Im Zug im Internet surfen ist bis heute so eine Sache – oft ist die Verbindung ärgerlich langsam und unzuverlässig. Das soll sich künftig ändern: Die SBB testen eine neue Art der Internetverbindung, die sie Kunden gratis anbieten möchte. In einer Vorführung präsentierten die SBB heute das Vorhaben.

Statt auf herkömmliches WLAN setzen die SBB dabei auf eine Lösung, die bereits für den künftigen Datenstandard 5G gerüstet werden soll. Mit diesem werden Ladezeiten auf einen Bruchteil der heutigen reduziert. Für die Übertragung des Signals setzen die SBB vorerst auf zwei Systeme: Erstens auf Verstärker, die das Signal von aussen in den Zug leiten und an die Repeater in den Wagen weiterschicken.

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Zweitens kommen in Zügen, die modernisiert werden, neu laserperforierte Fenster zum Einsatz. Dank der Perforation werden die Fenster für das Mobilfunksignal durchlässig, im ganzen Zug wird somit ein stabiles Internet gewährleistet. Auf lange Sicht werden die SBB diese neue Technologie den Signalverstärkern und Repeater bevorzugen.

Bereits bevor 5G eingeführt wird sollen SBB-Reisende das Gratis-Internet nutzen können. Es wird zunächst auf einem 3G/4G-Standard basieren und damit laut SBB mehr Bandbreite bieten als WLAN.

Gratis-Internet wird vorerst auf ausgewählten Strecken angeboten

Der Test für das Gratis-Internet unter dem Namen «SBB Free Surf» startet 2019. Kunden von Sunrise und Salt können das Angebot dann nutzen. Dafür müssen sie sich einmal eine App herunterladen und sich mit ihrer Telefonnummer registrieren. Nach der Registrierung erkennt die App, sobald der Nutzer in einen Zug mit Gratis-Internet einsteigt. Die SBB werden die Rechnung für den Verbrauch der Kunden dann bei Salt und Sunrise begleichen. Für Swisscom-Kunden gilt der Dienst zunächst noch nicht.

Bei Swisscom heisst es auf Anfrage: «Aktuell sehen wir keinen Bedarf, bei diesem Technologietest mitzumachen», sagt Swisscom-Sprecher Armin Schädeli. Mehr als zwei Drittel der Smartphone-Nutzer hätten ohnehin ein Flatrate-Abo. «Diese Kunden surfen mit ihrem Abonnement unlimitiert, egal ob sie im Zug sind oder sonst irgendwo unterwegs sind.» Swisscom und die SBB bleiben aber weiterhin im Gespräch. Bei den SBB jedenfalls ist das Interessen gross, die Swisscom doch noch an Bord zu holen.

Angeboten wird das Gratis-Internet vorerst auf 44 Intercity-Zügen, die zwischen Zürich und Genf, St.Gallen und Lausanne und Basel und Biel verkehren. Die SBB hatte sich im Sommer dazu verpflichtet, bis Dezember 2019 Gratis-Internet auf allen SBB-Fernverkehrszügen anzubieten. Für den Test investieren die SBB einen tiefen einstelligen Millionenbetrag. «Wir gehen davon aus, dass der Test erfolgreich sein wird und die Kunden das Angebot gerne nutzen», sagt Peter Kummer, Informatikchef bei den SBB. Nach dem Test soll das Free-Surf-Angebot in die SBB-App installiert werden. Zudem tüfteln die SBB gemeinsam mit einem Startup daran, dass die Kunden künftig via Gratis-Internet kostenlos auf Zeitschriften und Zeitungen zugreifen können.

Ausbau der Mobilfunkabdeckung

Die SBB bauen darüber hinaus die Mobilfunkabdeckung im Zug aus. Die bestehenden Netzlücken seien bekannt, die grundsätzliche Abdeckung mit 97 Prozent aber gut. Um die Netzlücken zu schliessen, werden der Simplon- und der Ceneri-Basistunnel mit 4G ausgerüstet. Ab 2022 sollen damit alle Tunnel in der Schweiz durchgängig über 4G verfügen, teilen die SBB mit. Auch in den Regionen in Grenznähe sollte die Versorgung verbessert werden, so dass die Abdeckung auf 99 Prozent gesteigert würde.