Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) sind wichtige Vorgänge in einer funktionierenden Marktwirtschaft. Entsprechende Transaktionen führen dazu, dass die Eigentümerschaft von Firmen oder Firmenteilen immer wieder neuen ökonomischen Gegebenheiten angepasst werden. M&A sorgen damit für mehr wirtschaftliche Effizienz.

Blüht die Wirtschaft, geht das in der Regel mit einer hohen Zahl an Fusionen und Übernahmen einher. Entsprechend waren die M&A-Transaktionen dieses Jahr wegen den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise auf tieferem Niveau als zuvor. «Die Zahl der Transaktionen liegt 2020 praktisch in sämtlichen Monaten, abgesehen von Januar und Juni, tiefer als im Vorjahr», sagt Jürg Stucker, Partner bei Oaklins, einem Unternehmen, das auf die Abwicklung von M&A spezialisiert ist.

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Jetzt aber scheint es bald wieder aufwärts zu gehen mit der Zahl der Fusionen und Übernahmen. Das legt zumindest der neuste Oaklins M&A-Index nahe. Dieser Index beruht auf der Befragung von rund hundert M&A-Experten und Entscheidungsträgern der Schweizer Wirtschaft.

Im Sommer war der Index auf 64 Punkte abgerutscht, nachdem er sich zuvor während mehrerer Jahre bei über 100 Punkten bewegte hatte. Gemäss der jüngsten Befragung klettert der M&A-Index aber wieder auf 82 Punkte, wobei vor allem die Zuversicht deutlich zugenommen hat (von 10 auf 17 Punkte).

Auch in der Index-Kategorie «Fokus» (Wahrscheinlichkeit und Wichtigkeit von M&A) ging es aufwärts, von 24 auf 29 Punkte, sowie in der Kategorie «Finanzierung» (Cash-Bestand und Verfügbarkeit von Fremdkapital), von 30 auf 36 Punkte. Die Unternehmen sind also zuversichtlicher als im Frühling, dass sich die Konjunktur erholen wird, und ihr Finanzierungsumfeld hat sich verbessert.

Rückgang im Maschinenbau

Während die Zahl der M&A in den Sektoren E-Commerce, Nahrung, ICT (Information and Communication Technology) und Financial Services in diesem Jahr fast unverändert geblieben ist, gab es in anderen Bereichen wie Maschinenbau und Luftfahrt einen markanten Rückgang. 

Jetzt aber gehen gemäss M&A-Index immerhin 34 Prozent der Befragten von einer durchschnittlichen bis guten Konjunkturentwicklung aus. Im Sommer waren es erst 14 Prozent gewesen. 59 Prozent der Befragten ziehen in Betracht, im Jahr 2021 eine Akquisition zu tätigen.

Für die absehbare Zunahmen der Fusionen und Übernahmen sieht der Index-Verantwortliche Jürg Stucker mehrere Gründe. «Zum einen gibt es Käufer, die von sich bietenden Chancen und sinkenden Preis-Multiples profitieren wollen.» Zudem gebe es mehr Fälle sogenannter Distressed-M&A, wo das übernommene Ziel-Unternehmen restrukturiert werden müsse. Und schliesslich würden viele Transaktionen wieder aufgenommen, die wegen der Corona-Krise aufgeschoben worden seien.

Der M&A-Markt dürfte sich 2021 erholen, sagt Stucker von Oaklins. «Sollte in den ersten Monaten des Jahres absehbar werden, dass wir die Pandemie hinter uns lassen, dann dürfte die M&A-Aktivität sogar sehr stark zunehmen.» Insgesamt kommt Oaklins zum Schluss, dass der Schweizer M&A-Markt robuster ist als erwartet.

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