendung von Fremdmitteln gegeben, hätte sie nichts genützt. Bei einer Bilanzgrösse von mehr als 2700 Milliarden Franken standen die Desaster-Papiere mit nicht einmal 100 Milliarden in den Büchern, und einige wurden sogar ausserhalb der Bilanz geführt. Wären die Fremdmittel nur halb so hoch gewesen, hätte die Bank sich theoretisch dennoch viel stärker mit Hochrisikopapieren eindecken können. Die Ursache des Debakels waren die fatalen Markteinschätzungen der verantwortlichen Händler, die vor allem ihre Boni im Auge hatten. Sie wird mit den neuen Regeln nicht beseitigt. Zudem: Die Vorschläge sind prozyklisch und verstärken deshalb die Krise. Schon jetzt fahren die Banken ihre Kapitalmarktgeschäfte massiv herunter. Beide Massnahmen würden das Gewinnpotenzial der gebeutelten Grossbanken für die nächsten Jahre noch weiter senken und sie damit gegenüber den Konkurrenten deutlich benachteiligen. Das kann nicht im Interesse der Schweiz liegen. Dass die Wächter nach dem Unglück, das sie nicht verhindern konnten, publikumswirksam neue Regeln vorschlagen, ist wenig überraschend. Wünschenswert wäre es jedoch, wenn sie in der Hochkonjunktur eingeschritten wären, als die Banken die gefährlichen Geschäfte eingingen. Doch da war von den Regulatoren nur Applaus zu hören. Schreiben Sie uns Ihre Meinung zu diesem Artikel.
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Dirk Schütz
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