Die Geschäfte laufen für Roche – trotz Frankenstärke: Der Basler Pharmakonzern hat mit seinem vermeldeten Umsatzwachstum die Erwartungen der Analysten übertroffen. Den Ausblick aufs Gesamtjahr bestätigte Konzernlenker Severin Schwan. Das Ergebnis stimmt auch die Anleger optimistisch, die Aktie legte am Vormittag rund 2.5 Prozent zu.

Wichtige Wachstumsträger waren einmal mehr die Krebsmedikamente, die für Patienten und ihre Kassen teuer seien können. Der Preiswettbewerb in der Branche steigt. «Roche ist sich des zunehmenden Drucks auf die Gesundheitssysteme in ganz Europa bewusst», sagt eine Sprecherin von Roche.

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Innovative Erstattungsmodelle

Verschiedene Konzerne experimentieren deshalb bereits mit Geld-zurück-Garantien für Medikamente, die bei Patienten nicht wie gewünscht anschlagen. So auch die Basler. «Wir sind dabei, eine Reihe neuer Erstattungsmodelle, die Gesundheitssystemen mehr Spielraum bei der Entscheidung über Kostenerstattung geben, zu etablieren», so die Roche-Sprecherin.

In Deutschland übernimmt Roche seit 2007 einen Teil der Behandlungskosten für Patienten, wenn diese eine hohe Dosis des Krebsmedikaments Avastin erhalten. Dabei werden die ausgelegten Kosten den Krankenkassen zurückerstattet. 

Wäre neu in der Schweiz

Laut Bundesamt für Gesundheit wurde in der Schweiz bisher bei keinem Arzneimittel, das von Krankenkassen vergütet wird, ein vergleichbares Modell umgesetzt.

Doch wie funktionieren diese Erstattungsmodelle?

Zunächst müssen sich Pharmahersteller und Gesundheitsbehörden auf einheitliche Kriterien zur Definition von Behandlungserfolgen einigen. Danach wird eine Datenbank eingerichtet, dort kann der Behandlungsfortschritt mitverfolgt werden. Zum Jahresende bestimmt die Anzahl der erfolgslosen Behandlungen die Höhe der Rückerstattung.

Preisgestaltung der Zukunft

Die Erfassung in einer Datenbank bringt jedoch auch Nachteile mit sich: «Die Überprüfung ist administrativ aufwendig und kann nur über ein Register erfolgen. Dies ist je nach Patientenzahl schwierig und bedeutet zusätzlichen Aufwand für die Ärztinnen und Ärzte», so Daniel Dauwalder vom Bundesamt für Gesundheit.

Auch der Schweizer Weltmarktführer Novartis erwartet, dass die Preisgestaltung in der Pharmabranche künftig vermehrt von den Behandlungsresultaten abhängig gemacht wird.

Echtzeit-Daten sind Gold wert

Mit dem neuen System können die Produzenten auf Preisvorteile bei den Verhandlungen mit den Zulassungsbehörden hoffen. Andererseits wollen Roche, Novartis und Co. so natürlich die Absatzmenge steigern. Ein dritter Grund für das Vorantreiben der Rückerstattung liegt in der Zugänglichkeit von Echtzeitdaten. Bis anhin mussten sich die Pharma-Hersteller auf klinische Studien verlassen.

Das kann sich ändern: Die französische Roche-Filiale untersucht in einem Pilot-Projekt bereits Echtzeit-Daten von Brustkrebs-Behandlungen mit dem Präparat Herceptin. Die Forschungsabteilung erhofft sich daraus Erkenntnisse zur Verwendung, Dosierung und Wirkung des Medikaments.

In der Schweiz keine Geld-zurück-Garantie

Die Erhebung von Echtzeit-Daten bringt gleich mehrere Vorteile: Ziel ist nicht nur die Optimierung der Wirksamkeit von Behandlungen. Die anonym erhobenen Daten sollen auch zu einer flexiblen Preisgestaltung beitragen. So könnten Pharma-Konzerne in Zukunft für das gleiche Medikament je nach Erkrankung, Patient und erwartetem Erfolg unterschiedliche Preise verlangen.

«Heute verfügen wir über Medikamente, die bei verschiedenen Krebserkrankungen zu besseren Behandlungsergebnissen führen, wobei jedoch der Nutzen für die Patienten unterschiedlich sein kann», teilt die Roche-Sprecherin mit. «Deshalb haben wir personalisierte Erstattungsmodelle mit differenzierten Preisen konzipiert, die den Nutzen der Behandlung für den Patienten widerspiegeln.»