Mit den Strafzöllen gegen chinesische Produkte will US-Präsident Donald Trump unter anderem Industriearbeitsplätze aus China zurück in die USA holen. Doch zumindest dieser Teil des Plans scheint nicht aufzugehen. Zwar verlassen viele Elektronik- und Tech-Konzerne nun das Land oder bauen zumindest alternative Standorte ausserhalb Chinas auf. Doch die USA gehören kaum zu den Zielländern dieser Produktionsverlagerungen.

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Das japanische Wirtschaftsmagazin «Nikkei Asian Review» listet über 50 globale Firmen, die seit der ersten Zollrunde vor einem Jahr Pläne zu einem Abzug aus China bekanntgegeben haben. Darunter sind Schwergewichte wie Apple und Nintendo – aber überraschenderweise auch mehrere Firmen aus Festlandchina.

Die Konzerne aus Japan, Taiwan, China und den USA verlagern vor allem Arbeiten und Produktionsstätten nach Vietnam, Japan, Thailand, Taiwan und Mexiko. Einzig der japanische Autozulieferer Mitsuba, der seine Produktion bereits nach Vietnam verlagert hat, will künftig auch in den USA produzieren.

Als Hauptprofiteur erscheint Vietnam. Der Tech-Gigant Apple hat seinen Zulieferern geraten, 15 bis 30 Prozent der iPhone-Produktion aus China zu verlagern. Am Mittwoch wurde zudem bekannt, dass Apple eine Testproduktion der drahtlosen iPod-Kopfhörer in Vietnam beginnt. Solche Tests sind laut «Nikkei» oftmals eine Vorstufe der Massenproduktion.

Landgrenze zu China

Auch der japanische Hersteller Sharp will künftig einen Teil seiner PCs in einer neuen Fabrik in Vietnam bauen. Konkret geht es um die Computer, die in den USA verkauft werden. Diese machen rund 10 Prozent der Produktion der Einheit aus. Der Spielekonzern Nintendo geht mit seiner Konsole Nintendo Switch ebenso vor, auch diese soll in Zukunft teilweise in Vietnam produziert werden.

Vietnam ist wegen der bestehenden Elektronikindustrie und der Landgrenze zu China besonders geeignet. Denn während die Firmen neue Standorte aufbauen, wollen viele trotzdem ein Standbein in China behalten, um den chinesischen Markt zu bedienen. Das zwingt die Unternehmen, doppelte Lieferketten aufzubauen: eine für China und eine für den Rest der Welt.

Gefahr der «Abkoppelung»

«Die Wahrscheinlichkeit einer Teilung des Weltmarktes steigt», so Ökonom Yuji Miura vom Japan Research Institute. Am Ende der Entwicklung stünde eine «Abkoppelung» im Sinne einer Teilung der Weltwirtschaft in zwei verfeindete Blöcke. Für die Firmen würde eine solche Wirtschaft höhere Kosten und möglicherweise Überkapazitäten bedeuten, schreibt «Nikkei».

So weit sind wir zwar noch nicht. Doch der Handelsstreit beginnt sich auf die Handels- und Kapitalströme niederzuschlagen. Während die Exporte aus China in die USA in den ersten fünf Monaten des Jahres um 12 Prozent gefallen sind, konnten Indien, Vietnam und Taiwan zweistellig zulegen.

Und dies obwohl Trump die angedrohte vierte Runde der Strafzölle auf Computer, Digitalkameras und Kleider im Wert von weiteren 300 Milliarden Dollar vorerst auf Eis gelegt hat.

China rollt den roten Teppich aus

In der Zwischenzeit versucht China mit neuen Anreizen Firmen zu halten oder ins Land zu locken. So steht Tesla kurz vor der Eröffnung einer riesigen Fabrik in Shanghai, mit der die chinesischen Einfuhrzölle von 25 Prozent auf amerikanische Autos umgangen werden können, die im Zuge des Handelsstreits verhängt wurden. Angeblich soll der US-Konzern dafür billige Kredite und vergünstigtes Bauland von der Lokalverwaltung erhalten haben.

Insgesamt versucht sich China seit 2018 an einer schrittweisen Öffnung für ausländische Konzerne. Mit Erfolg: Im ersten Halbjahr 2019 stiegen die ausländischen Direktinvestitionen um 3,5 Prozent auf 71 Milliarden Dollar. Als nächstes sollen Investitionsbeschränkungen in sieben Bereichen fallen, darunter die Öl- und Gasindustrie. Zudem laufen Bestrebungen den Finanzsektor zu öffnen.

Ob das am Ende aber ausreicht, um den drohenden Einbruch der Beschäftigung und des Konsums in China abzuwenden, ist unklar, denn die Kosten einer Nicht-Verlagerung könnten für die Firmen höher sein.

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